Vortrag

Eine Kiste verändert die Welt 

Cfin Ille Mularski startete ihren bebilderten Vortrag, in dem sie uns die geschichtliche Entwicklung der Seecontainer erläuterte, wobei CF Achim sich unterstützend als der US Erfinder Malcom Mc Lean ausgab.

In einem lockeren Frage- und Antwortspiel erfuhren wir Zuhörer wie die Erfindung dieser Kiste – Seecontainer genannt – von ihrem geschichtlichen Ursprung bis heute eine rasante Entwicklung nahm und den Welthandel ökonomisch und ökologisch veränderte. Teures und arbeitsintensives Befördern der Waren per Hand auf den Laster, Sack für Sack, dann die Fuhre zum Güterbahnhof kutschieren, alles wieder abladen vom Laster, die Ware zum Waggon bringen, am Kai wieder einzeln geschleppt und das Schiff beladen…. und am Zielhafen verlief der Arbeitsaufwand wieder in umgekehrter Reihenfolge.

Mc Lean hatte die Idee von den vielen Arbeitsgängen 2/3 einzusparen und erfand den Container. Ein „Sesam-öffne-dich“ für den Verdienst des big money. Damit die Container für den Transport kompatibel eingesetzt werden konnten, mussten sie im Laufe der Zeit genormt werden. Um eine einheitliche Durchführung gültiger Standardmaße und sicherer Befestigungen der Kisten am Schiffsboden zu gewährleisten, wurde die ISO (Internationale Seeschifffahrts-Organisation) als Dachorganisation   mit Sitz in London gegründet. Alle Seecontainer unterliegen heute der ISO-Norm.

Für die Container werden spezielle Container-Schiffe gebaut. Heute bestimmen gewaltige Containerbrücken das Bild eines Hafens. Bis zu 20.000 Boxen haben Platz auf einem dieser Monsterschiffe.

Die reichsten Hafenstädte müssen alle paar Jahre ihre Häfen tiefer baggern, damit noch größere Schiffe einfahren können. In Hamburg läuft derzeit ein erbitterter Streit zwischen Umweltschützern und den Hafenbetreibern, da die Elbe vertieft werden soll.

Die ersten Container waren aus Holz, es folgten Container aus Metall.

2015 wurden in Bremerhaven 5,5 Millionen Container umgeschlagen und der Ausbau der dortigen Hafenanlagen geht ständig weiter, um noch mehr Güter zu befördern.

90 % von allem was wir konsumieren wird heute mit Containerschiffen transportiert. Das führt dazu, dass der Transport einer Flasche Wein von Chile nach Deutschland meistens günstiger ist als der nur wenige km weite Weg von Äpfeln aus dem Alten Land nach Hamburg. Die Transportkosten für eine Flasche Wein aus Kalifornien liegen dank der Container bei nur wenigen Cent.

Das Wachstum im Containerverkehr wird eher in Asien stattfinden als in Europa, weil dort die Wirtschaft stärker wächst. Die größten Häfen der Welt liegen alle in Asien wie Shanghai, Singapur, Hongkong etc. An 10. Stelle kommt erst der erste europäische Hafen mit Rotterdam, Hamburg liegt an 15. Stelle.

Die „Bild“ berichtete über den Krabben-Irrsinn. Nordseekrabben werden fangfrisch im Kühlcontainer nach Marokko geschafft, dort per Hand gepult, dann zurückgeschafft, um ein paar Tage später hier im heimischen Supermarkt zu landen. Der Transport kostet kaum etwas, die Arbeitslöhne in Nordafrika machen den Kohl sowieso nicht fett.

Ware geht gechipt kaum verloren, Kräne, Transportfahrzeuge und Züge sind inzwischen total vernetzt. Allerdings ist die Kriminalität im Containerhandel längst angekommen. Meist kommen die Täter aus den eigenen Reihen, sie kennen die logistischen Strukturen, sie entwenden zum Container auch gleich noch den Sattelschlepper dazu.

Bei Naturkatastrophen können Container trotz starker Verankerung über Bord gehen und riesige Mengen Waren landen dann im Meer.

Leider fahren die Containerflotten weltweit noch mit schadstoffreichem Schweröl und stoßen tonnenweise Schwefeloxide aus. Die Reeder wehren sich aus Kostengründen bisher starrköpfig gegen Ökostandards.

Was geschieht nun mit den ausgemusterten Containern? Interessenten stehen bereits Schlange, um so ein Schätzchen zu erwerben. Sind sie doch vielfältig und kurzfristig einsetzbar als Bauwagen, Schul- und Bürocontainer, Toilettenwagen, Werkstätten, Messestände, Gartenhäuser etc., zumal sie auch im Bedarfsfall beheizt werden können.

Was aus so einer Kiste alles geworden ist und wie sie unser Leben verändert hat!

Für ihren interessanten Vortrag erntete CFin Ille volles Lob. Wer außer ihr hätte uns so eine olle Kiste mit ihrer rasanten und umfangreichen Entwicklung derart enthusiastisch nahebringen können?

 

Vortrag

Vortrag von CF Hermann Knopf: „Der Schwarze Juni“

Zunächst erläutert CF Hermann, dass sein Vortrag auf einem Festvortrag des deutschen Nationalökonomen Hans Werner Sinn basiert, den dieser im Jahre 2016 an der Universität Jena gehalten hatte; er hatte darin den wesentlichen Inhalt seines Buches „Der Schwarze Juni“, seine Auswirkungen auf Deutschland als größtes Mitglied der EU, dargelegt. – Anknüpfungspunkt waren zwei Ereignisse im Juni 2016

a) Als im Jahre 2012 die EZB und deren neuer Präsident Draghi dazu übergingen, zunächst die Zinsen Schritt für Schritt zu senken und sodann in immer größerem Stil Staatsanleihen – hauptsächlich der wirtschaftlich schwachen südeuropäischen Länder der EU – aufzukaufen und damit diesen Ländern praktisch zinslose Staatskredite zu geben, wurde dem deutschen Bundesverfassungsgericht die Frage vorgelegt, ob diese Art der Staatsfinanzierung mit den europäischen Verträgen vereinbar sei. Das Bundesverfassungsgericht mochte die Frage nicht entscheiden, sondern legte sie zur Entscheidung dem Europäischen Gerichtshof vor. Dieser entschied am 19.06.2016, dass die kritisierte Geldpolitik der EZB mit den europäischen Verträgen in Einklang stehe.

            Diese Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs ist nach wie vor umstritten. Sie führt dazu, dass wesentliche Ziele der europäischen Verträge nach wie vor nicht erreicht werden. So sollte die Staatsverschuldung aller Euro-Länder auf maximal 60 % des jeweiligen Bruttosozialproduktes gesenkt werden. Davon sind alle noch weit entfernt. Die Null-Zins-Politik führt im Gegenteil dazu, dass viele Länder sich – wegen der billigen Kredite der EZB – sogar noch weiter verschulden. Am meisten gilt dies für Griechenland, wo die Verschuldung zur Zeit 177 % des Bruttosozialproduktes beträgt; in Deutschland liegt sie bei 68 %.

            Mit zahlreichen Tabellen/Schautafeln veranschaulichte Hermann, wie sich auch andere gesamtwirtschaftliche Parameter, im Gegensatz zu den Zielvorgaben der europäischen Verträge, negativ entwickelt haben. So belaufen sich z.B. die Targetforderungen der Bundesrepublik Deutschland zurzeit auf ca. 814 Milliarden Euro; dem stehen entsprechende Targetverbindlichkeiten der südeuropäischen Länder (z.B. Griechenland, Spanien, Zypern, Portugal) in entsprechender Größenordnung gegenüber. Es ist überhaupt nicht abzusehen, ob und wann diese Forderungen irgendwann einmal ausgeglichen werden können. Realistisch erweise wird man davon ausgehen müssen, dass sie irgendwann einmal zu Lasten Deutschlands praktisch zu Null abgeschrieben werden müssen. Deutschland hätte damit zu seinen eigenen Lasten die Defizite der genannten Länder ausgeglichen.

b) Am 21.06.2016 haben die Engländer mit knapper Mehrheit in der bekannten Volksabstimmung entschieden, aus der Europäischen Union auszutreten.

            Dieser Austritt, der in den nächsten zwei Jahren vollzogen werden muss, wird dazu führen, dass die Einflussmöglichkeiten Deutschlands in der EZB geschmälert werden. Dort können Mitglieder, die zusammen über einen Stimmenanteil von 35 % verfügen, als Sperrminorität Entscheidungen der Mehrheit blockieren. Die nordeuropäischen Länder, die im Wesentlichen immer eine stabilitätsorientierte Fiskalpolitik betrieben, verfügen dort (unter Einschluss von Großbritannien) zur Zeit über eine solche Sperrminorität von 35 %; wenn jedoch Großbritannien aus der Europäischen Union ausscheidet, verringert sich der Stimmanteil dieser Länder auf ca. 25 %. Damit könnte die EZB unter Draghi ihre derzeitige Politik der praktisch zinslosen Staatskredite für südeuropäische Länder ungehindert fortsetzen, ohne dass Deutschland daran etwas ändern könnte.

Sinn hat zur Lösung dieser Probleme in 15 Punkten ein Katalog von Maßnahmen vorgeschlagen. Wegen des Umfangs und der Komplexität dieses gesamten Katalogs hat Hermann darauf verzichtet, diese 15 Punkte explizit vorzutragen.

Kräftiger Beifall dankte dem Vortragenden für seine interessanten Ausführungen. Etliche Fragen und Anmerkungen aus dem Auditorium belegten das große Interesse, auf das dieser Vortrag gestoßen war.