Vortrag

Vortrag: Kulturförderung in NRW

Für den heutigen Vortrag konnten wir Staatsminister a.D. Dr. Fritz Behrens, jetzt ehrenamtlicher Präsident der Kulturstiftung NRW, gewinnen.

Zur Einführung in das Thema zeigte uns Dr. Behrens den Film „Das Unmögliche möglich machen – 25 Jahre Kulturstiftung NRW“. Neben der Schwerindustrie ist Kultur das weithin leuchtende Aushängeschild von NRW. Das Land ist nicht nur das bevölkerungsreichste Deutschlands. Diese Region ist auch eine der dichtesten und vielfältigsten Kulturlandschaften Europas. Nirgendwo sonst, auch nicht in Berlin, ist der kulturelle Reichtum so geballt und einzigartig wie in Nordrhein-Westfalen. Damit dies so bleibt, unterstützt die Kunststiftung NRW herausragende künstlerische Positionen und Projekte, insbesondere mit Bezug zu NRW. Der Film zeigte Beispiele dieser Förder­tätigkeit, vor allem aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Literatur, aber natürlich auch der bildenden Kunst.

Der Referent wies ergänzend auf die NRW Stiftung hin. Während die 1989 von Johannes Rau gegründete Kunststiftung, eine Stiftung bürgerlichen Rechts, die professionelle Kunst fördert, unterstützt ihre drei Jahre ältere Schwester die ehrenamtliche Kulturarbeit.  Beide Stiftungen erhalten ihre Mittel von der Lotto­gesellschaft des Landes NRW in Münster, kurz Westlotto, die die Spielbanken des Landes betreibt.

Art. 18 Abs.1 der Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen bestimmt: Kultur, Kunst und Wissenschaft sind durch Land und Gemeinden zu pflegen und zu fördern.

In NRW werden insgesamt jährlich rd. 1,6 Mrd. € für die Förderung von Kunst und Kultur ausgegeben. Das sind am Tag pro Kopf der Bevölkerung 88,00 €. Davon entfallen rd. 80 % auf die Kommunen und rd. 20% auf das Land. Im Haushalt des Landes sind derzeit 200 Mio. € veranschlagt. Die neue Koalition von CDU und FDP will diesen Betrag in den kommenden fünf Jahren um insgesamt 100 Mio. € aufstocken.

Die Kunst- und Kulturförderung ist nach dem Grundgesetz wie nach der Landesver­fassung NRW in erster Linie Sache der Länder und Gemeinden. Der Bund übernimmt mit rund 1,2 Milliarden Euro etwa dreizehn Prozent der Gesamtausgaben für Kunst und Kultur. Er ist dabei für kulturelle Einrichtungen und Projekte von nationaler Bedeutung zuständig und engagiert sich zudem besonders in Berlin. Seit 2013 ist die Berliner CDU-Politikerin Monika Grütters Staatsministerin für Kultur und Medien. Mit Ihrem Engagement trägt sie zur Ausweitung der Fördertätigkeit des Bundes bei.

In der anschließenden Diskussion wurden die bedeutendsten Kultureinrichtungen im Rheinkreis Neuss angesprochen, z.B. die Insel Hombroich oder die Raketenstation mit der Langen-Foundation.

Zum Abschluss des Vortrages wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, Mitglied im Förderverein der NRW-Stiftung zu werden. Für einen Jahresbeitrag von 30 Euro für ein Einzelmitglied bzw. 35 Euro für die Familienmitgliedschaft gibt es bei mehr als 350 Museen und Ausstellungen in NRW ermäßigten oder freien Eintritt, die Möglichkeit an exklusiven Exkursionen zu den geförderten Projekten teilzunehmen und drei Mal jährlich die Zeitschrift „Die NRW-Stiftung“ mit Berichten und Hintergrundinformationen zu den geförderten Projekten portofrei ins Haus zu erhalten..

Exkursion

Exkursion nach Köln mit Führung im Dom und Rundgang auf dem Friedhof Melaten.

Zunächst einige interessante Hinweise über die Stadt Köln:  Viertgrößte Stadt Deutschlands, der Dom, Wahrzeichen der Stadt und Weltkulturerbe, 12 romanische Kirchen, 26 Museen, die Universität mit 50.000 Studierenden, Sitz des WDR, Medienstadt u.v.m.

Die Führung begann im Dom-Forum  in Zwei Gruppen mit jeweils 20 Teilnehmern. Domführerin Frau Dr. Oepen referierte über Geschichte und Baugeschichte: Der alte Dom, die karolingische Bischofskirche, in dem die Gebeine der Heiligen Drei Könige  –  nach der Translatio 1164 von Mailand nach Köln  –  aufbewahrt wurden,  brannte 1248 ab. Im gleichen Jahr Grundsteinlegung zum Neubau der gotischen Kathedrale durch Erzbischof Konrad von Hochstaden. Nachdem Mitte des16. Jh. die Bauarbeiten eingestellt worden waren, hat man zwischen 1842 und 1880 das unvollendete Langhaus und die Türme nach etwa 600 Jahre Bauzeit fertiggestellt.    Maße des Doms: Gesamtlänge 145 m, Breite Langhaus 45 m, Gesamt-breite Querschiff 86 m, Breite Westfassade 61 m, Höhe der Türme 157 m, Höhe der Mittelschiffe 43 m.

Das Gero-Kreuz und die Kreuzkapelle

Zu den größten Kunstschätzen gehört das Gero Kreuz. Der überlebensgroße Christus-Corpus stammt aus dem alten Karolinger- Dom, eine Stiftung  von Erzbischof Gero um 970. Die Höhe des Corpus aus Eichenholz beträgt zwei Meter, die Spannweite der Arme 1,66 m.

Der Mosaikfußboden im Chor

Der Mosaikfußboden bedeckt alle Flächen des Chors, insgesamt 1350 Quadratmeter. Er wurde von Villeroy & Boch in Mettlach ausgeführt. Ein großes Mosaik, erstes Feld im Chor-umgang  zeigt die Geschichte des Kölner Doms; Darstellung des alten Doms vor 1248.

Der Drei-Königen-Schrein

Der prunkvolle Schrein wurde zwischen 1184 und 1220 geschaffen und nach vielerlei Beschädigungen in den Jahren 1961 -1974 wiederhergestellt. Es ist eine Kombination von 3 Schreinen, von denen der obere auf den Giebelspitzen der beiden unteren steht. Das Holzgehäuse ist ganz mit vergoldetem Kupfer verkleidet und zeigt christliche und heidnische Symbole (Apostel und Propheten), auf der Stirnseite die Heiligen Drei Könige. Bei besonderen Anlässen werden Reliquien aus dem Schrein gezeigt.

Skulpturen und Wandmalereien im Chor

Die ältesten Figuren auf den Chorpfeilern Stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien zeigen das Leben der Apostel Petrus und Paulus, die Kreuzigung des Petrus sowie römische und deutsche Kaiser und Kölner Bischöfe.

Das Richter-Fenster und die alten Fenster im Kölner Dom

Das Südquerhausfenster, eine farblose Verglasung wurde 2007 durch das sogenannte Richter-Fenster ersetzt. Es zeigt 11263 farbige Quadrate von 7cm Seitenlänge in den 72 Farben, die man auch in den übrigen Fenstern wiederfindet. Gerhard Richter hat die roten, blauen und gelben Farbtöne den alten Fenstern entlehnt und mit einem Computer-programm entwickelt. Durch Spiegelachsen erscheinen bei Sonnenlicht die Regenbogenfarben. Die meisten Fenster im Dom stammen aus dem Mittelalter. Im zweiten Weltkrieg wurden sie ausgelagert und so vor Zerstörung bewahrt.

Um 12:15 Uhr endete die Führung. Zum gemeinsamen Mittagsessen kehrten wir in der Traditionsgaststätte FRÜH ein. Dank schneller Servierung der Speisen und zügiger Zahlung blieb noch Zeit bis zur Weiterfahrt zum Friedhof Melaten in Köln Lindenthal.

Rundgang über den Melaten-Friedhof Köln, eine besondere Friedhofsführung

Um 14:00 empfängt uns am Eingang der bekannte Stadtführer und Karnevalist Günter Leitner.                                                                                                              Vor dem Rundgang eine kurze Einführung: Der Melaten Friedhof, der erste Kölner Zentral Friedhof,  wurde 1810 an einem Ort gegründet, an dem früher Hinrichtungen stattfanden und das Leprösenasyl beherbergt waren. Man nannte sie Maladen (Kranke). Durch Abwandlung entstand im Laufe der Jahre der Name Melaten. Der als Park angelegte Friedhof hat eine Fläche von ca. 40 Hektar mit mehr als 50.000 Gräbern. Er steht unter Denkmalschutz.    Durch das Areal führen zwei Hauptwege und mehrere Nebenwege. Der Friedhof war erst  katholisch, ab 1829 auch protestantisch, heute ist er multikonfessionell.                                   Unser Rundgang beginnt über die sogenannte Millionärsalle mit zahlreichen Prominenten-Grabstätten. Es gibt Bestattungsgruften, also unterirdisch angelegte Grabstätten, mit prunk-vollen Aufbauten sowie groß dimensionierte Familien-Grabanlagen mit mehreren, bis zu 36 Bestattete (Tafeln mit Namen). Es gibt auch sanierungsbedürftige (verwaiste) Grabstätten. Diese können neu erworben werden, jedoch mit der Auflage, dass sie im Urzustand restauriert werden und Namen und Inschriften unverändert bleiben. Leitner zeigte uns auch Beispiele, wo diese Auflagen umgangen wurden.

Beim Rundgang sahen wir Grabstätten von vielen bekannten Personen aus der Kölner Stadtgeschichte, die hier ihre letzte Ruhe fanden,  zum Beispiel: Burauen (Oberbürgermeister), Oppenheim und Rautenstrauch (Bankiers), Fabrikanten Lange (Zucker) und Früh (Brauerei), Erfinder Nicolaus Otto (Verbrennungsmotor), Schauspieler Willi Millowitsch, Dirk Bach, Kunstsammler Wallraf-Richards, Politiker Hans Jürgen Wieschnewski, Guido Westerwelle, Karnevalisten Willi Ostermann, Günter Steingass, Hans Horst Engels, Hans Gerd Kierdorf, Kölsche Funken Rut-Wiess.

Auf der informativen und anekdotenreichen Führung hat uns Günter Leitner vieles über das Wirken, Eigenarten und Wege einer Reihe von Verstorbenen vermittelt. Ende um 16:15 Uhr.

Vortrag

Vortrag:  „Das Ergebnis der Bundestagswahl – eine Wahlanalyse“.

 Der Referent, Prof. Dr. Jürgen Brautmeier, Uni Düsseldorf,  ist Historiker und Publizist und war bis zum Ende des vergangenen Jahres Direktor der Landesmedienanstalt. Sein Eintritt in den Ruhestand gab ihm Gelegenheit, die beiden Neusser Kandidaten Jörg Geerlings (CDU) bei der Landtagswahl und Hermann Gröhe (CDU) beim Bundestagswahlkampf zu beraten.

Ausgangslage

Die Demoskopen lagen hinsichtlich der großen Parteien falsch. Insbesondere die CDU erreichte mit 26,8 Prozent Zweitstimmenanteil deutlich weniger als die noch Mitte September von Allensbach prognostizierten 36,5%. Immerhin war klar, dass keine Partei alleine würde regieren können und dass die vier kleinen Parteien (FDP, Grüne, Linke und AfD) die 5%-Hürde nehmen würden.  So konzentrierte sich das Interesse der Wähler auf die kleinen Parteien, deren Erfolg für die Richtung der späteren Koalition bestimmend sein würde.

Wahlkampf und Wahlergebnis

Die Anstrengungen der Parteien richteten sich darauf, die eigenen Anhänger zu mobilisieren und möglichst viele der unentschlossenen Wähler (bis zum Schluss fast 30%) auf ihre Seite zu ziehen. Allerdings wiesen die Parteiprogramme, insbesondere von CDU und SPD, so viele Gemeinsamkeiten auf, dass der Wahlkampf weithin als langweilig empfunden wurde. Dazu trug auch das TV-Duell zwischen Kanzlerin und Kanzlerkandidat bei, das viele als Werbung für ein „Weiter so wie bisher“ empfanden.

Das spielte der AfD in die Hände. Mehr als die Hälfte, wenn nicht zwei Drittel ihrer Wähler hat nicht die rechtsextremen Positionen der Partei geteilt, sondern nur ihre Unzufriedenheit mit der großen Koalition, den generellen politischen Verhältnissen und den zu wenig erkennbaren Differenzen zwischen den etablierten Parteien ausdrücken wollen.

Erklärung und Analyse

Statt an die Ursachen für die Unzufriedenheit heranzugehen, hat man sich mit den Symptomen beschäftigt. Politik und Medien haben den Fehler gemacht, den Aktionen und Provokationen der AfD hinterherzulaufen und ihnen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die Inhalte, d.h. die Themen die die Menschen bewegen, kamen dabei zu kurz. Das sind im Wahljahr 2017 vor allem:

  • Einwanderung, Flüchtlinge, Ausländer, Integration,,
  • Soziale Ungerechtigkeit, Armut, Harz IV,
  • Rente, Alterssicherung.

Parteien und Medien müssen sich auf die Lösung dieser Probleme konzentrieren. Wir brauchen eine Politik, die den Menschen, die jetzt den Protest gewählt haben, das Gefühl vermittelt, nicht mehr protestieren zu müssen.

Die Wahl in Neuss

Die Platzhirsche, Hermann Gröhe (Neuss I) und Ansgar Heveling (Neuss II), siegten souverän. Sie bekamen deutlich mehr Stimmen als ihre Partei, so Hermann Gröhe 44,04 % Erststimmen, die CDU 35,36 % Zweitstimmen. Das Wahlverhalten der FDP-Wähler war taktisch geprägt. Sie gaben der Partei 15,02 % der Zweitstimmen und dem Kandidaten, der auf der Landesliste abgesichert war, nur die Hälfte. Die Wähler der beiden Protestparteien, der AfD und der Linken, haben durch entschieden und Kandidaten und Partei annähernd gleichviele Stimmen gegeben.

Resümee

Die traditionellen Parteien können mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Um dies zu ändern befürwortet der Referent mehr Veranstaltungen, in denen die Wähler den Kandidaten Themen vorgeben und zur Diskussion stellen können (Vorbild auf Bundesebene: Die Wahlarenen). Die Kandidaten sollen dazu gebracht werden, ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen und Farbe zu bekennen.  Sein Schlussplädoyer: „Zurück zu den Wurzeln, zur besseren Verankerung in der Bevölkerung, zur größeren Offenheit für deren Sorgen und Anliegen, zur Idee, dass alle Gewalt vom Volk ausgeht und deshalb die Parteien an dessen Willensbildung nur mitwirken, statt sie bestimmen zu wollen.“

Es gab eine lebhafte Diskussion. Prof. Brautmeier erhielt kräftigen Beifall.

Exkursion

Exkursion Indeland, Indemann und  Glasmalereimuseum Linnich                              

Treffpunkt war um 10:00 Uhr der Aussichtsturm „Der Indemann“, der am Rande des westlichen, rheinischen Braunkohlereviers dem Tagebau Inden steht. Wir wurden dort von unserem Führer Herrn Bömke empfangen.

Die Städte Eschweiler und Jülich, die Gemeinden Aldenhoven und Inden, sowie der Kreis Düren gründeten im Jahr 2006 die Entwicklungsgesellschaft „indeland GmbH“, eine interkommunale Kooperation, mit dem Ziel einen Masterplan 2030 zu gestalten, mit der Leitlinie: „Den wirtschaftlichen, sozialen und landschaftlichen Strukturwandel in Folge der Beendigung des Braunkohlentagebaues vorausschauend beeinflussen.“

Herr Bömke, ein Kind der Region, schon sein Vater war im Tagebau beschäftigt. Er konnte uns kompetent über die Entwicklung des Braunkohleabbaus in den letzten Jahrzehnten berichten. Im heutigen „Loch“ verschwand vor einigen Jahren auch das alte Inden – längst einige Kilometer weiter wieder entstanden – und mit der Stadt auch die Papierfabrik, deren Geschäftsführer unser CF Christian viele Jahre war. Nach vielen Details über den Bergbau bestiegen wir (36m Höhe, ca. 160 Stufen) den „Indemann“. Das, im wahrsten Sinne des Wortes, Leuchtturmprojekt des Indelands; denn die Stahlkonstruktion, die auf einer Abraumhalde steht, ist mit 40655 bunten, immer brennenden LED’s bestückt und es erstrahlt in der Dunkelheit als buntes Symbol der Rekultivierung. Leider ist der Fahrstuhl nur nachmittags in Betrieb, sodass einige nicht so sportliche Freunde verärgert unten bleiben mussten. Von der Plattform aus sieht man, wie der Fluss Inde, der sich ursprünglich durch das Abbaugebiet schlängelte, 12 km weit um den Tagebau herum verlegt wurde. Die nordwestlichen Teile sind bereits wieder verfüllt und rekultiviert. Im Nordosten wird gefördert und die Felder im Südosten bis zur A4 werden noch bis 2030 ausgekohlt und dann das Restloch bis 2050 geflutet. Im Südwesten dampft das Kraftwerk Weisweiler, der einzige Abnehmer der regionalen Braunkohle. Ab 1913 wurde es vom westlicheren Tagebau „Zukunft“ und seit 1982 werden die 4 Blöcke von östlichen „Inden“ versorgt. Zum Abschluss der Führung, noch eine kurze Fahrt an den Rand des Tagebaus.

Nach diesem beeindruckenden Blick auf die noch aktiven Braunkohlebagger, ging es zum nächsten Ziel, dem Mittagessen am Blausteinsee bei Eschweiler.

Diese Wasserfläche ist ein gelungenes Beispiel der Renaturierung. Der ehemalige Tagebau „Zukunft West“ wurde nach dem Ende der Förderung noch bis 1994 verfüllt und dann das Rest-Loch geflutet. Obwohl jährlich 6,5 Millionen m³ Wasser zugeführt wurden, dauerte es bis 2005, den heutigen Wasserstand (Maximale Tiefe 43,5 m) zu erreichen  Das Naherholungsgebiet konnte allerdings schon 2000 eröffnet werden.

 Das Restaurant am See mit „architektonisch spannungsvoll“ konzipiertem Dach erwartet uns mit einem leckeren Mittagsmahl. Das schöne Wetter erlaubte, direkt am See, im Freien Platz zu nehmen und dort die Mittagspause zu genießen.

Im 20 km entfernten Städtchen Linnich ist das Deutsche Glasmalerei Museum in einer alten Wassermühle beheimatet. Ein Highlight, das wir alle unterschätzt haben.Der Grund für dieses Museum hier in Linnich liegt darin, weil hier seit 1857 die älteste noch tätige Glas­malerei­werkstatt Deutschlands, die Fa. Oidtmann, angesiedelt ist. Die moderne Glasmalerei hat ihren Platz in der internationalen Spitzen-Architektur gefunden, die immer größere Glasflächen bietet, die ansprechend gestaltet sein wollen. So haben sich dort herausragende Künstler und Architekten etabliert, die die Möglichkeiten des farbigen Lichteinfalls nutzen. Der von Prof. Schaffrath gestaltete Eingangsbereich des Museums, wirkt erst, im Durchlicht von innen betrachtet. Wir wurden von der aus Neuss stammenden Kunsthistorikerin, Frau Engelhardt empfangen.

Sie führte uns zunächst in die kleine Werkstatt, in der Künstler an Entwürfen arbeiten können, aber auch Kinderkurse angeboten werden. Mit viel Engagement, Beispielen und Musterstücken brachte sie uns Techniken und viele Details der Glasmalerei vom Mittelalter bis zur Moderne näher. So lernten wir, dass echte Glasmalerei als Grundstoff nur mundgeblasenes „Flachglas“ verwendet, d.h. die heißen und noch plastischen, meist länglichen Ballons werden, noch an der Glasbläserpfeife hängend, flachgepresst. Als Farbstoffe kommen wegen der hohen Temperatur nur Metalloxyde in Frage. Mit einem Glasschneider entstehen dann die Formen für die späteren Segmente der Bilder. Es wird mit unterschiedlichsten Verfahren gemalt, manchmal gebrannt, geätzt und unterschiedliche Farbgläser verschmolzen. Fast immer werden die fertigen Segmente mit einer „Bleirute“ umfasst und zum fertigen Bild zusammengebaut. Nur selten arbeiten die Architekten und Künstler mit Glas, sie liefern ein fertiges Bild auf Papier und eine professionelle Werkstatt setzt das dann in Glas um.

Mit dem nötigen Grundwissen gefüttert konnten wir dann auf mehreren Etagen alte und neue, beeindruckende Exponate bewundern. Der Besuch hat sich gelohnt.

Im Untergeschoss des Museums war eine reichhaltige Kaffeetafel gedeckt und so klang der Tag bei munteren Gesprächen aus.

 

 

Vortrag

Vortrag: Sport als Element der Wirtschaftsförderung

Der Referent des heutigen Vortrags, Axel Volker, ist Vorsitzender des Stadtsportverbands in Kaarst.

Herr Volker erläuterte zunächst  seine Aufgaben. Der Stadtsportverband Kaarst besteht aus 8 Personen im Vorstand. Es werden die Interessen der Sportvereine koordiniert und gegenüber der Stadt und dem Kreis vertreten. In Kaarst sind ca. 12.000 Menschen Mitglieder in Sportvereinen.

Während die verschiedenen Sportvereine doch meistens aufgrund privater Initiative gegründet werden, sorgen die staatlichen Institutionen mehr für die notwendige Infrastruktur.

Dann beschieb er im Detail die vielen Fassetten des Sports wie die Wirkung des Sports auf den einzelnen Menschen bei seiner Persönlichkeitsentwicklung (Schule der Nation), seiner Gesundheit, seiner gesellschaftlichen Stellung und Ansehen.

Die Sportarten erreichen ein sehr unterschiedliches Niveau. Der Sport als Breitensport, Spitzen- oder Leistungssport und Profisport. Sowie Sportarten die den Jahreszeiten angepasst sind, wie Sommer- oder Wintersport, ferner den Sport als Kulturereignis von Einzelveranstaltungen über Großveranstaltungen bis zu Weltmeisterschaften und Olympiaden.

Einen breiten Raum nahm die Diskussion über den Sport als Element der Wirtschaftsförderung ein.

Spitzen-, Leistungs- und Profisport wie Fußball, Tennis, Ski, Boxen oder Radsport haben sich zu Wirtschaftsunternehmen mit Millionen- oder gar Milliarden-Umsätzen entwickelt und erreichen einen hohen Bekanntheitsgrad. Aber auch nicht so im Fokus stehende Sportarten oder Sportler sind durchaus sehr wirksame Werbeträger und tragen zum Bekanntheitsgrad einer Stadt, einer Region oder eines Landes bei. So haben die beiden Kaarster Radsportler Udo Hempel und Günter Schumacher den Bekanntheitsgrad unserer Stadt nicht unerheblich gesteigert. Somit ergibt sich eine Win – Win Situation. Die Unterstützung der Stadt zahlt sich durch die zur Verfügung gestellte Infrastruktur für das Training der beiden Sportler im Nachhinein durch den größeren Bekanntheitsgrad und die damit häufig verbundene Attraktivität, bei vielen – auch wirtschaftlich wirkenden – Maßnahmen aus.

Auch die Entscheidung die „Tour de France“ durch Kaarst rollen zu lassen und die geforderten € 50.000.- zu sponsern, wurde ausführlich diskutiert. Die geäußerten Zweifel über den Sinn und die Wirtschaftlichkeit der Investition wurden wohl am Ende doch zerstreut. Zwar lässt sich der Erfolg nicht in Euro und Cent errechnen, doch dies ist bei Werbeausgaben häufig der Fall. Die Hälfte der Werbeausgaben – hat einmal ein kluger Geschäftsmann gesagt – sind unnötig oder falsch ausgegeben, leider weiß ich nicht welche Hälfte es ist.

Eine von dem Kaarster Bürger Franz Josef Kallen geleitete Bürger-Gruppe hat die geforderten 50.000,- € gesammelt und der Stadt zur Verfügung gestellt. Somit konnte die geforderte Summe gezahlt werden. Die Stadt hat dann für die reibungslose Durchfahrt mit der notwendigen Infrastruktur gesorgt. Viele freiwillige und unbezahlte Helfer haben mitgeholfen, dass alles reibungslos ablief. Auf dem Rathausplatz in Büttgen hatten viele Geschäftsleute Verkaufs- und Infostände errichtet und gute Einnahmen erzielt oder Geschäfte angebahnt. Kaarst/Büttgen wurde im Fernsehen gezeigt. Auf der Fahrtroute von der Bauerbahn über die BraunsMühle bis zur Ausfahrt nach Kleinenbroich wurde die Strecke von Menschentrauben belagert. Es war ein Großereignis für den Ort, wie es der Protokollverfasser in fast 50 Jahren noch nicht erlebt hat.

Nachdem Herr Volker auch die ihm gestellten Fragen zufriedenstellend beantwortet hatte, belohnte viel Beifall den Vortragenden.

Vortrag

Vortrag: Stiftungs- und Vereinsarbeit in Zeiten von „Nullzinsen“

Der Referent der heutigen Veranstaltung, Herr Heinz Mölder, stellte sich zunächst vor und teilte zu seiner Person mit, dass er bis April 2017 im Vorstand der Sparkasse Neuss tätig gewesen ist, für die er 47 Jahre gearbeitet hat. Während seiner aktiven Zeit war er bei der Sparkasse bereits für das Stif­tungswesen zuständig. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand ist er nur noch ehrenamtlich tätig. Er gehört dem Vorstand in allen 7 Sparkassen-Stiftungen sowie in den Kunden-Stiftungen an.

Die Sparkasse Neuss ist durch zwei Fusionen seit 2002 für den gesamten Rhein-Kreis Neuss zuständig. Sie unterhält 7 Sparkassen-Stiftungen mit einem Gesamtkapital von 30 Mio. €, die älteste Stiftung stammt aus dem Jahr 1978. Die Sparkassen-Stiftungen sind fördernd und operativ tätig, d.h. sie unterstützen die betreffenden Institutionen nicht nur finanziell, sondern nehmen auch Einfluss auf deren Tätigkeit.

Seit 2007 beteiligt sich die Sparkasse auch an der Gründung von Bürgerstiftungen. Die Idee hierzu stammt von Alfons Kranz, dem früheren Geschäftsführer der Neuss-Grevenbroicher-Zeitung (NGZ). Die Sparkasse hat dafür gesorgt, dass jede der 8 Städte / Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss eine eigene Bürgerstiftung hat, indem sie für jede dieser Stiftungen eine Einlage von 25.000 € übernommen hat mit der Auflage, dass jeweils weitere 25.000 € für die Stiftungen anderweitig beschafft werden mussten, damit das vorgeschriebene Mindestkapital von 50.000 € ausgewiesen werden kann. Dieses Ziel wurde innerhalb eines Jahres erreicht. Im Vorstand jeder Bürgerstiftung ist ein Führungsmitglied der Sparkasse tätig; dabei handelt es sich vorwie­gend um örtliche Filialleiter.

Herr Mölder hat selbst – mit seiner Frau zusammen – ebenfalls eine Bürgerstiftung gegründet, das nötige Kapital eingebracht und Spenden aktiviert.

Nach dieser grundlegenden Darstellung kam der Referent auf die beste­henden bzw. bevorstehenden Probleme zu sprechen. Hauptpunkte sind die Nullzinspolitik der EZB und Nachwuchssorgen in den Stiftungen, weil immer weniger Personen bereit sind, Funktionen zu übernehmen.

Der Referent wies darauf hin, dass bundesweit bis 2027 jährlich 400 Mrd. € durch Erbschaften weitergegeben werden. Problematisch ist, dass die Erben der in Neuss anfallenden Erbschaften oft nicht mehr im Rhein-Kreis Neuss leben; dies würde dazu führen, dass rund die Hälfte des Geldes nicht mehr im Kreisgebiet verbleiben wird. (Dieser Verlust würde sich außerdem auch auf den Perso­nalbestand der Sparkasse auswirken.)

Als Gegenmaßnahme führt die Sparkasse spezielle Schulungen der Mit­arbeiter durch, damit diese eine entsprechende Kundenberatung durchfüh­ren können. Die Sparkasse bietet auch Testamentsvollstreckung an. Der Grundgedanke hierfür ist, dass die Erblasser ihre notariellen Testamente vielfach bei Notaren beurkunden lassen, die in ähnlichem Alter wie sie selber sind und deshalb für eine Testamentsvollstreckung kaum in Frage kom­men. Die Sparkasse will sich dafür als vertrauenswürdigen Partner anbie­ten. Hierzu wurde die Broschüre „Nachlassplanung mit der Sparkasse Neuss“ verteilt.

Weitere Maßnahmen sind die Schaffung von Generationenberatern. Außerdem wurden 33 Gruppen zu den Empfängern der Stiftungsmittel gesandt (Heime, Vereine, sonstige Institutionen).

Die Nullzinspolitik der EZB führt dazu, dass die zur Verfügung stehenden Fördermittel immer geringer werden. Gleichwohl müssen die von den Stif­tungen in das Förderprogramm aufgenommenen Institutionen weiter geför­dert werden. Da das Kapital nicht angegriffen werden darf, können nur die jeweiligen Erträge ausgegeben werden. Bisher gibt es noch einen größeren Bestand von älteren Papieren, die 3%-4% Rendite abwerfen; wenn deren Laufzeit jedoch abläuft, gibt es keinen gleichwertigen Ersatz. Derzeit liegen die durchschnittlichen Erträge noch bei 2 %.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat man die Anlagemöglichkeiten erweitert. Daher dürften jetzt neben Renten auch Aktien und Immobilien in den Bestand genommen werden. Dabei beschränkt sich Die Sparkasse auf deutsche Aktien. Wenn dort durch Kursverluste das Stiftungskapital zeitweilig unter 100 % sinke, sollte man trotzdem nicht gleich verkaufen, sondern auf eine Kurserholung warten.

Außerdem wird für die Anhebung des Kapitals geworben, um auf diese Weise die Erträge anzuheben. Schließlich bleibt die Möglichkeit der Kooperation, d.h. größere Aufgaben werden in Kooperation mit anderen Stiftungen wahrgenommen. Als Beispiel verwies er auf die Bekämpfung von Cyber-Mobbing, die in Zusammenarbeit mit der Marandi-Stiftung durchgeführt wird.

Als eine weitere Möglichkeit nannte er die  Zustiftung in eine bestehende Stiftung.  Hierbei können die Stifter ihre Einlagen mit einer festen Zweckbindung einbringen. Die Erträge dieser Einlagen dürfen dann nur für diesen Stiftungszweck, z.B. für ein Hospiz, das DRK etc. verwendet werden.

Die Sparkasse veranstaltet regelmäßig einen „Tag der Stiftungen“, auf dem  Interessierte ihre Fragen stellen und sich Möglichkeiten von Stiftungen vorstellen lassen können. Dabei besteht  der Grundgedanke der Sparkasse darin, anderen dazu zu verhelfen, das zu realisieren, was sie sich vorgenommen haben.

Die nach diesem interessanten Vortrag gestellten, vielfältigen Fragen wurden vom Referenten souverän und zufriedenstellend beantwortet. So wurde z.B. gefragt, was man mit einer kleinen Stiftung mit dem Mindestkapital von 50.000 € machen könne, wenn die Erträge nicht mehr fließen. Sein Rat hierzu, sich entweder mit dem Stiftungskapital an eine andere Stiftung anzuschließen oder mit dem Finanzamt abzustimmen, dass die Kapitalerhaltungsstiftung in eine Verbrauchsstiftung umgewandelt wird, damit der Stif­tungszweck noch für eine gewisse Zeit erhalten bleiben kann.

Anhaltender Beitrag dankte Herrn Mölder für seinen interessanten, viele Interessens­gebiete umfassenden Vortrag.

Clubreise

Reise vom 29.05. bis .06.2017  „Parklandschaft Ammerland – Moorlandschaft Emsland“

1.Tag: Moormuseum Emsland, Heimatmuseum Bad Zwischenahn 

Dies war die Clubreise des Incoming-Präsidenten Heinz Sahnen (ab 01.07.2017), der die Reise wegen der Rhododendronblüte im Ammerland vorgezogen hat, unterstützt durch CF und Pastpräsident Toni Kränzle, der vor rd. 20 Jahren eine ähnliche Reise durchgeführt hat.

Bei herrlichem Sonnenschein starteten wir ab Kaarst. Heinz begrüßte alle Teilnehmer und gab bekannt, dass leider 5 Personen die Reise kurzfristig wegen Krankheit bzw. aus persönlichen Gründen absagten: das Ehepaar Hoffmann (Gäste), Christine Schröder, Christel Leiendecker und Rosa Schätzlein.

Auf der Busfahrt erzählte Heinz einiges über das Ammerland und Umland.

Der Landkreis Emsland wurde 1977 im Rahmen der Gebietsreform aus den Kreisen Aschendorf-Hümmling, Meppen und Lingen gebildet. Er erstreckt sich über 2.880 km² von der NRW Landesgrenze bei Rheine bis zur Grenze Ostfrieslands bei Papenburg. Er ist der flächenmäßig größte Landkreis Niedersachsens, zählt zu den größten der BRD und ist größer als das Saarland. Der Kreis zählt rd. 319.500 Einwohner.

Erwähnenswert ist noch der „Emslandplan“. Er war ein Plan, den der Deutsche Bundestag  1950 beschloss und mit dessen Durchführung das seinerzeit rückständige Emsland dem Lebensstandard der Bundesrepublik angeglichen werden sollte. Im Laufe der Jahre wurden  mehr als 2,1 Milliarden DM aus Bundes- und Landesmitteln in dieses Gebiet investiert. Prägte früher die Landwirtschaft das Erwerbsleben, dominieren heute moderne Industrie- und Gewerbebetriebe das Wirtschaftsleben des Emslandes.

Heinz stammt aus der Gemeinde Geeste und auch seine Frau Renate ist  in dieser Gegend aufgewachsen. Beide haben noch enge verwandtschaftliche Beziehungen in das Emsland und fahren auch des Öfteren in ihre Heimat und engagieren sich hier.

Die erste längere Pause wurde im Knusperlädchen in Geeste-Groß Hesepe eingelegt. Bei dem zweiten Frühstück mit  Brötchen und  Kaffee stärkten wir uns für die weitere Reise. In dem Lädchen kauften viele der Clubfreunde Leckereien und Feingebäck der Fa. Coppenrath & Wiese.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir das Moormuseum Emsland. Wir teilten uns in 2 Gruppen auf. Museumsführer Herr Schütte – zu dessen Gruppe ich gehörte – erläuterte den Ablauf: Halle 1 (emsländische Moore vor dem 2. Weltkrieg), Halle 2 (Moorangelegenheiten nach dem 2. Weltkrieg) und das Außengelände.

Wir gingen über einen Teil des Außengeländes. Es besteht aus einem 30 ha großen Landschaftsraum mit landwirtschaftlichen Bereichen, Waldstreifen und einem denaturierten Hochmoor. Der Fußweg führte an seltenen Haustierrassen vorbei (Bentheimer Landschafen, Bunten Bentheimer Schweinen, Westfälischen Totlegerhühnern und Diepholzer Gänsen). Herr Schütte erklärte den Unterschied zwischen Schwarztorf und Weiß-Torf und zeigte auf die Gleise der Feldbahn. Von hier aus wurde der Torf nach Meppen verladen und von dort mit der DB in alle Welt versandt.

Die Halle 1 enthält auf 800 m² eine Dauerausstellung, die die Aufsiedlung der emsländischen Moore im 18. Und 19. Jahrhundert thematisiert. Sie gibt Auskunft über Arbeits- und Lebensbedingungen der Siedler, zeigt wirtschaftliche und soziokulturelle Strukturen auf und erläutert die Entwicklung des Torfabbaus bis zu den Anfängen der industriellen Torfgewinnung im frühen 20. Jahrhundert.

Die Halle 2, eröffnet im Jahr 2010, ist 1.600 m² groß, klimatisiert, barrierefrei und verfügt über einen Fahrstuhl. In ihrem Zentrum stehen die eindrucksvollen Großobjekte der Firma Ottomeyer, einem Mammut-Tiefpflug (bis 2,20 m tief), der von 2 Lokomobilen sowie einem Mannschaftswagen gezogen wurde. Ferner werden die Geschichte des Emslandplanes, der Torfindustrie, des Moorschutzes mit der Moorforschung dargestellt.

Unser Hotel in Bad Zwischenahn wurde kurz aufgesucht und es ging weiter am Spätnachmittag mit dem Besuch des Heimatmuseums in Bad Zwischenahn.

Die Führerin begrüßte uns herzlich und gab einen geschichtlichen Abriss über das Ammerländer Bauernhaus. Das Bauernhaus stammt aus 1695 und wurde an dieser Stelle aus 2 Bauernhäusern wieder aufgebaut.

In dem Bauernhaus lebten Menschen und Tiere unter einem Dach. Links und rechts der Diele waren die Stallungen für das Vieh. Wir betraten das Haus durch „die Grootdör“ (Haupteingang) und befanden uns im Mittelpunkt des Hauses, der Herdstelle. Dies war der Arbeits- und Einflussbereich der Hausfrau.  Über der offenen Feuerstelle hingen der Herdrahmen aus Eichenholz und der Eid-Haken. Früher wurden hier Verträge abgeschlossen. Der Rauch des Feuers zieht noch heute über die Diele und die Uhlen-(Eulen) –löcher ab. Denn schließlich hingen über uns 210 frisch geräucherte Schinken, die einen herrlichen Duft verströmten.

Die Führerin zeigte die weiteren Zimmer, die gute Stube (Wohnzimmer), Schlafkammer des Eigentümers, Mädchen- und Jungenkammer und weitere Arbeitsräume. Das Bauerhaus wird heute auch als Theaterbühne für kulturelle Zwecke genutzt.

Hungrig und etwas müde gingen wir zur Gaststätte „Der Spieker“ (Speicher). Hier nahmen wir leckere Biere und ein typisches „Ammerländer Aal-Essen zu uns. Vor, während und nach dem Essen sprachen und nahmen wir den Ammerländer Löffeltrunk zu uns  –  (einen Korn auf Zinnlöffel).

Ick seh di!  –  Dat freit mi!                             Prost. –  Prost

Ick sup di to  –   Dat do!                                 Ick heb di tosapen  –  Hest’n Rechten drapen!

Gegen 21:30 Uhr waren wir im Hotel, räumten die Koffer aus und fielen ins Bett. Ein langer, erlebnisreicher Tag bleibt in guter Erinnerung.

  1. Tag: Park der Gärten Bad Zwischenahn

Kurz vor neun saßen wir schon im Bus. Los ging es nach Rostrum, einem Stadtteil von Bad Zwischenahn, zum Park der Gärten. Dort wurden wir von dem Geschäftsführer des Gartenkulturzentrums Niedersachsen – Park der Gärten gGmbH, Herrn Christian Wandscher, einem Rotarier, empfangen. Dieser erklärte uns die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten und führte uns zwei Stunden durch den Park.

Der Park der Gärten befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Niedersächsischen Gartenkulturamtes Auf diesem Gelände fand im Jahre 2002 die erste Niedersächsische Landesgartenschau statt. Bei der Gestaltung des Ausstellungsgeländes wurde die örtlichen Gartenbauunternehmen einbezogen. Diese legten Themen- und Mustergärten an, die auf ein großes Interesse bei den Besuchern stießen. Die Gartenschau wurde auch finanziell zu einem Erfolg und schloss sogar mit Gewinn ab.

2003 wurde das Areal der ehemaligen Gartenschau weiterentwickelt und in Park der Gärten umbenannt.

Heute ist der Park der Gärten eine Dauergartenschau und Deutschlands größte Mustergartenanlage. Der ca. 14 Hektar große Park setzt sich aus 43 Themengärten zusammen, die durch Hecken in einer Gesamt­länge von 1.170 Metern voneinander abgegrenzt werden. Zwischen den einzelnen Abteilungen des Parks wurden 28.700 Quadratmeter Rasen angelegt. Auf dem Parkgelände sind 945 Solitärbäume gepflanzt. Ungefähr 2.000 Rhododendronarten und -sorten geben dem Park ein für das Ammerland typisches Gepräge.

Die Anlage kann auch heute noch weitgehend auf öffentliche Mittel verzichten. Die Mustergärten werden von 140 privaten Unternehmen auf eigene Kosten gepflegt, Leitspruch der Trägergesellschaft sind die 5 A: „Alles anders als alle anderen.“

2013 eröffnete der Park in seinem Besucherzentrum unter dem Titel „Grüne Schatztruhe“ eine Dauer­ausstellung, in die insgesamt 3,6 Millionen Euro investiert wurden. Sie informiert über die Pflanzen des Parks, woher sie stammen, wie die Pflanzennamen entstanden sind, und befasst sich mit den Vegetationsbedingungen bestimmter Pflanzengruppen und deren Standort und Wachstumsbedingungen innerhalb des Parkgeländes. Einen Überblick über das Gelände bietet der 2014 eröffnete rund 20 Meter hohen Aussichtsturm, eine Konstruktion aus Stahl und Lärchenholz, die rund 400.000 Euro gekostet hat.

Bei unserem Rundgang besuchten wir zunächst die Mustergärten. Der Spiegelgarten wird von einem Spiegel in zwei Räume geteilt. Auf der einen Seite sind die Rasenflächen mit einem Springbrunnen und auf der anderen Seite kleine, schachtbrettartige Pflanzflächen.

Besonders beeindruckend war der Japangarten, den Besucher nur von außen bewundern und auch zum Fotografieren nicht betreten dürfen. Er wird von der Baumschule Höpken betreut, die unter dem Markennamen „Big Bonsai“ japanische Formgehölze verkauft. Die drei Big Bonsais (geschnittene Kiefern) in dem Garten kosten nach Angabe unseres Führers rd. 45.000 €.  Merke: Europa kauft seine Großgehölze in Bad Zwischenahn mit seinen rd. 300 Gartenbaubetrieben.

Auf den Freiflächen zwischen den Gärten wurde eifrig gearbeitet und gepflanzt. Die Frühlingsblumen mussten Platz für den Sommerflor machen.

Der Rundgang endete in dem alten Sortimentsgarten, dem Rhodopark, mit etwa 2.000 Rhododendron- und Azaleenhybriden- Man findet hier alte Sorten an deutschen. holländischen, belgischen und englischen Hybriden. Sie standen allerdings schon nicht mehr in voller Blüte.

Auf dem angrenzenden Gelände (für Besucher unzugänglich) gibt es noch immer die „Lehr- und Versuchs­anstalt für Gartenbau“. Hier werden viele Pflanzen geprüft auf Krankheiten, Wuchs, Düngung usw. Auch neue Hybriden werden hier getestet.

Anschließend konnten wir uns auf eigene Faust auf dem Gelände umsehen, den Aussichtsturm besteigen, oder den Schulkindern zusehen, die sich auf dem Wasserspielplatz vergnügten. Einige von uns waren von dem Rundgang so erschöpft, dass sie sich gleich im Parkrestaurant „Glashaus“ niederließen.

Dann ging es mit dem Bus zurück ins Hotel. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Bad Zwischenahn verfügt über eine lebendige Innenstadt mit vielen Cafés und interessanten Geschäften. Es wurde einge­kauft. Jedenfalls konnte man etliche von uns mit dicken Tüten im Stadtpark oder auf dem Rückweg ins Hotel beobachten.

Mit dem Abendessen im Hotel Haus am Meer und noch einem Absacker in unserem Hotel klang der Tag aus.

  1. Tag: Rhododendron Park Hobbie, Baumschule Bruns

Um 9 Uhr starten wir zu einer Rhododendron-Blütenfahrt in das Ammerland. CF Toni begrüßt Herrn Ludewig von der Fa. Bruns, der uns als kompetenter Experte begleitet. Ebenso begrüßte er Hannelore und Jens Rothe, die an diesem Ausflug teilnehmen. Wir erreichen gegen 10 Uhr den Rhododendronpark Hobbie in Westerstede-Petersfeld und werden von dem Besitzer, Herrn Hobbie empfangen. Er führt uns  auf verschlungenen Wegen durch ein Meer von Blüten und zeigt uns die Vielfalt in der Welt der Rhododendren in Deutschlands größtem Rhododendronpark. Der Park ist ca.70 ha groß und wurde vor 90 Jahren von Gerhard Hobbie gegründet. Zahlreiche Veranstaltungen locken alljährlich viele tausend Besucher in den Park.  Bis zu 60 Mitarbeiter sorgen für Pflege des Parks und die Organisation der Veranstaltungen. 11.30 Uhr verabschieden wir uns von Herrn Hobbie, CF Toni und CF Heinz bedanken sich mit einem kleinen Präsent. Die Fahrt geht weiter zum Restaurant Fährhaus in Bad Zwischenahn-Dreibergen, wo wir um 12 Uhr unser Mittagessen einnehmen.  13.40 fahren wir mit dem Schiff über das Zwischenahner Meer zum Anleger am Kurhaus, den wir 14,30Uhr erreichen. Danach besteigen wir wieder den Bus, nach einem kurzen Zwischenstopp am Hotel bringen wir unseren Präsidenten Adolf zum Bahnhof, der uns wegen einer Beerdigung leider verlassen muss.

Nun geht die Fahrt weiter zum eigentlichen Ziel, der  Fa. Bruns, der größten Baumschule Europas. Gegen 15 Uhr erreichen wir den  Rhododendronpark Gristede, und werden dort in dem neu errichteten Pavillon von Frau Maria Bruns herzlich empfangen. Nach einer kurzen Information über das in 4. Gene­ration geführte Familienunternehmen werden wir mit einem interessanten Film auf die Führung durch  die Baumschule eingestimmt. 1876 gründete Gerhard Bruns eine Gärtnerei, die in den folgenden Jahren durch seine Nachfahren zu einem weltweit führenden Unternehmen ausgebaut wurde. Auf mehr als 500 Hektar werden heute mit 300 Mitarbeitern über 4000 Pflanzenarten bzw. – Sorten herangezogen. Besonders bekannt ist Bruns für seine Großbäume mit einem Stammumfang von 1,2 m und einer Wuchshöhe von bis zu 14 m und einer Kronenbreite bis 8 m. In allen Metropolen der Welt stehen Bäume von Bruns. Wir fahren zunächst zum Zentrum der Containerpflanzen, dort befindet sich auch das Logistikcenter. Zahlreiche Containerpflanzen warten auf ihre Auslieferung. Die Pflanzen müssen alle 3 Jahre umgepflanzt werden. 16,30  fahren zurück zum Pavillon und stärken uns bei Kaffee und Kuchen, Heinz überreicht Frau Bruns  zum Dank ein Buchgeschenk. Im Schlepperzug  geht es nun unter Führung von Herrn Ludewig durch den Rhododendronpark. Auf 15 Hektar werden rund 1000 Rhododendren und Freilandazaleen präsentiert. Die Sammlung der selbstgezüchteten Rhododendren umfasst derzeit 150 Sorten.  18,30 Uhr kehren wir zurück zum Pavillon, dort sind wir zum Spargelessen eingeladen. Heinz und Toni bedanken sich bei Herrn Ludewig mit einer guten Flasche Rheinwein, Pastpräsident Christian bedankt sich beim Führungsduo Heinz und Toni; Clubmeisterin Alheide übergibt Beiden ein Geschenk. Clubfreundin Ille beschließt den Abend mit einem kleinen literarischen. Vortrag. Gegen 21 Uhr starten wir zur Rückfahrt ins Hotel. Dieser großartige Tag wird uns lange in Erinnerung bleiben.

 

  1. Tag; Meyer-Werft, Gartenbaubetrieb Schulz

Probusüblich pünktlich waren unsere Koffer verstaut, sodass wir wie vorgesehen unsere Heimfahrt aus Bad Zwischenahn um 08:45 Uhr antreten konnten.

Erster Zwischenstopp war die Meyer-Werft in Papenburg. Herr Dahlke, unser Führer,  kam in der „alten Werft“ an Bord. Sie dient nicht mehr dem Schiffbau sondern ist Meyers Touristikzentrum, ein Gebäude beherbergt heute sogar zwei Theater. Die von Meyer in Auftrag genommenen Schiffe wurden immer größer, Mitte der siebziger Jahre wurde der Weg zur Ems für die gebauten Schiffe zu eng, man musste den Betrieb auf ein neues Gelände direkt am Fluss verlagern.

Nach kurzer Fahrt dorthin zeigte uns Herr Dahlke zunächst einige Filme und erzählte uns eine Menge über das Programm seiner Firma und deren Historie.

Die Werft wurde 1795 gegründet. Sie befindet sich seit sieben Generationen im Besitz der Familie Meyer. Zunächst wurden die üblichen aus heutiger Sicht sehr kleinen Holzschiffe gebaut. Josef Lambert Meyer aber  riskierte  in 1876 den Bau des ersten Stahlschiffs bei der Meyer-Werft. Die Kenntnisse dazu hatte er sich nach seinem Studium bei langen Auslandstätigkeiten, u. a. in den USA, erworben.

Das bekannteste von Meyer gebaute Schiff ist die „Goetzen“ aus dem Jahre 1913. Sie war für den Einsatz auf dem Tanganjikasee in Deutsch-Ostafrika, heute Tansania, vorgesehen. Dieser See ist etwa 1100 km von der Küste entfernt. So musste das Schiff in Hunderten von Einzelteilen transportiert und vor Ort wieder zusammengeschraubt werden. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs 1918 mussten die Deutschen laut Friedensvertrag  das Schiff versenken, es wurde aber später von den Engländern gehoben. Noch heute ist das Schiff auf dem Tanganjikasee im Dienst.

Das heutige Werftgelände an der Ems umfasst etwa 50 ha, davon ist etwa die Hälfte überdacht. Es gibt zwei große Baudocks, 504m x 125m x 75m bzw. 370m x 102m x 75m. Bemerkenswert ist die 75m hohe und 45m breite Ausfahröffnung, durch die die fertig gestellten Schiffe in das Hafenbecken gelangen. Die Schiffe werden aus Einzelmodulen zusammengebaut, deren maximale Größe durch die Krankapazität von 800 bzw. 600 Tonnen gegeben ist. In der großen Halle sahen wir viele fleißige Hände an einem fast fertig gestellten Schiff, der „World Dream“, arbeiten. Den in der Halle noch freien Platz davor nahm das Mittelsegment des nächsten Schiffsneubaus ein. Die Montage der anderen Segmente dieses Schiffs sahen wir dann in dem „kleineren“ Baudock. Eine dritte Halle, das sog. Technologiezentrum, dient der Fertigung der Einzelmodule. Diese wird Besuchern nicht gezeigt, weil man hier einige neuartige Verfahren einsetzt, die man vor den neugierigen Augen der Konkurrenz verbergen möchte.

Man hat in Papenburg ca. 3000 Beschäftigte, davon etwa 500 Ingenieure bzw. Konstrukteure. Hinzu kommen etwa ebenso viele Mitarbeiter von Fremd- oder Partnerfirmen, die die von ihnen angelieferten Teile, z.B. komplette Kabinen, einbauen. Weitere Standorte der Meyer-Gruppe sind die Neptun-Werft in Rostock mit ca. 500 Mitarbeitern und Meyer Turku (Finnland) mit 1500 Beschäftigten.

Im Laufe der Zeit hat man sich in Papenburg auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert und nimmt hier eine führende Position auf dem Weltmarkt ein. Zurzeit kann man in Papenburg zwei bis drei Schiffe pro Jahr bauen. Bis 2022 ist Meyer mit  Aufträgen für 11 Schiffe voll ausgebucht. Zwei von der AIDA bestellte Schiffe sind für jeweils 5600 Passagiere vorgesehen und werden im Preis wohl die Milliardengrenze überschreiten.

Die Bauzeit eines Schiffs von der ersten Planung bis zur Ablieferung beträgt drei Jahre. Jede Terminverzögerung führt zu hohen Konventionalstrafen. Minutiöse Planung und strikte Terminverfolgung sind lebenswichtig für die Werft!

Nach zweieinhalb sehr intensiven Stunden bei der Meyer-Werft ging unsere Fahrt weiter zu dem Gartenbaubetrieb Schulz. Auf ca. 13 ½ ha, davon 3ha unter Glas, produziert man mit 40 Mitarbeitern in einem Betriebsteil Gurken, Tomaten und Paprika, in dem anderen, durch den wir von Herrn Schulz geführt wurden, werden Gewürzkräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Basilikum usw. in Blumentöpfen gezüchtet.

Die Entwicklung der Firma ist eine Flüchtlings-Erfolgsgeschichte. Der Gartenbaubetrieb der Familie Schulz in Dresden wurde 1960 enteignet, daraufhin „machte“ die Familie in den Westen, gerade noch rechtzeitig vor dem Mauerbau.  Im Emsland wurde der Familie im Rahmen eines für Heimatvertriebene aufgelegten Programms von dem gerade dem Moor abgerungenen Land eine Fläche von zwei Hektar zur Verfügung gestellt. Man begann mit dem Anbau von Gemüse, wofür der ehemalige Moorboden besonders geeignet war. Mit Fleiß und Organisationstalent gelang es, den Betrieb auf seine heutige Größe zu erweitern.

Die Zucht der Topfpflanzen geschieht vollautomatisch im Fließbandbetrieb. Die Töpfe mit den jungen Stecklingen werden an einem festen Startpunkt auf das Fließband gesetzt und laufen dann während der Wachstumszeit von ca. 5 Wochen automatisch in vielen Windungen zum Verladepunkt, wo sie entsprechend dem Wunsch des Kunden verpackt und dann abtransportiert werden. Beregnung bzw. Bewässerung sind vollautomatisch und können je nach Pflanzenart programmiert werden.

Am Ende der Besichtigung erhielt jeder von uns als Gastgeschenk je einen Topf Petersilie und Basilikum, dann ging es weiter zum Mittagessen in dem Ausflugslokal Reiherhorst, sehr schön direkt hinter dem Emsdeich gelegen.

Gegen 15:00 Uhr traten wir die Heimfahrt an und kamen nach reibungsloser Fahrt wohlbehalten gegen 19:00 Uhr in Kaarst an.

Vortrag

Eine Kiste verändert die Welt 

Cfin Ille Mularski startete ihren bebilderten Vortrag, in dem sie uns die geschichtliche Entwicklung der Seecontainer erläuterte, wobei CF Achim sich unterstützend als der US Erfinder Malcom Mc Lean ausgab.

In einem lockeren Frage- und Antwortspiel erfuhren wir Zuhörer wie die Erfindung dieser Kiste – Seecontainer genannt – von ihrem geschichtlichen Ursprung bis heute eine rasante Entwicklung nahm und den Welthandel ökonomisch und ökologisch veränderte. Teures und arbeitsintensives Befördern der Waren per Hand auf den Laster, Sack für Sack, dann die Fuhre zum Güterbahnhof kutschieren, alles wieder abladen vom Laster, die Ware zum Waggon bringen, am Kai wieder einzeln geschleppt und das Schiff beladen…. und am Zielhafen verlief der Arbeitsaufwand wieder in umgekehrter Reihenfolge.

Mc Lean hatte die Idee von den vielen Arbeitsgängen 2/3 einzusparen und erfand den Container. Ein „Sesam-öffne-dich“ für den Verdienst des big money. Damit die Container für den Transport kompatibel eingesetzt werden konnten, mussten sie im Laufe der Zeit genormt werden. Um eine einheitliche Durchführung gültiger Standardmaße und sicherer Befestigungen der Kisten am Schiffsboden zu gewährleisten, wurde die ISO (Internationale Seeschifffahrts-Organisation) als Dachorganisation   mit Sitz in London gegründet. Alle Seecontainer unterliegen heute der ISO-Norm.

Für die Container werden spezielle Container-Schiffe gebaut. Heute bestimmen gewaltige Containerbrücken das Bild eines Hafens. Bis zu 20.000 Boxen haben Platz auf einem dieser Monsterschiffe.

Die reichsten Hafenstädte müssen alle paar Jahre ihre Häfen tiefer baggern, damit noch größere Schiffe einfahren können. In Hamburg läuft derzeit ein erbitterter Streit zwischen Umweltschützern und den Hafenbetreibern, da die Elbe vertieft werden soll.

Die ersten Container waren aus Holz, es folgten Container aus Metall.

2015 wurden in Bremerhaven 5,5 Millionen Container umgeschlagen und der Ausbau der dortigen Hafenanlagen geht ständig weiter, um noch mehr Güter zu befördern.

90 % von allem was wir konsumieren wird heute mit Containerschiffen transportiert. Das führt dazu, dass der Transport einer Flasche Wein von Chile nach Deutschland meistens günstiger ist als der nur wenige km weite Weg von Äpfeln aus dem Alten Land nach Hamburg. Die Transportkosten für eine Flasche Wein aus Kalifornien liegen dank der Container bei nur wenigen Cent.

Das Wachstum im Containerverkehr wird eher in Asien stattfinden als in Europa, weil dort die Wirtschaft stärker wächst. Die größten Häfen der Welt liegen alle in Asien wie Shanghai, Singapur, Hongkong etc. An 10. Stelle kommt erst der erste europäische Hafen mit Rotterdam, Hamburg liegt an 15. Stelle.

Die „Bild“ berichtete über den Krabben-Irrsinn. Nordseekrabben werden fangfrisch im Kühlcontainer nach Marokko geschafft, dort per Hand gepult, dann zurückgeschafft, um ein paar Tage später hier im heimischen Supermarkt zu landen. Der Transport kostet kaum etwas, die Arbeitslöhne in Nordafrika machen den Kohl sowieso nicht fett.

Ware geht gechipt kaum verloren, Kräne, Transportfahrzeuge und Züge sind inzwischen total vernetzt. Allerdings ist die Kriminalität im Containerhandel längst angekommen. Meist kommen die Täter aus den eigenen Reihen, sie kennen die logistischen Strukturen, sie entwenden zum Container auch gleich noch den Sattelschlepper dazu.

Bei Naturkatastrophen können Container trotz starker Verankerung über Bord gehen und riesige Mengen Waren landen dann im Meer.

Leider fahren die Containerflotten weltweit noch mit schadstoffreichem Schweröl und stoßen tonnenweise Schwefeloxide aus. Die Reeder wehren sich aus Kostengründen bisher starrköpfig gegen Ökostandards.

Was geschieht nun mit den ausgemusterten Containern? Interessenten stehen bereits Schlange, um so ein Schätzchen zu erwerben. Sind sie doch vielfältig und kurzfristig einsetzbar als Bauwagen, Schul- und Bürocontainer, Toilettenwagen, Werkstätten, Messestände, Gartenhäuser etc., zumal sie auch im Bedarfsfall beheizt werden können.

Was aus so einer Kiste alles geworden ist und wie sie unser Leben verändert hat!

Für ihren interessanten Vortrag erntete CFin Ille volles Lob. Wer außer ihr hätte uns so eine olle Kiste mit ihrer rasanten und umfangreichen Entwicklung derart enthusiastisch nahebringen können?

 

Vortrag

Vortrag von CF Hermann Knopf: „Der Schwarze Juni“

Zunächst erläutert CF Hermann, dass sein Vortrag auf einem Festvortrag des deutschen Nationalökonomen Hans Werner Sinn basiert, den dieser im Jahre 2016 an der Universität Jena gehalten hatte; er hatte darin den wesentlichen Inhalt seines Buches „Der Schwarze Juni“, seine Auswirkungen auf Deutschland als größtes Mitglied der EU, dargelegt. – Anknüpfungspunkt waren zwei Ereignisse im Juni 2016

a) Als im Jahre 2012 die EZB und deren neuer Präsident Draghi dazu übergingen, zunächst die Zinsen Schritt für Schritt zu senken und sodann in immer größerem Stil Staatsanleihen – hauptsächlich der wirtschaftlich schwachen südeuropäischen Länder der EU – aufzukaufen und damit diesen Ländern praktisch zinslose Staatskredite zu geben, wurde dem deutschen Bundesverfassungsgericht die Frage vorgelegt, ob diese Art der Staatsfinanzierung mit den europäischen Verträgen vereinbar sei. Das Bundesverfassungsgericht mochte die Frage nicht entscheiden, sondern legte sie zur Entscheidung dem Europäischen Gerichtshof vor. Dieser entschied am 19.06.2016, dass die kritisierte Geldpolitik der EZB mit den europäischen Verträgen in Einklang stehe.

            Diese Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs ist nach wie vor umstritten. Sie führt dazu, dass wesentliche Ziele der europäischen Verträge nach wie vor nicht erreicht werden. So sollte die Staatsverschuldung aller Euro-Länder auf maximal 60 % des jeweiligen Bruttosozialproduktes gesenkt werden. Davon sind alle noch weit entfernt. Die Null-Zins-Politik führt im Gegenteil dazu, dass viele Länder sich – wegen der billigen Kredite der EZB – sogar noch weiter verschulden. Am meisten gilt dies für Griechenland, wo die Verschuldung zur Zeit 177 % des Bruttosozialproduktes beträgt; in Deutschland liegt sie bei 68 %.

            Mit zahlreichen Tabellen/Schautafeln veranschaulichte Hermann, wie sich auch andere gesamtwirtschaftliche Parameter, im Gegensatz zu den Zielvorgaben der europäischen Verträge, negativ entwickelt haben. So belaufen sich z.B. die Targetforderungen der Bundesrepublik Deutschland zurzeit auf ca. 814 Milliarden Euro; dem stehen entsprechende Targetverbindlichkeiten der südeuropäischen Länder (z.B. Griechenland, Spanien, Zypern, Portugal) in entsprechender Größenordnung gegenüber. Es ist überhaupt nicht abzusehen, ob und wann diese Forderungen irgendwann einmal ausgeglichen werden können. Realistisch erweise wird man davon ausgehen müssen, dass sie irgendwann einmal zu Lasten Deutschlands praktisch zu Null abgeschrieben werden müssen. Deutschland hätte damit zu seinen eigenen Lasten die Defizite der genannten Länder ausgeglichen.

b) Am 21.06.2016 haben die Engländer mit knapper Mehrheit in der bekannten Volksabstimmung entschieden, aus der Europäischen Union auszutreten.

            Dieser Austritt, der in den nächsten zwei Jahren vollzogen werden muss, wird dazu führen, dass die Einflussmöglichkeiten Deutschlands in der EZB geschmälert werden. Dort können Mitglieder, die zusammen über einen Stimmenanteil von 35 % verfügen, als Sperrminorität Entscheidungen der Mehrheit blockieren. Die nordeuropäischen Länder, die im Wesentlichen immer eine stabilitätsorientierte Fiskalpolitik betrieben, verfügen dort (unter Einschluss von Großbritannien) zur Zeit über eine solche Sperrminorität von 35 %; wenn jedoch Großbritannien aus der Europäischen Union ausscheidet, verringert sich der Stimmanteil dieser Länder auf ca. 25 %. Damit könnte die EZB unter Draghi ihre derzeitige Politik der praktisch zinslosen Staatskredite für südeuropäische Länder ungehindert fortsetzen, ohne dass Deutschland daran etwas ändern könnte.

Sinn hat zur Lösung dieser Probleme in 15 Punkten ein Katalog von Maßnahmen vorgeschlagen. Wegen des Umfangs und der Komplexität dieses gesamten Katalogs hat Hermann darauf verzichtet, diese 15 Punkte explizit vorzutragen.

Kräftiger Beifall dankte dem Vortragenden für seine interessanten Ausführungen. Etliche Fragen und Anmerkungen aus dem Auditorium belegten das große Interesse, auf das dieser Vortrag gestoßen war.

 

 

 

 

 

Vortrag

Marokko – Königreich des Lichts –  Symphonie der Farben

CF Adolf von Chrzanowski, der uns schon öfter mit seinen Vorträgen über die von ihm und seiner Frau Ulla erlebten Reisen hat teilnehmen lassen, zeigte in seinem heutigen Vortrag Bilder seiner 14tägigen Reise durch Marokko, wo er mit seiner Frau Ulla ca. 1.500 bis 2.000 km zwischen den 4 Königstädten Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat mit ihrer 1.200 Jahre langen Geschichte zurücklegte.

Die Reise wurde vor dem Verruf der Maghreb Staaten unternommen und brachte nur positive Erfahrungen. Bei der Vielfalt seiner Reisen hält CF Adolf Marokko für eines der sehenswertesten Länder.

Die ursprüngliche Bevölkerung sind Berber, diese haben bis heute im Landesinneren Ihre Kultur bewahren können. Später kamen Araber hinzu und brachten den Islam, wozu sich heute 99% der Marokkaner bekennen (davon 90 % Sunniten, die sich vom Wahabismus distanzieren). Marokko zählt ca. 26 Millionen Einwohner deren 1. Amtssprache Arabisch und Französisch die 2. ist.

Ursprünglich war Marokko ein Sultanat, es wurde von Sultan Mohammed V. 1956 in ein Königreich umgewandelt.

Marrakesch gilt als die schönste Stadt im gesamten Maghreb und ist Weltkulturerbe.

Wir sahen die „Koutoubia-Moschee“ mit ihrem berühmten Minarett und den benachbarten „Platz der Gaukler“ der früher Hinrichtungsstätte war.

Uns beeindruckte das bunte Treiben der Zauberer, Artisten, Schlangenbeschwörer und Wahrsager. Die Buden in ihrer Vielfältigkeit auf dem Platz, die am Abend zum Essen einladen, erzeugten den Eindruck vieler kleiner Außenlokale mit exotischen Gerichten.

Casablanca ist das wirtschaftliche Herz des Landes, nicht besonders  reizvoll, aber sehr kreativ. Anziehungspunkt ist die Hassan-II-Moschee.

Im maurischen Stil erbaut gilt sie mit ihrer 20.000 m² Fläche, ihren 78 Säulen und dem 210 m hohen Minarett als höchstes religiöses Bauwerk der Welt. 2.500 Handwerker und 10.000 Künstler haben 10 Jahre daran gearbeitet.

Marrakesch (Name heißt Garten Gottes) ebenfalls Weltkulturerbe mit seiner maurischen Handwerkskunst ist sehenswert aufgrund seiner Mosaiken, Holzarbeiten und gewebten Stoffe alter Schule. Ein Stadtbummel in der Medina zeigt buntes Treiben, überall türmen sich Waren. Hier lernt man die Fähigkeit des Handelns, der 1. angebotene Preis des Verkäufers ist nie der letzte Preis! Handeln wird hier erwartet.

Auf dem Weg zum nächsten Ziel Essaouira direkt an der Küste gelegen hausten Ziegen auf Arganbäumen. Frauen verarbeiten die Nüsse dieser Bäume in harter Arbeit in einem langwierigen Prozess zu einem der wertvollsten Öle der Welt.

An der Atlantikküste liegt Essaouira, die Stadt gilt als schönste Küstenstadt mit ihren imposanten Befestigungsanlagen. Eine Stadt die Entspannung am Strand bedeutet.

Östlich des Hohen Atlas fährt man durch das Dadetal, wo sich Kasbah an Kasbah reiht, daher „Straße der Kasbahs“ genannt (Kasbah = gestampfte Lehmburg). Jede Kasbah hat ihre eigene Tradition. Der Hohe Atlas bildet die Trennlinie zur Sahara. Riesige Felsschluchten am Fluss Dade lassen an den Grand Canyon denken.

Auf dem Weg zur Provinzhauptstadt befinden sich Filmstudios sowie  Gemüse- und Plantagen mit Mandel-, Dattel- und  Granatapfelbäumen.

In Beaumes de Daddles war der Ruf der Muezzins zu hören, die am Abend zum Gebet rufen. Schön schaurig und mystisch anzuhören.

Auf der Weiterfahrt zur Sahara sahen wir Plantagen mit Dattelpalmen. Die Nutzzeit beträgt 80 bis 100 Jahre, alle 2 Jahre ist Erntezeit. Ein Baum trägt 100 kg Früchte bei einer Temperatur von 35°. Brunnensysteme versorgen die Bäume mit Wasser und Wasser wird in hohem Maße gebraucht.

Mit Jeep ging es in der Sahara zu den bis 100 m hohen Dünen. Kamelritt und ein phantastischer Sonnenuntergang waren hier das Highlight.

Fès gilt als geistiges und religiöses Zentrum Marokkos. Ein imposanter Königspalast mit wuchtiger Stadtmauer prägt das Stadtbild. Die mittelalterliche Medina gilt als größte Medina Afrikas. Der Reichtum dieser Stadt mit seinen jetzt 200.000 Einwohnern war einst sagenhaft und bis Europa bekannt. Fast 800 Moscheen befinden sich hier in diesem Weltkulturerbe.

Die Gewerbe, nach Zünften geordnet, führen u.a. Kupferschmiede, Weber, Gerber und Färber nach alter Tradition aus. Das Handwerk ist immer noch der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes.

Die Fahrt geht nach Rabat, der letzten Königsstadt. Rabat mit der gegenüberliegenden Schwesterstadt Salé hat 1,8 Mio. Einwohner. Rabat ist seit 1956 die Hauptstadt von Marokko. Eine westlich geprägte Stadt mit dem höchsten Lebensstandard des Landes.

Hier befindet sich der Hassan-Turm, das Wahrzeichen der Stadt. Die Grabstätte König Mohammed V. gilt als modernstes Gebäude, die Außenmauern sind aus Carraramarmor, der Sarkophag aus Alabaster.

Ein beliebtes Touristenziel sind in der Kasbah des Ondaia die typischen blau-weißen Häuser in den engen Gassen.

Rabat besitzt einen botanischen Garten, der eine Oase der Ruhe ist. Stille überall, nur das Klappern der Störche ist zu hören.

CF Adolf erhielt großen Beifall und den Dank unseres Präsidenten für den hervorragenden Vortrag, der uns an den beeindruckenden Reisesehenswürdigkeiten teilnehmen ließ. Große Klasse!!