Vortrag

Die Türkei – aktuelle Entwicklung

Der Referent des heutigen Abends, Dr. Bernd Liedtke stellte sich zunächst vor. Im Polizeidienst sei er 44 Jahre in der „öffentlichen Badewanne“ wohlversorgt geschwommen. Als stellvertr. Polizeipräsident in Hagen war er u.a. mit Migrantenfragen befasst. Seine erste Jugendliebe war Türkin und brachte ihm somit schon früh das Thema „Türkei“ nahe.
Mit 44 Jahren nahm Dr. Liedtke das Studium der Politologie an der FU Hagen auf, schloss als Dipl. Magister ab und promovierte über das Thema Türkei. Heute ist Dr. Liedtke, der sich als Experte für Kultur, Politik und Kunstgeschichte bezeichnet, mit vier weiteren türkischstämmigen Frauen freiberuflich tätig und hält mit ihnen Vorträge über den Islam im praktischen Alltag.

Der Vortragende verwies auf die lang bestehende enge Verbindung der Deutschen und Türken, die zu Zeiten des Osmanischen Reiches im 11. Jahrhundert begann. Heute leben ca. 2,9 Millionen Menschen türkischer Herkunft in Deutschland, von denen etwa 700.000 die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, in NRW leben 1,4 Millionen Türken.
Die an sich homogene deutsche Gesellschaft tut sich teilweise schwer damit, Menschen anzunehmen, die nicht ihrem Idealbild eines Deutschen entspricht. Demnach ist deutsch wer akzentfrei die deutsche Sprache spricht, 38% sagen wer ein Kopftuch trägt, kann kein Deutscher sein, 40% wollen keine Moscheen hier haben, 67% wissen nichts über Koran/Islam.

87% der Türkischstämmigen wollen zu Deutschland gehören, hingegen fühlt sich jeder Zweite als Bürger II. Klasse. In der Türkei werden sie bei Besuchen als Deutsche angesehen, in Deutschland sind sie Türken und somit fühlen sie sich irgendwie heimatlos.
60% der Türkischstämmigen sind hier im Dienstleistungsgewerbe tätig, nur 6% sind selbständig, zum Vergleich 12 % Deutsche sind selbständig.

Kemal Atatürk, der Begründer der Türkei 1923, die aus den Trümmern des Osmanischen Reiches entstand, vollzog seinerzeit einen kulturpolitischen Wandel der Türkei, die er in einen säkularisierten Staat führte und sich gen Westen öffnete. Heute hingegen führt ein geänderter Weg der Türkei in die Rückständigkeit.

Politische Nachfolger und enge Weggefährten waren Gülen und Erdogan zunächst. Ein erbitterter Streit über die zukünftige Entwicklung und die Auslegung des Islams führte 2013 zu einer Trennung und gipfelte einerseits in der Schließung von Nachhilfezentren durch Erdogan (die Gülen mit Profit betrieb) und andererseits folgte daraufhin die Veröffentlichung von Korruptionsvorkommen des Erdogan-Clans durch die Gülenbewegung. Gülen lebt heute in Pennsylvania. Es wird von Experten angezweifelt, dass er hinter dem Putschversuch im Juli 2016 steckt, wie es von Erdogan behauptet wird. Trotzdem sei Gülen nicht positiv zu sehen.

Die Türken empfinden das politische System und insbesondere Erdogan als gut. Merkel hingegen wird nicht akzeptiert, da sie zu monokausal sei.

Die Türken wünschen sich einen starken Führer. Erdogan gibt den Türken Anerkennung, er sorgte für materiellen Aufschwung und die Partei Edogans – die AKP- ermuntert zur Aufgabe des Säkularismus zugunsten der öffentlichen Durchsetzung des Islam.
Erdogan will mit seinem Referendum am 16.04.2017 als dann gewählter Staatspräsident eine islamische „Demokratie“ einrichten. Er wird gleichzeitig Staatspräsident und Vorsitzender seiner Partei AKP sein. Es entsteht ein Loyalitätsproblem, da Erdogan fortan das Parlament (Legislative) mit seinen 600 Abgeordneten lenkt. Es werden Personen auf die Liste gesetzt, die ihm genehm sind. Die Exekutive (Regierung als vollziehende Gewalt) gibt es zukünftig nicht mehr. Durch die Einsetzung von 5 der höchsten Richter hat er zudem einen begrenzten Einfluss auf die Judikative.

Zwei Wahlperioden (bis 2029) kann Erdogan Staatspräsident sein. Wissenschaftler wie kritische Stimmen verlassen das Land. Neben all den bereits heute aus den Jobs Vertriebenen und in Gefängnisse Geworfenen: Wie soll das Land dann noch prosperieren?
Nachdem Yildrim kürzlich seinen Auftritt in Oberhausen als Werbetrommler für Erdogan absolviert hat, fragte der Journalist Prantl von der Süddeutschen Zeitung: „Wo ist der deutsche Rechtsstaat? Man sollte derartige politische Auftritte in Deutschland nicht erlauben, die Türkischstämmigen in Deutschland in Ruhe lassen, da sie nicht in der Türkei spätere Folgen ausbaden müssen“.

Vortrag

Island – eine Erkundungsreise der Vulkaninsel per Schiff  

CF Toni Kränzle begann seinen Vortrag unter dem o.a. Titel. 11 Tage dauerte die Islandreise Mitte Juli 2016, die mit dem Flug per Iceland Air begann. Die Entfernung Hamburg – Island beträgt ca. 2.400 km. Von oben ist beim Anflug auf Island (Island = Iceland) viel Gletscherwasser auf dieser felsigen Insel, die nur schwach begrünt ist, zu sehen, deren Flächenmaß 3 x so groß ist wie NRW.

Die Entfernung Ost – West beträgt 300 km. Auf der Insel leben ca. 325.000 Einwohner, 2/3 davon in der Region Reykjavik. Die Nordküste liegt am Polarkreis, Golf- und Polarstrom begegnen sich hier und sorgen aufgrund der Mischung der kalten und warmen Gewässer für reichlich Plankton (=Biomasse), das wiederum starken Fischreichtum bringt.

Per Schiff ging es auf die Erkundungsreise und man sah die aus mehreren Lagen übereinander gestaffelten Felsformationen, die unten ca. 100 m begrünt sind und dann kahl aufragen. Die Orte mit ihren bunten Holzhäusern ähneln sich in ihrer Struktur, dafür ist die Landschaft interessant.

Um Lawinengefahr zu bremsen, versucht man durch Aufforstung gegenzuhalten. Heringsschwärme laichen in norwegischen Fjorden, um dann nach Island zu ziehen. Berge gibt es zwischen 600 bis 700 m hoch, der höchste Berg ist 2.100 m hoch.

Nur 1/5 der Insel ist agrarfähig, Island kann sich nicht allein ernähren, Getreide ist nicht anbaufähig, Milch ist aufgrund der Schafe, die selbst bei Schnee in den Bergen leben, genügend vorhanden.

60 bis 100 Vogelarten kommen vor, 35 Arten brüten hier.

CF Toni zeigte uns farbenfrohe Bilder der erstaunlich vielseitigen Flora Islands. Einige Beispiele: Islandmoos als Pionierpflanze auf den Felsen, Islandmohn, Zwergbirke, Wollgras, Thymian als Geröllsiedler, gedrungener als bei uns vorkommende Lupinen, Silberwurz sonst in den Alpen zu finden, hier ab 800 m vorkommend, Knabenkraut etc.

Der älteste Teil der Insel ist 16 Millionen Jahre alt, ursprünglich entstanden aus Eruption im Meer. Island ist der größte Vulkankamin der Erde. 200 bekannte Vulkanausbrüche hat es gegeben.

Erste Bewohner waren Wikinger, die brachten Schafe für ihr Überleben mit. Die Schafe fraßen die Insel total leer, daher wurde ihre Anzahl auf   ½ Million begrenzt, um keine Bodenerosion entstehen zu lassen.

Eiderenten nisten an felsigen Küsten und rupfen beim Nestbau zur Polsterung Daunen von ihrer Brust. 1/3 Daunenabnahme aus den Nestern ist den Fischern gestattet, wodurch das Märchen vom Rupfen der lebenden Eiderenten durch Menschen in das Reich der Fabeln gehört. Der Polarfuchs ist der einzige Feind der Eiderenten. Die Eider-enten leben in friedlicher Symbiose mit dem Menschen und sind ungewöhnlich zutraulich.

Ein tolles Schauspiel bietet Myvatn, durch eine riesige Lavafläche geht Wasserdampf hindurch, es entstehen Kamine und man sieht Dampfwol-ken eine Zeitlang nach dem Erkalten. Erstarrte Lavareste aus Millionen Jahren schufen eine Steinwürste mit reichhaltiger Flora, ein Überleben ist hier nicht möglich.

Kleine Dampfkraftwerke in vielen Orten liefern Energie aus dem Unter-grund. Millionen von Mücken zeigen ihre Tänze. Gewarnt werden Wanderer vor dem Sturz in kochende Schlammtöpfe.

Kontinentalplatten stoßen aneinander und verursachen jährlich eine Differenz um 2 bis 3 cm. Island geht also auseinander von West nach Ost und vergrößert sich um 1 ha durch Spaltung per annum.

Bei einem Whale Watchingtrip bei der Anlaufstelle Husavik wurde berichtet, dass es alle Wale dort gibt und sogar Haie. 7 Walarten, darunter der Beluga, Mink-, Blau-, Zwerg-und Pottwal, putzen Millionen Tonnen an Fisch weg.

Frische Fische gehen als Luftfracht nach Frankfurt/Main. Nach dem Fang erreicht die Ladung binnen 20 Stunden Frankfurt.

In Ergänzung zu dem Gehörten zeigten anschließend diverse Nachfragen wie gut der Vortrag bei den Zuhörern angekommen war. Anhaltender Beifalle dankte für das  ausgezeichnete und mit hervorragender Stimmqualität  vorgetragenen Referat .

Vortrag

Martinsfeier des PROBUS Clubs Kaarst am 18.11.2014

Vizepräsident Peter Hacke vertrat den anlässlich eines Konzertes in Rom weilenden Präsidenten Adolf Schätzlein. Gast und Referent war Dr. Bruns aus Altenberge, der uns seinen von ihm gegründeten Verein NGH (Nachhaltig gegen Hunger – contre la faim e.V.-) vorstellte.

Dr. Bruns berichtete, als Bauernsohn nahe Osnabrück geboren, landete er nach seinem Studium im Landwirtschaftsministerium Niedersachsen, wo sein Interesse der inter-nationalen Zusammenarbeit galt.

Im Jahr 2002 wurde der Verein NGH, Göttingen unter der Zuständigkeit von Dr. Bruns gegründet. Es wurde bereits zuvor auf Vorschlag des damaligen Ministers Funke ein Agrarprojekt mit bäuerlichen Betrieben aufgebaut. Rebellen zerstörten diese Anlagen. Da man die Menschen nicht in Armut lassen wollte, gründete man den neuen Verein mit zunächst 18 Flüchtlingsfamilien. Es wurde eine Landarbeitersiedlung mit einem Startkapital von € 5.000 geschaffen.

„Eine Angel zu reichen ist zu wenig, man muss erklären wie man mit der Angel umgeht“. Daher wurde Hilfestellung bei der Projektentstehung geleistet und danach wurde gemeinsam gefeiert. Gemeinsame Feiern motivieren die Leute und sind wichtig.

Wichtigste Förderung war die Ausbildung der Kinder. Es entstanden zahlreiche Schul-bauten mit eigenen Brunnen, Kantinen, Toiletten und Lehrerwohnungen. Für diese Projekte wurde und wird Geld benötigt. Die Errichtung der 9 Schulen kostete einschl. 2016  € 383.000. Alle Schulen werden im gleichen Stil gebaut, das spart Architekten- und Statikerkosten.

Unterstützt durch Spenden, Mittel der „Bingostiftung“ Niedersachsen sowie des Bundesministeriums für Zusammenarbeit und Entwicklung wird die Realisierung dieser Projekte ermöglicht. Dabei geht dass eingenommene Geld von Göttingen direkt auf ein eigenes Konto in Afrika, wobei jede Überweisung penibel geprüft wird, um Misswirtschaft vorzubeugen.

Die Kernmannschaft des Vereins besteht aus 6 ehrenamtlich tätigen Personen.

Die Elfenbeinküste hat sowohl tropischen Regenwald als auch feine Sandstrände.

Im Süden des Landes leben vorwiegend Christen mit ca. 30 %, im Norden hingegen fast 40 bis 45 % Moslems. In der Mitte gibt es Naturreligionen unbekannter Zahl. Es gibt keine Religionsfehden. Der nachgebaute Petersdom für Katholiken z. B. legt hierfür Zeugnis ab.

Die Ethnien sind unterschiedlich hinsichtlich Sprache und Traditionen. Die offizielle Sprache ist französisch. Über 60 % sind Analphabeten, davon Frauen mit über 73 %. Über 4 Millionen Jugendliche sind ohne Arbeit und Berufsausbildung, da diese gänzlich fehlt. Der Schulunterricht ist frei, das Material muss aber bezahlt werden. Arme können sich das nicht leisten.

Die Elfenbeinküste beträgt 322.000 km² (Deutschland 357.000 km²)  mit 21,5 Millionen Einwohnern (Deutschland 80 Millionen).

Die Ernten rühren aus Anbau landwirtschaftlicher Produkte wie Mais, Kakao, Kaffee, Ananas, Mango, Papaya, Ölpalmen, Kokosnüssen, Bananen und Kautschuk. Ferner gibt es Fisch-, Vieh- und Holzwirtschaft. Es gibt Vorkommen an Erdöl, Gold, Diamanten. Eigentlich könnte es ein reiches Land sein, aber ….

Von chicen Villen bis zu ganz armseligen Blechhütten ist alles vorhanden.

Zum Schluss bezifferte Dr. Bruns die für das Jahr 2017/2018 benötigte Spendensumme  auf € 60.000. Hierzu hat der Probusclub durch die Spenden der Anwesenden ein wenig mit einer Summe von € 945 beigetragen, zumal diese Summe aus der Clubkasse auf € 1.000 aufgestockt wurde.

 

Exkursion

Exkursion am 02.11.2016:  Lukaskrankenhaus Neuss 

Zu Beginn der Führung wurden wir im Haupt-Besprechungsraum im obersten Stockwerk des Krankenhauses bei Kaffee, kalten Getränken und Gebäck begrüßt von Herrn Dr. Nicolas Krämer, kaufmännischer Geschäftsführer des Krankenhauses. Nach einer kurzen, generellen Einführung gab uns Herr Dr. Andreas Kremer, unter anderem zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhauses, weitere, detaillierte Informationen, zusammen-gefasst in etwa Folgendes:

Das Lukaskrankenhaus war bis 1911 ein privates Spital; ab 1911 wurde es als „Städtische Krankenanstalten Neuss“ von der Stadt Neuss geführt; im zweiten Weltkrieg diente es als Lazarett. Seit dem Jahre 1987 wird es in der Rechtsform einer GmbH geführt, deren Anteile zu 100% der Stadt Neuss gehören. – Neben dem Lukaskrankenhaus gehören zu dieser GmbH in Neuss noch das Pflegeheim Herz-Jesu, die Rheintor-Klinik, eine PK Privatklinik, eine MVZ GmbH (Medizinisches Versorgungszentrum) sowie neun Kinder-tageseinrichtungen.

Das Lukaskrankenhaus ist das größte Krankenhaus im Kreise Neuss. Es verfügt zurzeit über 537 Betten in 12 Fachabteilungen. Mit diesen Fachabteilungen werden die medizinischen Bedürfnisse aller Generationen, also von Neugeborenen bis alten Menschen abgedeckt. Fast alle Chefärzte der 12 Fachabteilungen sind Professoren. Das Krankenhaus ist deswegen auch akademisches Lehrkrankenhaus. Jährlich werden mehr als 100.000 Patienten von den im Krankenhaus tätigen ca. 200 Ärzten und ca. 1.400 anderen Mitarbeitern versorgt. – Das Lukaskrankenhaus ist als „Traumazentrum“ das einzige Krankenhaus für Schwerst-Verletzte im Kreise Neuss; es verfügt außerdem über eine Neugeborenen-Intensivstation. – In den letzten Jahren wurden für Neubauten, Moderni-sierungen sowie die Anschaffungen modernster medizinischer Geräte ca. € 150 Mio. investiert. Im Qualitäts-Ranking belegt das Haus unter ca. 350 Krankenhäusern in NRW Platz 22. Während ca. 51% aller Krankenhäuser in Deutschland defizitär sind, arbeitet das Lukaskrankenhaus bei einem Umsatz von ca. € 136 Mio. im letzten Jahr mit „schwarzen“ Zahlen.

Gegen 16 Uhr begann dann die eigentliche Führung durch Teile des Krankenhauses.

Den Anfang bildete die Besichtigung des Blockheizkraftwerks. Dort erläuterte uns Herr Dipl.-Ing. J. Stahlschmidt, technischer Leiter des Krankenhauses, die Funktion der Blockheizwerke. Vorhanden sind ein Block mit 3.000 KW, ein Block mit 1.000 KW und zwei Blöcke mit je 500 KW. Sie werden mit Gas betrieben und laufen das ganze Jahr. Sie erzeugen den Strom für das gesamte Krankenhaus; in der warmen Jahreszeit wandeln Wärmetauscher die Wärme in Kälte zur Kühlung der Räume.

Anschließend führte uns Herr Oberarzt Dr. Reinhart durch das Tumorzentrum. Hier erfolgt die medikamentöse Behandlung aller Arten von Tumoren, im Wesentlichen also die sogenannte Chemotherapie. Für die Behandlung stehen mehrere Räume zur Verfügung, unterschiedlich mit zwei bis sechs Behandlungsplätzen ausgestattet. Für jeden Patienten wird vor der Behandlung ein genauer Behandlungsplan ausgearbeitet; dementsprechend werden die Medikamente für jede einzelne Chemotherapie für jeden Patienten separat im Krankenhaus zusammengestellt; die Abteilung bietet außer der eigentlichen medizinischen Behandlung auch Ernährungsberatung, psychologische Unter-stützung sowie Seelsorge an.

Während ein Teil der Gruppe sodann durch die Palliativstation geführt wurde, suchte der andere Teil die Kinderklinik auf. Deren Chefarzt, Herr Professor Dr. Engelmann führte uns durch einige Räume und gab Erläuterungen: Die Kinderklinik ist die einzige im Kreis Neuss. Hier werden Kinder zwischen 0 und 18 Jahren ambulant und stationär behandelt, und zwar ca. 10.000/Jahr ambulant und ca. 3.500/stationär. Die Verweildauer beträgt durchschnittlich nur 3 Tage; die Ambulanz ist täglich 24 Stunden besetzt. Die Klinik verfügt über einen speziellen Notarztwagen für Babys unter 2 Jahre, der ca. 400 Einsätze/Jahr absolviert. – Die Kinderzimmer sind hell und freundlich eingerichtet. Jedes Zimmer ist an den Wänden mit der Landkarte eines Landes, sowie mit Tieren, die dort leben und kurzen Angaben zu dem Land bemalt. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Mütter zusammen mit ihrem kranken Kind im selben Zimmer die Nacht verbringen können.

Während die eine Hälfte unserer Gruppe zum Abschluss noch durch die Klinik für Strahlentherapie (Onkologie) geführt wurde, besichtigte die anderen die Medizinische Klinik I, dort die Herzkatheter-Abteilung. Hier waren auf 4 Tischen diverse Herzkatheter ausgelegt, deren Funktionsweise uns der dortige LA Dr. Becker erläuterte: Mit diesen Kathetern werden zum einen Engstellen in Adern/Gefäßen gedehnt. Im Wesentlichen geschieht dies an den Herzkranzgefäßen. Des Weiteren können mittels Katheter inzwischen auch Herzklappen neu eingesetzt werden. Außerdem wird auf diese Weise bei Herz-Rhythmus-Störungen die sogenannte „Ablation“, d.h. die Unterbindung störender elektrischer Impulse entweder „kalt“ oder „heiß“ durchgeführt. – Herr Dr. Becker und zwei seiner Kollegen demonstrierten in sehr anschaulicher Weise, wie die verschiedenen Katheter, nachdem sie durch die Leisten-Arterie bis ins Herz geschoben worden sind, arbeiten. – Die Abteilung verfügt über 3 Behandlungsplätze, an denen diese Eingriffe vorgenommen werden können. Insgesamt werden ca. 4.000 Patienten/Jahr auf diese Weise behandelt. Dadurch verfügt die Abteilung über große Erfahrung und Reputation.

Die äußerst informative, fachkundige und interessante Führung endete bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee in der Cafeteria der Klinik gegen 18 Uhr.

 

 

 

Exkursion

                    Exkursion am 06.10.2016 nach Velbert-Neviges                              mit Besuch  der Wallfahrtskirche                             „Maria,Königin des Friedens“

Ein Jahr nach der Fahrt vom 22.09.15 zum Bensberger Rathaus, einem bekannten Bauwerk des Architekten Gottfried Böhm, hatte Probusfreundin Ille Mularski eine Exkursion zu einem weiteren – diesmal sakralen –  Meisterwerk desselben Architekten minutiös vorbereitet: zur Wallfahrtskirche in Velbert-Neviges.

Cfin Ille informierte zunächst über den Ablauf des Tages und wies insbesondere darauf hin, dass eine Führung und gemeinsame Besichtigung der Wallfahrtskirche mit Rücksicht auf betende Pilger nicht möglich sei. Sie verteilte drei Informationsblätter an die Teilnehmer und bat darum, dass jeder allein das Gotteshaus besichtigen solle. Anschließend stehe der Franziskaner-Bruder Peter im „Pilgersaal“ für weitere Fragen und ErKlärungen zur Verfügung.

Nach der Ankunft in Neviges gegen 12.30 Uhr nahmen die Teilnehmer eine „gute Pilger-suppe“ im Restaurant „Parkhaus Seidl“ zu sich.

Gegen 14.50 Uhr brachte uns der Bus zur Wallfahrtskirche. Franziskaner-Bruder Peter begrüßte uns dort und gab erste Hinweise zum Bauwerk.  Anschließend besichtigte jeder Teilnehmer -wie gewünscht- für sich allein das außerordentlich eindrucksvolle „Gesamt-kunstwerk“: schweigend oder höchstens „flüsternd“ (Bruder Peter).

Der Architekt Gottfried Böhm, geb.1920, gilt als der vielfältigste Baukünstler seiner Generation in Deutschland. 1986 erhielt er als – bis vor kurzem – einziger Deutscher den “ Pritzker-Preis“ für Architektur, sozusagen den Nobelpreis für Architekten. In der Fachliteratur werden drei Hauptphasen seines Wirkens unterschieden. Die Wallfahrts-kirche „Maria, Königin des Friedens“ in Neviges wird der mittleren Hauptphase zuge-rechnet (geplant und gebaut 1963 – 1968: Grundsteinlegung 1966,  1968 Vollendung des Baues und am 22.05.1968 geweiht). Sie gilt als der architektonische Höhepunkt im sakralen Schaffen Gottfrieds Böhms und als typisches Beispiel der „kristalli-nen Betonfelsen“: „Hier dominiert die monumentale Raumplastik, die sich auf unregelmäßigem Grundriss erhebt  und in kristallinen Formen in die robusten Faltdächer übergeht“.

Bei den sog. Profanbauten ist nur vergleichbar das vom Probus-Club im letzten Jahr (s.o.) besichtigte Bensberger  Rathaus  (zeitgleich 1963 – 1969 ), das architektonisch mit der alten Burg eine neue Verbindung eingeht.

Die Probusfreunde/-freundinnen und ihre Gäste konnten während der 45-minütigen individuellen Besichtigung die räumlichen Dimensionen dieser „Großplastik“ auf sich wirken lassen und mit Hilfe der drei Informationsblätter viele interessante Details des Hauptraumes, der Kapellen, der Unterkirche und der integrierten Kunstwerke sowie der  von Gottfried Böhm selbst entworfenen Fenster entdecken.

Im anschließenden Gespräch mit Bruder Peter im Pilgersaal stellten Probus-freunde/-freundinnen noch viele Fragen bzw. gaben Anmerkungen/Urteile zu Protokoll.

So wurde z.T. bemängelt, dass der Hauptraum relativ dunkel sei, z.T. zu dunkel, um Details zu erkennen.  Andere äußerten, dass gerade dadurch die mystische Wirkung des Raumes  erzielt werde. Bruder Peter ergänzte, dass Gottfried Böhm die (relative) Dunkel-heit bewusst gewollt habe, u.a. um die Wirkung der Fenster zu steigern. Außerdem sei ja bei Messen, Andachten usw. die Beleuchtung eingeschaltet.

Auf Nachfrage bestätigte Bruder Peter, dass G. Böhm im ersten Architektenwettbewerb nicht den ersten Platz belegt habe. Auf Drängen des Kölner Erzbischofs Kardinal Frings wurde ein zweiter Wettbewerb mit neuen Vorgaben ausgeschrieben, den G. Böhm dann gewann.

Weiter bestätigte Bruder Peter, dass die Verwendung von Beton als Baustoff die ganz ungewöhnliche Form des Felsendoms ermöglicht habe. Es sei ganz unverkennbar, dass G. Böhm neben dem Studium der Architektur (an der TU München) ein Studium der Bildhauerei (an der „Akademie der Künste“, München) absolviert habe. Zunächst habe G. Böhm selbst über alle Reparaturen bzw. Änderungen an dem Bau selbst entschieden. So habe er sich gegen Kupferplatten auf dem z.T. undichten Dach und für Betonplatten entschieden.

Die Rose, im Altertum Symbol der Göttin Venus, sei im Mittelalter auf die Gottesmutter Maria übertragen worden. Die Rose spiele als häufig wiederkehrendes Motiv der Innengestaltung eine sehr große Rolle.

Gefragt wurde auch nach der Form und der Bedeutung des Altares und nach den großen beschrifteten  Wandbehängen. Bruder Peter erläuterte, dass Böhm die Wandbehänge nicht gewollt habe, sondern freie Betonwände. Diese würden allerdings von manchen Pilgern abgelehnt.

Ein Teilnehmer  äußerte sein Erstaunen, dass – ausgehend vom sehr kleinen Marienbild („Hardenberger Gnadenbild“) – sich diese Wallfahrten und dieses gewaltige Bauwerk in Neviges entwickelt hätten. Daraufhin berichtete Bruder Peter über die Geschichte des „Gnadenbildes“, die Rolle des Franziskaner-ordens, die Entwicklung der Wallfahrten bis zum Bau des Wallfahrtsdomes in den 1960er Jahre und bis in die heutige Zeit hinein. An die Stelle der in Notzeiten großen Pilgerströme (so 1935: 340 000 Pilger!) oder vieler Pilgergruppen mit festen Programm in den ersten Jahrzehnten kommen, nach dem Bau der Böhm-Kirche, heute zunehmend individuelle Pilger. Neviges sei aber nach wie vor der größte Wallfahrtsort im Erzbistum Köln. Seinem Franziskanerkloster gehörten heute (nur) noch sieben Mitbrüder an.

Um ca. 16.00 Uhr fuhr uns der Bus zum Nostalgiecafe „Bergischer Hof“, wo eine Kaffeetafel auf die „erschöpften Pilger “ wartete. Frisch gestärkt, bestiegen wir dann um 17.00 Uhr den Bus.

Weitere Werke Gottfried Böhms:

1) die Kirche „Christi Auferstehung“ in Köln -Lindenthal (1968-70)  („Abschluss einer Reihe von sehr plastischen, skulpturalen Bauwerken“ G. Böhms)

2) frühe Kirchen von G. Böhm in der Nähe:  a) „St. Konrad“ in Neuss-Gnadenthal (1954-57) b) St. Josef in Grevenbroich-Süd (1957-59)

3)Dokumentarfilm: „Die Böhms – Architektur einer Familie“, 2014  (dazu:  2 Minuten-Trailer bei “ YouTube“ )

Clubreise

PROBUS Club Kaarst                 

Thüringen-Reise vom 31.08. – 05. 09. 2016

Diese Reise wurde von den Probusfreunden Hermann Meisel, Christian Scholz und Ottmar Teufel organisiert. 

Freitag, 31.8. 2016 – Erster Tag 

Unsere Reise begann schon vielversprechend: Bestes Wetter, pünktliche Abfahrt  und gute Stimmung.

Ottmar gab uns zunächst einen sehr interessanten Bericht über die Geschichte Thüringens. Das heutige Thüringen entstand eigentlich durch Erbteilung im Jahre 1485. Es wurde im Laufe der Jahre durch weitere Erbteilungen in einen unwahrscheinlichen Flickenteppich zerstückelt. Jeder der Lokalfürsten versuchte seinen Nachbar beim Bau von Schlössern, Gärten, Theatern etc. zu übertreffen und förderte Dichter und Kultur, was uns heute den Reichtum an diesen schönen Dingen in Thüringen beschert.

Nach einer kurzen Rast am Biggekopf-Rastplatz ging es weiter, zum Teil über sehr schöne Landstraßen, nach Berka/Werra, wo wir im Gasthof Zur Post freundlich empfangen wurden und im Sonnenschein im Hof unser Mittagessen einnahmen. Wir fuhren dann weiter nach Weimar, wo wir zu spät eintrafen, um – wie geplant – zunächst im Hotel einzuchecken. Wir fuhren also direkt zur Anna-Amalia-Bibliothek. Frau Schulze führte uns dann sehr kompetent in die Geschichte der Bibliothek ein. Sie geht zurück auf die private Bibliothek des Herzogs im Weimarer Stadtschloss, wurde jedoch im Laufe der Zeit vergrößert und zog schließlich 1766 in das grüne Schloss um.

Es ist der jungen Herzogin Anna-Amalia, die mit 19 Jahren schon Witwe wurde und bis 1775 den kleinen Staat regierte, zu verdanken, dass das grüne Schloss zu einer Bibliothek umgebaut wurde. Der vom ersten Stock bis zum Mansardengeschoss reichende Rokokosaal war jetzt das Glanzstück des neugestalteten Baus. Die Bibliothek wurde weiter ausgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bestand der Bücher wuchs von ca. 30.000 Bänden im Jahre 1766 auf etwa 80.000 im Jahr 1832. Die Leitung der Bibliothek wurde von Anna Amalia`s Sohn, Herzog Carl August, 1797 Goethe und seinem Ministerkollegen Voigt übertragen, die die Organisation modernisierten und den Bestand aufbauten, so dass sie zu der Zeit zu den ersten Bibliotheken Deutschlands gehörten.

Am 2. September 2004 zerstörte ein Brand einen großen Teil des Gebäudes und etwa 50.000 Bücher. Der Wiederaufbau dauerte viele Jahre und die Wiederherstellung der beschädigten Bücher dauert immer noch an. Wir konnten den Rokokosaal besichtigen, der im alten Glanz erstrahlt, mussten aber auch feststellen, dass sehr viele der dort alt aussehenden Bücher nur Attrappen sind.

Nach dieser Führung checkten wir im Hotel ein, ruhten etwas aus und machten uns frisch und schlenderten gegen 19.00 Uhr durch die Altstadt von Weimar zum Restaurant Erbenhof, wo wir ein gutes Abendessen genossen.

Donnerstag, 1. Sept. – Bad Langensalza & Wartburg 

Am heutigen 2.Tag unserer Reise besuchten wir Bad Langensalza eine Kurstadt im Unstrut-Hainich –Kreis in Thüringen.10 Parks und Themengärten machen Bad Langensalza zu einer grünen Oase am Rande des Nationalparks Hainich. Im Jahre 2011 gewann die Stadt den Titel“ Blühendste Stadt Europas“ im „Wettbewerb Entente Florale Europe“.

Wir wurden am Busparkplatz am Rosengarten von unserer Stadtführerin empfangen. Wir starteten im Schloßpark der Herzogin Friederike von Sachsen-Weißenfels und wandelten auf Ihren Spuren. Der Garten wurde 1749-1751 nach den Wünschen der Herzogin angelegt.

Der Weg führte uns weiter in die Altstadt. Vorbei an dem dominierenstem Bauwerk der Altstadt der Marktkirche. Sie wurde im gotischen Stil aus Langensalzaer Travertin errichtet und gehört zu den größten Stadtkirchen in Thüringen. Nächster Halt war das Rathaus. Hier erfuhren wir etwas über den geschichtlichen Hintergrund der Stadt. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde erstmals ein Ort namens Salza. Im Jahr 1070 stiftete Ludwig der Springer aus dem Geschlecht der Ludowinger die Liebfrauenkirche in Salza. Nach der sächsischen Erbteilung im Jahr 1485 gehörten Stadt und Amt Salza zum albertinischen Herzogtum Sachsen. Nach dem Wiener Kongress kam Langensalza 1815 durch die Aufteilung Sachsens zu Preußen. Der Weg führte uns weiter vorbei an schönen Fachwerkhäusern zum Tuffsteingewölbe und zum nackten Reiter an dem die Führung endete.

Der Nachmittag führte uns über Eisenach zur Wartburg. Die Wartburg wurde 1067 von Ludwig dem Springer gegründet und gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir starteten die Führung im Palas der Wartburg. Unter Hermann I. (1190–1216) erlebte die Wartburg ihre Blütezeit. Als ein vermögender Förderer der Kunst und Kultur machte er die Burg zu einem Anziehungspunkt für Künstler und zur Hauptstätte der deutschen Dichtung, vor diesem realen Hintergrund wird sie zum angeblichen Schauplatz des sagenhaften Sängerkrieges. Bis 1228 lebte die ungarische Königstochter Elisabeth (Heilige Elisabeth) als Frau (seit 1227 als Witwe) des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen auf der Wartburg. Vom 4. Mai 1521 bis 1. März 1522 war Martin Luther auf der Wartburg als Junker Jörg. Den Höhepunkt der Führung bildete der große Festsaal. Dieser Festsaal ist einen der bekanntesten Konzertsälen Thüringens. Wesentlichen Anteil an dessen Erfolg hat die Akustik des Gebäudes. Sie ist auch das Werk von Franz Liszt, der beim Ausbau des Palas zum Konzertsaal im Auftrag des Weimarer Herzoghauses sein musikalisches Können und Fachwissen bei der Ausgestaltung des Festsaales einbrachte.

Den Abend beendeten wir mit einem Essen im Theater Kaffee. Das Essen wurde durch eine Lesung einer hervorragenden Künstlerin bereichert. Sie verzauberte uns mit Episoden aus dem Leben von Johann Wolfgang von Goethe und Lesungen aus diversen Briefen an Charlotte von Stein und an seiner späteren Frau Christiane Vulpius.

Ein schöner Tag bekam einen besonderen Abschluss. 

Freitag, 2. September – Landeshauptstadt Erfurt

Nach dem Frühstück brachte uns der Bus nach Erfurt. Wir kamen gut durch, so dass wir noch über den Markt auf dem Domplatz bummeln und den Anblick des Erfurter Doms und der Severi-Kirche über uns auf dem Berg genießen konnten. Um 10,00 Uhr trafen wir unsere Stadtführerin Frau Kunzendorf, Sie begleitete uns während des Vormittags, zunächst bei der 1,5 stündigen Rundfahrt mit der historischen Straßenbahn.

Wir fuhren zunächst nach Norden zur Universität. Die alte Universität Erfurt wurde aufgrund einer Stiftungsurkunde des Papstes Urban VI. vom 4. Mai 1389 errichtet und in der zweiten Woche nach Ostern 1392 offiziell eröffnet. Bis zu ihrer Schließung 1816 weist sie die längste Hochschultradition in Deutschland auf. Einer ihrer bekanntesten Studenten war Martin Luther, welcher dort 1502 sein Bakkalaureus-Examen ablegte. Nach der Wiedervereinigung erfolgte 1994 die Neugründung. Die zu DDR-Zeiten begründete Pädagogische Hochschule sowie weitere Einrichtungen gingen in der wiedererrichteten Universität auf.

Dann ging es zurück zum Domplatz und durch die Altstadt zum Hauptbahnhof, zum Thüringischen Landtag und zum Stadtpark. Gegenüber dem Bahnhof liegt der berühmte Erfurter Hof. Mit dem Sprechchor „Willy Brandt ans Fenster!“ jubelten am Vormittag des 19. März 1970 tausende DDR-Bürger dem Kanzler der Bundesrepublik zu. Das Hotel ist heute ein Geschäftshaus. Auf dem Dach wurde ein Denkmal in Form einer Leuchtschrift errichtet: „Willy Brandt ans Fenster“.

Wir fuhren wieder zurück durch die Altstadt und um den Dom herum nach Südwesten zum Messegelände. Dabei kamen wir an der Staatskanzlei, dem Dienstsitz des Ministerpräsidenten, und dem MDR, dem Mitteldeutschen Rundfunk, vorbei. Die Messe Erfurt ist nach Leipzig der zweitgrößte Messestandort in den neuen Bundesländern. In dem angeschlossenen Congress-Center finden 1.600 Personen Platz.

Zwischendurch erfuhren wir viel über die Geschichte der Stadt. Erfurt (Erphesfurt) wurde 742 im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums Erfurt durch Bonifatius erstmals urkundlich erwähnt – schon damals als Großsiedlung. Im Mittelalter hatte die Stadt ein hohes Maß an Autonomie. Das änderte sich mit der gewaltsamen Unterwerfung durch den Erzbischof von Mainz 1664. Im Jahr 1802 wurde Erfurt Teil Preußens – mit Ausnahme der Zeit von 1806 bis 1814, als es als Fürstentum Erfurt direkt unter französischer Herrschaft stand – und blieb es bis 1945.

Unsere Rundfahrt endete in der Altstadt an der Krämerbrücke. Sie ist das älteste nicht kirchliche Bauwerk Erfurts und zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt mit einer beidseitigen, geschlossenen Brückenbebauung mit Fachwerkhäusern. Die Fußgängerbrücke überspannt die Gera, die hier Breitstrom genannt wird. Auf unserem Rundgang lernten wir Erfurter Spezialitäten kennen: Im „BorN-SenF-LadeN“ am Wenige Markt den Erfurter Senf, auf der Brücke in einem kleinen Laden „Lust auf Thüringen“ Wurst, Käse und Eierlikör, in dem Weinhandel „l’escargot“ Unstrut-Riesling und schließlich in der Goldhelm Schokoladen-Manufaktur im Werkstattcafé hinter der Krämerbrücke einen Brücken-Trüffel mit Schokolade umhüllt.

Zum Mittagessen trafen wir uns im „Augustiner“ mit Blick auf die Krämerbrücke, wo es untypisch für die Gegend bayerisches Bier gab.

Am Nachmittag stiegen wir die 70 Stufen des Dombergs zur Marienkirche, dem Erfurter Dom, empor. Dort erwartete uns Frau Kesting zu einer einstündigen Domführung. Der Erfurter Dom ist der wichtigste und älteste Kirchenbau in Erfurt.  Er diente nur kurze Zeit in der Mitte des 8. Jahrhunderts als Bischofssitz und war das gesamte Mittelalter über bis in das frühe 19. Jahrhundert hinein Sitz des Kollegiatstifts St. Marien. Seit 1994 ist er wieder Kathedrale des neugeschaffenen Bistums Erfurt und Sitz des Domkapitals

Die heutige Kirche bestand bereits 1170. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Ausstellungsstücke des Doms, der sogenannte Wolfram und die romanische Madonna aus Stuck, die beide um 1160 datiert werden. Bei Wolfram handelt es sich um die Bronze-Freiplastik eines Leuchterträgers, die vermutlich in der Magdeburger Gießhütte entstand und eine der ältesten freistehenden Bronzeskulpturen in Deutschland überhaupt ist. Die Kirche wurde in Gotischer Zeit mehrfach erweitert und umgebaut. Zwischen 1697 und 1706 wurde der gewaltige barocke Hochaltar geschaffen und im Chor aufgestellt, um den liturgischen Feiern einen pompöseren Rahmen zu geben und den Sieg des Mainzer Erzbischofs über die evangelische Stadt nach außen zu demonstrieren.

Nach der Führung blieb gerade noch Zeit, einen Blick in die benachbarte Severi-Kirche zu werfen. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Bauform, die die spätgotische Hallenkirche vorwegzunehmen scheint, gehört die Severikirche zu den bedeutendsten gotischen Bauten in Deutschland. In einem künstlerisch sehr bedeutenden Sarkophag ruhen die Gebeine des Kirchenpatrons Severus von Ravenna.

Dann ging es zurück nach Weimar. Um 19,00 Uhr trafen wir uns zum Abendessen im Schwarzen Bär, direkt neben dem berühmten Hotel Elephant. Als Gäste nahmen Prof. Dr. Wolfgang Lück und seine Frau Elke an dem Essen teil. Herr Lück ist ein bekannter Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied des Rotary-Clubs Weimar-Bauhaus. Er war vor einigen Jahren, wie unser Präsident Adolf, Governor mit der Aufgabe, Rotary Clubs anzuleiten, zu motivieren und zu beraten.

                         Samstag, 3. Sept. – Saalfeld & Feengrotten 

Es ist wieder, wie in den Tagen davor, Probus-Wetter. Heute geht es nach Saalfeld an der Saale. Ein Ausspruch lautet: Was wäre Thüringen ohne die Saale mit ihren sagenumwogenen Burgen. Bei der Anfahrt von ca. einer Stunde kreuzen wir einige male einen hier ziemlich unspektakulären Fluß.

In Saalfeld erwartet uns unsere Stadtführerin Frau Gallinat.

Schon im 9. Jahrhundert stand hier ein karolingischer Königshof. Zweihundert Jahre später wurde von dem Bischof von Köln ein Benediktiner Kloster gegründet. Dies entwickelte sich schnell zu einem Ort. 1180 kam es dann zur Stadtgründung durch König Barbarossa. Der Abbau von Erzen und Mineralien in den kommenden Jahrhunderten brachte der Stadt Wohlstand. Im späten Mittelalter entstanden dann auch schöne Bauten wie das prächtige Rathaus, die schöne Hofapotheke. Die eindrucksvolle Stadtkirche gehört zu den schönsten Hallenkirchen in Thüringen. Das Chorgewölbe ist mit Ornamenten, Blumen und Blättern ausgemalt. Die Fresken des 16.Jh. stellen die göttliche „Himmelswiese“ dar. Der großzügige Markt wird mit seinen Laubengängen an der Nordseite abgeschlossen. Hier verkauften früher die Händler ihre Waren. Weiter sehenswert sind noch viele interessante Bürgerhäuser, Teile der alten Stadtmauer mit Stadttoren und Stadttürmen, ein Barockschloß, das, wie einst das Karolinger-Kloster, auf dem Petersberg steht. Heute tagt hier der Rat des Volkes.

Unser Mittagessen war im historischen Restaurant „Das Loch“ bestellt. Leider war unsere Bestellung wohl im Loch verschwunden (es gibt doch „Schwarze Löcher!). Letztlich wurden jedoch alle satt und wir konnten rechtzeitig unsere Reise zu der größten Saalfelder Sehenswürdigkeit, den „Feengrotten“, fortsetzen.

In einem Bergwerk aus dem Mittelalter, in dem Alaun abgebaut wurde, entstanden Tropfsteinhöhlen. Die bunten Farben der Tropfsteine entwickelten sich durch Oxydation der im Wasser gelösten Mineralien.

Wir wurden mit Umhängen und Zwergen-Mützen ausgerüstet. Dann ging es durch schmale, in den Felsen gehauene Gänge, viele hundert Meter in den Berg hinein bis zu den Höhlen. In der schönsten und größten Höhle – dem Märchendom – wurde die Farbenpracht mit Lichtern herausgearbeitet und mit Musik unterlegt – eine perfekte Multimedia-Schau. Es gab wohl niemanden, der nicht beeindruckt war.

Dann folgte das Erholungsprogramm für den Tag: Eine Schiffsrundfahrt auf der „Hohenwarte-Talsperre“ mit Kaffee und Kuchen.

Die Talsperre dient der Ökostromgewinnung und der Wasserstands-Regulierung für die Saale.

Da heute schon der letzte Abend in Weimar war, stand das traditionelle Abschiedsessen auf dem Abendprogramm. Der schöne Abend wurde mit einem  hervorragenden 3 Gänge Menü umrahmt.

Sonntag, 4. September – Letzter Tag 

Schon um 8.30 Uhr mussten wir zur Abfahrt und zum Abschied vom schönen Hotel Russischer Hof in Weimar mit Gepäck an Bord unseres Busses sein. Alle waren da und erstaunlich munter. Hauptgesprächsthema war zunächst das Wetter. Ob wohl das angekündigte Tief noch ein paar Stunden warten würde, damit wir das Europarosarium in Sangerhausen ohne Regenschirm genießen können???  Die ganze Woche über hatten wir doch bestes Probuswetter!

Über die Autobahn, an Erfurt vorbei, erreichten wir nach ca. 100 km unser Ziel. Nach kurzer Wartezeit erschien unsere Führerin, Frau Klinke, die uns dann auf ihre Art, gewissermaßen „Rosenkunde für Gartenfreunde“, mit der Entwicklung des Rosariums, seinen Aufgaben und mit den verschiedenen Gruppierungen und besonderen Sorten des riesigen „Reiches der Rosen“ vertraut machte.

Die Gründung eines Rosariums wurde vom Verein deutscher Rosenfreunde -VDR- 1897 als Sammelstelle für neu eingeführte Sorten aus aller Welt angeregt und 1903 mit 1,5 ha für die Öffentlichkeit geöffnet. Viele Züchter stifteten im Laufe der Jahre ihre privaten Sammlungen. 1927 fand die erste Neuheitenprüfung statt, die bis heute mit dem Siegel „VDR-Rose“, die Garantie für Sortenechtheit, Qualität und weitgehende Krankheitsresistenz (Mehltau) gibt. Schon 1939 wurde das Rosarium auf 12,5 ha mit 5000 Sorten erweitert. 1947 mussten tausende Jungpflanzen und die Bibliothek des VDR als Reperationsleistung zum Aufbau eines Rosariums in Moskau abgegeben werden. In der DDR war es zusammen mit der EGA Erfurt  ein internationales Prestigeobjekt . 1993 wurde es zum Europa Rosarium und Sangerhausen zur deutschen Rosenstadt ernannt. Zum 100. Geburtstag, 2003 erhielt das R. mit einer umfangreichen Neugestaltung den „Award of Garden Excellenz“ des Weltrosenvereins. Es ist eine einmalige, lebendige Enzyklopädie, die mit Absicht nach S. gelegt wurde, da mit den dortigen Klimaverhältnissen(kalte Winter, heiße Sommer) ein Härtetest verbunden war und ist, der sehr wichtig für die Anbauempfehlung ist.

Nachdem wir im Restaurant „Schwarze Rose“ das Mittagesssen eingenommen hatten, ging es weiter zum 20 km entfernten Kyffhäuserdenkmal, eigentlich ein  Denkmal für Kaiser Wilhelm auf dem Kyffhäuser, ein kleiner Gebirgszug, 60 qkm, im ehemaligen Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt in Thüringen. Um allen Clubfreunden den Aufstieg zu ermöglichen wurde eine Pferdekutsche für 10 P ersonen organisiert. DerRest ging zu Fuß die 10 Min. zum Denkmal hoch.

Die deutschen Kriegervereine (Stahlhelm etc.) wollten Kaiser Wilhelm I, „den Wiederbringer der von Kaiser Barbarossa  bis Friedrich I hinab genommenen Reichseinheit“, ein großartiges Denkmal errichten. Man suchte einen Platz, „der von natürlicher Gegebenheit her, die Erwartungen weihevoller Abgeschiedenheit erfüllte“. Der Kyffhäuser, mit der alten Reichsburg, der Nähe der alten Kaiserpfalz Tilleda und annähernd die geografischen Mitte Deutschlands, war der geeignete Ort. Er entsprach ideal einer Kombination von Landschaft, Geschichte und Poesie.

Unsere Führerin überschüttete uns in unglaublichem Redefluss, aber sehr gekonnt, mit einer Fülle an Daten, Fakten und Anekdoten, die dieses Protokoll sprengen würden. Auch hier können Interessenten viele Beschreibungen im Internet nachschlagen. Erwähnt sei nur noch, dass die alte Burg die zweitgrößte nördlich der Alpen war, mit dem tiefsten Burgbrunnen der Welt – 176 m.

Nach dieser eindrucksvollen Geschichtsstunde ging es wieder zurück zum Restaurant Burghof unterhalb des Denkmals, wo uns Kaffee und Kuchen erwartete, die letzte Stärkung vor der Heimfahrt.

Um 15.30 startete die Rückreise, rd. 5 Stunden lagen vor uns. Auf der Fahrt durch den Südharz berichtete Präsident Adolf über den ehemaligen Kaliabbau in diesem Gebiet, den er durch geschäftliche Verbindungen kennen gelernt hatte. Im Deutschlandvertrag wurde nach 1989 die Einstellung des Kaliabbaues festgeschrieben. Riesige Abraumhalden und alte Fördertürme lassen heute noch erahnen, welche Bedeutung der Bergbau für diese Region hatte. Tillmann Riemenschneider, der große Bildschnitzer, stammte aus dem Eichsfeld, bis heute eine kath. Enklave, die seinerzeit auch vom deutschen Papst Benedikt XVI. besucht wurde.

Um 20.15 Uhr erreichten wir die erste Station in Neuss, um  20.35 Uhr die letzte in Kaarst.

Eine großartige Reise war zu Ende. Schade, dass nur noch ein Drittel unserer Clubfreunde solche Reisen mitmachen kann. Wie auch immer, wir werden die Zukunft in bewährter Freundschaft gemeinsam meistern.

Vortrag

Vortrag am 20.09.2016: Der Kauf von Freiheit

Der Referent, Rechtsanwalt Dr. Hüsch aus Neuss, MdB a.D., führte uns sehr anschaulich durch seine Tätigkeit in der Zeit von 1968 bis 1989 als Geheimdienstleiter der Geheim-sache „Kanal“, wo er unter dem Geheimnamen „Eduard“ geführt wurde.

Bis vor 2 Jahren war es Dr. Hüsch streng verboten über diese Vorgänge zu berichten.

Der Freikauf von Rumäniendeutschen begann in den 1950 er Jahren. Zunächst war der Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Ewald  Garlepp dafür zuständig.1967 beendete die Bundes-regierung die Zusammenarbeit mit Garlepp und beauftragte den Neusser Rechtsanwalt und CDU Abgeordneten Dr. Heinz Günter Hüsch mit dieser Aufgabe.

Wolfgang Schäuble, damals Innenminister und Gerd Lemmer, Staatssekretär im Ministerium für Vertriebene führten die Gespräche mit Dr. Hüsch. Von 313 anwaltlichen Verhandlungen existieren mehr als 1800 Seiten Aufzeichnungen.

1939 leben in Rumänien etwa 800000 deutschstämmige Siebenbürgen Sachsen und Banater Schwaben. 1951 finden Umsiedlungen statt, die Menschen ziehen in die Baragansteppe. 540000 deutschstämmige Personen werden enteignet, ihnen werden die Bürgerrechte  entzogen. Die Angst vor dem Geheimdienst Sekuritate vergrößerte den Wunsch, das Land zu  verlassen.

Durch diplomatische  Beziehungen gelingt es, einzelne Personen für ca. 40.000 DM freizukaufen.

Ende 1967 heißt es, man sei evtl. zu Familienzusammenführungen  bereit. Man wendet sich an Dr. Hüsch zwecks Auslobung des Vorhabens. In Hotelhinterzimmern ist man zu Gesprächen bereit und verweist auf absolute Geheimhaltung. Je nach Ausbildung soll die Bundesregierung zwischen 1.800 DM und 10.000 DM für eine Freilassung zahlen.

400.000 DM übergibt Dr. Hüsch in einem Koffer als Vorauszahlung. Ohne Quittung. Man fordert eine Liste der Ausreisewilligen. Es melden sich zunächst 16.000. Ein rumänischer Verhandlungspartner Martinesco forderte weitere 200.000 DM. In den Gesprächen durfte nie gesagt werden für wen verhandelt wird. Wo das Geld blieb ist unklar.

Beim 1. Treffen in Wien findet eine Geldübergabe in Höhe von 200.000 DM in 1000 Markscheinen statt, die mit Nummern registriert sind. Für diesen Betrag verspricht man 1.000 Ausreisegenehmigungen.

Im März 1969 wird in Stockholm ein Vertrag vorgelegt, den Dr. Hüsch und ein Dolmetscher unterschreiben.

1970 folgt ein weiterer Vertrag über 4 Jahre über die Ausreise von 20.000 Personen. Hierin werden neben Geldforderungen auch 5 Autos der Luxusklasse gewünscht Der Unterhändler Martinesco erbittet u.a. die Lieferung von Jagdgewehren nach Paris.. Die Erfüllung dieser Forderung stellt Dr. Hüsch vor abenteuerliche Aufgaben bei der Zollkontrolle.

Ein Erlass der Rumänen fordert von den Ausreisewilligen, das Eigentum der Sekuritate zu übertragen und die bisherigen Ausbildungskosten an den Staat zurück zu zahlen. Außerdem sollen sie die Fahrkosten in Valuta bezahlen. Die BRD übernimmt das.

Ceausescu  fordert Kohl zum Staatsbesuch auf. Kohl reist nicht. Die BRD fordert eine Erleichterung für das Verbleiben in Rumänien. Angebote zur Hilfe, z.B. Spenden von Medikamenten, werden abgelehnt.

Ein späterer Vertrag erlaubt 50.000 Menschen die Ausreise. Insgesamt wurden in den 20 Jahren 226.654 Menschen freigekauft. Am 4. 12. 189 wurden alle Verträge gekündigt.

Dr. Hüsch hatte zunächst keine Sicherheitsbegleitung, nahm aber später 2 Söhne mit. Niemand außer seiner Schwester, die im Sekretariat der Kanzlei tätig war, wusste von seiner Mission. Erst seit 2 Jahren darf er darüber sprechen. Die Notizen sind  vielfältig und gleichzeitig  faszinierend.

Dr. Hüsch hat die Erinnerungen in einem Buch herausgegeben: „ Der Kauf von Freiheit“. Empfehlenswert und im Internet nachzulesen: „Der Freikauf der Rumäniendeutschen“.

Exkursion

Exkursion ins Siebengebirge am 16.08.2016

Cf Wolfgang Boretzky begrüßte uns und stellte die Ziele der Tagestour vor. Wichtig: Es war echtes Probuswetter, das einen wunderschönen Tag versprach.

Pünktlich um 11,00 Uhr erreichten wir die Doppelkirche Schwarzrheindorf, den kulturellen Höhepunkt der Reise. Weithin sichtbar gegenüber von Bonn an der Siegmündung gelegen, ist sie eine der berühmtesten Kirchen im Rheinland. Sie wird gerade renoviert und war ringsherum eingerüstet.

Frau Diesler erläuterte uns auf einer 1,5-stündigen Führung die Besonderheiten des Bauwerks, seine Geschichte und die außergewöhnlichen Malereien im Inneren.

Der Bau besteht aus zwei übereinanderliegenden Kirchen. Die Unterkirche ist dem heiligen Clemens, die Oberkirche der Gottesmutter Maria geweiht. Eine genaue Kenntnis der Raumnutzung fehlt. In der älteren Literatur wird vielfach angenommen, die Unter-kirche sei Volkskirche, die Oberkirche Raum der Grafenfamilie gewesen. Gesichert ist dies allerdings nicht.

Die Kirche wurde im Auftrag von Arnold von Wied II (ab 1151 bis 1156 Erzbischof und Kurfürst von Köln) und dessen Schwester Hadwig von Wied Mitte des 12. Jahrhunderts auf deren Hofgut errichtet. Sie wurde am 25. April 1151 in Anwesenheit des Staufer Königs Konrad III geweiht. Arnold von Wieds Schwester Hadwig errichtete 1156 nach dem Tod des Bruders hier ein Kloster der Benediktinerinnen. Aus dem Obergeschoss der Kirche wurde nun die Klausurkirche der Nonnen. Dabei diente die Zwerggalerie, die die Ober-kirche umrahmt, als „Kreuzgang mit Aussicht“.

Beide Kirchenräume besitzen eine sehr gut erhaltene Ausmalung. Die in der Unterkirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die der Oberkirche datiert von 1173. Die Unterkirche ist berühmt wegen ihrer aus der Erbauungszeit original erhalten gebliebenen Wandfresken des sog. Ezechiel–Zyklus, der wahrscheinlich 1151 bereits fertig war. Sie wurden zwischenzeitlich übermalt und erst 1846 wieder- entdeckt, restauriert und ergänzt. Die 20 Bilder in den Kreuzgratgewölben schildern nach ausgewählten Texten des Propheten Ezechiel (Kommentar des Rupert von Deutz) die Zerstörung Jerusalems, die Vernichtung und Verbannung des Volkes Israel und im Vierungsgewölbe den Aufbau des Neuen Jerusalem.

Anschließend ging es nach Oberdollendorf zum Mittagessen in die Bauernschenke, wo besonders die Reibekuchen großen Anklang fanden. Danach führte uns Wolfgang durch den Ort. Die Gebäude und Höfe lassen noch die ursprüngliche Erwerbstätigkeit der Bewohner erkennen: Landwirtschaft, Weinbau, Mühlenbetriebe. Heute gibt es noch eine Winzerfamilie im Ort, das Weingut Blöser mit 7,5 ha Anbaufläche. 

Um 15,00 Uhr trafen wir uns zu dem unterhaltsamen und lustigen Höhepunkt des Aus-flugs im Weinhaus Gut Sülz. Das Gut ist das älteste Anwesen von Oberdollendorf und geht wohl auf einen adligen Freihof zurück, der bereits 966 urkundlich mit Weinbergen erwähnt wird. Um 1350 war das Gut Mittelpunkt der klösterlichen Weinwirtschaft von Kloster Heisterbach. Ab 1803 wurde es verstaatlicht, dann privatisiert und ist heute Weinhaus mit großer Wiese, auf der unsere Weinprobe stattfand.

Wir probierten einen Oberdollendorfer Riesling und einen Oberdollendorfer Portugieser, beide vom Weingut Blöser, sowie einen Weißburgunder vom Kaiserstuhl.

Wir wären gerne länger geblieben. Doch um 17,00 Uhr ging es zurück nach Kaarst.      

Exkursion

Exkursion am 05.07.2017 nach Lottum (NL)                      

Die heutige Exkursion wurde von den Clubfreunden Hans Meese und Theo Nilgen organisiert.

Zunächst gab Cf Theo Nilgen  einen kurzen  Überblick über den Ablauf des Tages.

Nach ruhiger staufreier Fahrt erreichten wir gegen 10.30 Uhr unser Ziel. „De Rozenhof“ mit einem prächtigen Rosengarten und einem Rosenlernzentrum befindet sich in der Ortsmitte von Lottum, neben der St Gertrudis-Kirche. Hier wurden wir vom Ehepaar Kranz empfangen, in zwei Gruppen aufgeteilt und, wegen des drohenden Regens,  direkt durch den prächtigen Rosengarten geführt.

Begleitet von einer Fülle von Düften und der Farbenpracht zahlreicher Rosensorten, wie Edelrosen, Beetrosen, Zwergrosen, Bodendecker-rosen, Strauchrosen und Kletterrosen  erhielten wir umfangreiche Informationen über die Entwicklungsge­schichte der Rosen in Lottum, über die Zucht von der Hagebutte der Wildrose zur Edelrose und die Vermehrung durch Okulierung,  über die Rosenpflege ohne Pflanzenschutzmittel, über  Bodenvor-bereitung, Düngung, Rosenschnitt und darüber, was eine Rose  braucht, damit sie weiterhin gut gedeiht.

Außerdem wurden die zwei Rosenzertifikate erklärt:

Das europäische Zertifikat „Exellence-Rose“ ist den gesündesten, robusten Rosen vorbehalten. Zur Prüfung der Werteigenschaften der Rosen gibt es in den Niederlanden und in Belgien inzwischen 7 „Excellence-Prüfgärten“.

Das „ADR-Rosen“  Zertifikat  (Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung) wurde 1950 in Deutschland gegründet. In 12 „ADR-Prüfungsgärten“ werden Rosen über Jahre geprüft. Die Entwicklung einer neuen Rosensorte dauert bis zu zehn Jahre.

Nach ca. anderthalb Stunden im Garten wurde im Lernzentrum – bei Kaffee und einer Rosendelikatesse (Dessert)  –  zunächst gezeigt, wie man Rosen okuliert (Einsetzen eines Auges einer Edelrose in einem Einschnitt (Tasche)  einer Wildrose.

Im anschließenden Vortag von Herrn Kranz erfuhren wir weiterhin viel Wissens­wertes über Rosen und ihrer Geschichte.

Ihr Ursprung ist die Wildrose in Gebieten der nördlichen Erdhalbkugel, diverse Sorten stammen aus China, Afrika und Frankreich.

Die griechische Kultur: Anwendung in der Medizin und Kosmetik.

Die römische Kultur: Die Rose im Christentum, z.B. Rosenfenster (Rosette) und Rosenkranz.

Im Mittelalter und in der Renaissance spielte die Rose in der Malerei und Literatur eine überragende Rolle. Außerdem wurde durch die Einführung einer neuen Sorte aus Asien die Heilkraft der Rose erkannt.

Für die Herstellung von Rosenöl benötigt man etwa 5.000 kg Rosen, um einen Liter Rosenöl zu erhalten.

Zum  Abschluss  gab es eine Probe Rosenlikör und Gelegenheit zum Einkauf im Rosenladen.

Nach kurzer Busfahrt nach Broekhuizen  haben wir im „Het Maashotel“  zu Mittag gegessen. Die Clubfreundinnen Helga Dümenil und Christine Schroeder spedierten aus Anlass ihres Geburtstages ein Glas Sekt.

Nach dem Essen unternahmen einige bei bestem „Probuswetter“einen kurzen Spaziergang am Maasufer, andere unternahmen eine „Probefahrt“ mit  der benachbarten  Autofähre auf die andere Maasseite und zurück.

 Nachdem auch die Rückfahrt staufrei war, erreichten wir Kaarst gegen 16.30 Uhr.

 

Exkursion

                        

Exkursion am 17.05.2016: CHEMPARK Dormagen und Kulturzentrum Sinsteden

CF Jochen Thiel, der die Exkursion organisiert hatte und auch den gesamten Tag hindurch führte, gab während der Bus-Anreise einige erste, kurze Informationen.

Nach der Personalausweiskontrolle im CHEMPARK machten wir eine einstündige „Stadtrundfahrt“ mit Frau Gräfe durch das Industriegelände. Der CHEMPARK war früher im alleinigen Eigentum der Fa. Bayer; viele Chemiesparten wurden an andere Chemieunternehmen verkauft; in einigen Bereichen arbeiten alle Firmen noch zusammen. Bayer ist heute ein Dienstleistungspark für die chemische Industrie. Die Fa. Currenta ist für die gesamte Ver- und Entsorgung des Geländes zuständig, z.B. für Strom, Wasser, Brandwache (2 Berufsfeuerwehren Ost und West). Auf dem Gelände gibt es eine Poliklinik mit 3 Werksärzten und einen Hubschrauberlandeplatz, 2 Werkskantinen, eigenen Werksschutz. Es gibt einen eigenen S-Bahnbahnhof, genannt Chempark. Die S-Bahn teilt das Gelände in Ost und West, diese sind durch eine Hochbrücke miteinander verbunden. Das Gelände „Bayer – Ost“ feiert 2017 100-jähriges Bestehen. Das Gesamtgelände ist 6 km² groß  Currenta ist der größte Ausbildungsbetrieb im Rhein-Kreis-Neuss, mit 506 Auszubildenden. Es gibt einen eigenen Luftmesswagen und einen Rangierbahnhof. Von einer Leitwarte wird alles überwacht.

Auf dem Gesamtgelände sind 50 km Schienen verlegt, 50 km Straßen und 600 km Rohrleitungen verbaut. In den Rohrleitungen werden rd. 2.000 Vorprodukte für Chemikalien hin- und hertransportiert. Die Anlieferung der Rohstoffe erfolgt über Schiffe, Eisenbahn und LKW. Wir fuhren mit dem Bus an vielen bekannten Firmen vorbei, an einer Kläranlage, Silos, Abfüllanlagen, einer Sondermüllverbrennungsanlage, am Gas- und Dampfkraftwerk (GuD): betrieben vom RWE. Auf dem Gelände sind rd. 6.800 Beschäftigte, plus 506 Lehrlinge, plus rd. 3.500 Personen von Fremdfirmen auf Baustellen. CF Jochen bedankte sich bei Frau Gräfe für die charmante Führung.

Nach einem schmackhaften Mittagessen im Kulturzentrum Dormagen-Sinsteden machte Jochen einige Ausführungen über den Künstler Ulrich Rückriem. Geboren 1938 in Düsseldorf, 1948 Klosterschule Knechtsteden, 1955 Gymnasium Düren bis 1957. U.a. bedingt durch einen Sportunfall hat er die Schule abgebrochen und von 1957 -1959 eine Steinmetzlehre in Düren absolviert. Von 1959 -1961 ist er Geselle an der Dombauhütte in Köln und studiert gleichzeitig Steinbildhauerei. 1963 macht er sich selbstständig in Nörvenich bei Düren. Unternimmt mehrere Auslandsreisen, wird von 1974 – 84 Professor an der Kunstakademie Hamburg, 1984 – 88 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und vieles andere.

Wir besuchten 2 Hallen und den kleinen Park, in denen Kunstwerke von Rückriem ausgestellt sind. Das Charakteristische der Rückriem Kunstwerke sind große Steinblöcke aus verschiedenen Materialien, meist Granit, die rechteckig oder quadratisch aufgestellt sind. Die Blöcke sind gespalten, geschnitten, geschliffen, teilweise poliert, in Stücken aufeinander gesetzt oder im Verband verlegt. Die Bruchstellen der Bearbeitung (z.B. Spaltung, Bohrlöcher) sind bewusst sichtbar gehalten. Der Betrachter soll sich mit den Formen auseinander setzen.

Als weitere Attraktion im Kulturzentrum besuchten wir den Wissenschaftlichen Geflügelhof. Frau Dr. Tiemann führte uns an einigen Gehegen vorbei mit verschiedenen Geflügelsorten, braunen, weißen, schwarzen, gesprenkelten Hühnern, am Haus der Rassetauben, Wassergeflügel und Puten. Lustige Namen einiger seltener Hühnerrassen ließen uns laut auflachen: z.B. Westfälischer Totschläger, Bergische Schlotterkämme, Rheinischer Ringschläger, Holländer Haubenhühner. Die Aufgabe des Instituts besteht darin, die gefährdeten Hühnerrassen zu erhalten und zu züchten. Eine Kryoreserve (Tiefgefrierung in flüssigem Stickstoff) von Hahnensperma soll einem möglichen Verlust durch eine dauerhafte Lagerung entgegenwirken. Bisher ist in Deutschland das Anlegen einer Spermakryoreserve beim Geflügel noch nicht erfolgt. Erforscht wird z.B. auch das Pickverhalten von Tauben und Hühnern.

Nur wenige, nicht ermüdete Teilnehmer besichtigten noch die Halle mit den landwirtschaftlichen Maschinen. Alte Traktoren von 1922, Saatmaschinen von 1977, Spritzgeräte, Kartoffelroder und Kartoffelsortierer von 1925 erfreuten unser Auge.  Mitten in der Halle platziert war der “letzte Neusser“, ein Traktor der Firma Case.

Im „Café Stüffje“ stärkten wir uns noch einmal für die Rückfahrt mit Kaffee. Ankunft in Kaarst gegen 18.00 Uhr.