Vorstand PROBUS Club Dortmund mit
Governor 2016/17 H. Wahlers und Präs. Bodo Theophil und Vize F. Peter Schmitz
Exkursion
Exkursion ins Siebengebirge am 16.08.2016
Cf Wolfgang Boretzky begrüßte uns und stellte die Ziele der Tagestour vor. Wichtig: Es war echtes Probuswetter, das einen wunderschönen Tag versprach.
Pünktlich um 11,00 Uhr erreichten wir die Doppelkirche Schwarzrheindorf, den kulturellen Höhepunkt der Reise. Weithin sichtbar gegenüber von Bonn an der Siegmündung gelegen, ist sie eine der berühmtesten Kirchen im Rheinland. Sie wird gerade renoviert und war ringsherum eingerüstet.
Frau Diesler erläuterte uns auf einer 1,5-stündigen Führung die Besonderheiten des Bauwerks, seine Geschichte und die außergewöhnlichen Malereien im Inneren.
Der Bau besteht aus zwei übereinanderliegenden Kirchen. Die Unterkirche ist dem heiligen Clemens, die Oberkirche der Gottesmutter Maria geweiht. Eine genaue Kenntnis der Raumnutzung fehlt. In der älteren Literatur wird vielfach angenommen, die Unter-kirche sei Volkskirche, die Oberkirche Raum der Grafenfamilie gewesen. Gesichert ist dies allerdings nicht.
Die Kirche wurde im Auftrag von Arnold von Wied II (ab 1151 bis 1156 Erzbischof und Kurfürst von Köln) und dessen Schwester Hadwig von Wied Mitte des 12. Jahrhunderts auf deren Hofgut errichtet. Sie wurde am 25. April 1151 in Anwesenheit des Staufer Königs Konrad III geweiht. Arnold von Wieds Schwester Hadwig errichtete 1156 nach dem Tod des Bruders hier ein Kloster der Benediktinerinnen. Aus dem Obergeschoss der Kirche wurde nun die Klausurkirche der Nonnen. Dabei diente die Zwerggalerie, die die Ober-kirche umrahmt, als „Kreuzgang mit Aussicht“.
Beide Kirchenräume besitzen eine sehr gut erhaltene Ausmalung. Die in der Unterkirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die der Oberkirche datiert von 1173. Die Unterkirche ist berühmt wegen ihrer aus der Erbauungszeit original erhalten gebliebenen Wandfresken des sog. Ezechiel–Zyklus, der wahrscheinlich 1151 bereits fertig war. Sie wurden zwischenzeitlich übermalt und erst 1846 wieder- entdeckt, restauriert und ergänzt. Die 20 Bilder in den Kreuzgratgewölben schildern nach ausgewählten Texten des Propheten Ezechiel (Kommentar des Rupert von Deutz) die Zerstörung Jerusalems, die Vernichtung und Verbannung des Volkes Israel und im Vierungsgewölbe den Aufbau des Neuen Jerusalem.
Anschließend ging es nach Oberdollendorf zum Mittagessen in die Bauernschenke, wo besonders die Reibekuchen großen Anklang fanden. Danach führte uns Wolfgang durch den Ort. Die Gebäude und Höfe lassen noch die ursprüngliche Erwerbstätigkeit der Bewohner erkennen: Landwirtschaft, Weinbau, Mühlenbetriebe. Heute gibt es noch eine Winzerfamilie im Ort, das Weingut Blöser mit 7,5 ha Anbaufläche.
Um 15,00 Uhr trafen wir uns zu dem unterhaltsamen und lustigen Höhepunkt des Aus-flugs im Weinhaus Gut Sülz. Das Gut ist das älteste Anwesen von Oberdollendorf und geht wohl auf einen adligen Freihof zurück, der bereits 966 urkundlich mit Weinbergen erwähnt wird. Um 1350 war das Gut Mittelpunkt der klösterlichen Weinwirtschaft von Kloster Heisterbach. Ab 1803 wurde es verstaatlicht, dann privatisiert und ist heute Weinhaus mit großer Wiese, auf der unsere Weinprobe stattfand.
Wir probierten einen Oberdollendorfer Riesling und einen Oberdollendorfer Portugieser, beide vom Weingut Blöser, sowie einen Weißburgunder vom Kaiserstuhl.
Wir wären gerne länger geblieben. Doch um 17,00 Uhr ging es zurück nach Kaarst.
Exkursion
Exkursion am 05.07.2017 nach Lottum (NL)
Die heutige Exkursion wurde von den Clubfreunden Hans Meese und Theo Nilgen organisiert.
Zunächst gab Cf Theo Nilgen einen kurzen Überblick über den Ablauf des Tages.
Nach ruhiger staufreier Fahrt erreichten wir gegen 10.30 Uhr unser Ziel. „De Rozenhof“ mit einem prächtigen Rosengarten und einem Rosenlernzentrum befindet sich in der Ortsmitte von Lottum, neben der St Gertrudis-Kirche. Hier wurden wir vom Ehepaar Kranz empfangen, in zwei Gruppen aufgeteilt und, wegen des drohenden Regens, direkt durch den prächtigen Rosengarten geführt.
Begleitet von einer Fülle von Düften und der Farbenpracht zahlreicher Rosensorten, wie Edelrosen, Beetrosen, Zwergrosen, Bodendecker-rosen, Strauchrosen und Kletterrosen erhielten wir umfangreiche Informationen über die Entwicklungsgeschichte der Rosen in Lottum, über die Zucht von der Hagebutte der Wildrose zur Edelrose und die Vermehrung durch Okulierung, über die Rosenpflege ohne Pflanzenschutzmittel, über Bodenvor-bereitung, Düngung, Rosenschnitt und darüber, was eine Rose braucht, damit sie weiterhin gut gedeiht.
Außerdem wurden die zwei Rosenzertifikate erklärt:
Das europäische Zertifikat „Exellence-Rose“ ist den gesündesten, robusten Rosen vorbehalten. Zur Prüfung der Werteigenschaften der Rosen gibt es in den Niederlanden und in Belgien inzwischen 7 „Excellence-Prüfgärten“.
Das „ADR-Rosen“ Zertifikat (Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung) wurde 1950 in Deutschland gegründet. In 12 „ADR-Prüfungsgärten“ werden Rosen über Jahre geprüft. Die Entwicklung einer neuen Rosensorte dauert bis zu zehn Jahre.
Nach ca. anderthalb Stunden im Garten wurde im Lernzentrum – bei Kaffee und einer Rosendelikatesse (Dessert) – zunächst gezeigt, wie man Rosen okuliert (Einsetzen eines Auges einer Edelrose in einem Einschnitt (Tasche) einer Wildrose.
Im anschließenden Vortag von Herrn Kranz erfuhren wir weiterhin viel Wissenswertes über Rosen und ihrer Geschichte.
Ihr Ursprung ist die Wildrose in Gebieten der nördlichen Erdhalbkugel, diverse Sorten stammen aus China, Afrika und Frankreich.
Die griechische Kultur: Anwendung in der Medizin und Kosmetik.
Die römische Kultur: Die Rose im Christentum, z.B. Rosenfenster (Rosette) und Rosenkranz.
Im Mittelalter und in der Renaissance spielte die Rose in der Malerei und Literatur eine überragende Rolle. Außerdem wurde durch die Einführung einer neuen Sorte aus Asien die Heilkraft der Rose erkannt.
Für die Herstellung von Rosenöl benötigt man etwa 5.000 kg Rosen, um einen Liter Rosenöl zu erhalten.
Zum Abschluss gab es eine Probe Rosenlikör und Gelegenheit zum Einkauf im Rosenladen.
Nach kurzer Busfahrt nach Broekhuizen haben wir im „Het Maashotel“ zu Mittag gegessen. Die Clubfreundinnen Helga Dümenil und Christine Schroeder spedierten aus Anlass ihres Geburtstages ein Glas Sekt.
Nach dem Essen unternahmen einige bei bestem „Probuswetter“einen kurzen Spaziergang am Maasufer, andere unternahmen eine „Probefahrt“ mit der benachbarten Autofähre auf die andere Maasseite und zurück.
Nachdem auch die Rückfahrt staufrei war, erreichten wir Kaarst gegen 16.30 Uhr.
Exkursion
Exkursion am 17.05.2016: CHEMPARK Dormagen und Kulturzentrum Sinsteden
CF Jochen Thiel, der die Exkursion organisiert hatte und auch den gesamten Tag hindurch führte, gab während der Bus-Anreise einige erste, kurze Informationen.
Nach der Personalausweiskontrolle im CHEMPARK machten wir eine einstündige „Stadtrundfahrt“ mit Frau Gräfe durch das Industriegelände. Der CHEMPARK war früher im alleinigen Eigentum der Fa. Bayer; viele Chemiesparten wurden an andere Chemieunternehmen verkauft; in einigen Bereichen arbeiten alle Firmen noch zusammen. Bayer ist heute ein Dienstleistungspark für die chemische Industrie. Die Fa. Currenta ist für die gesamte Ver- und Entsorgung des Geländes zuständig, z.B. für Strom, Wasser, Brandwache (2 Berufsfeuerwehren Ost und West). Auf dem Gelände gibt es eine Poliklinik mit 3 Werksärzten und einen Hubschrauberlandeplatz, 2 Werkskantinen, eigenen Werksschutz. Es gibt einen eigenen S-Bahnbahnhof, genannt Chempark. Die S-Bahn teilt das Gelände in Ost und West, diese sind durch eine Hochbrücke miteinander verbunden. Das Gelände „Bayer – Ost“ feiert 2017 100-jähriges Bestehen. Das Gesamtgelände ist 6 km² groß Currenta ist der größte Ausbildungsbetrieb im Rhein-Kreis-Neuss, mit 506 Auszubildenden. Es gibt einen eigenen Luftmesswagen und einen Rangierbahnhof. Von einer Leitwarte wird alles überwacht.
Auf dem Gesamtgelände sind 50 km Schienen verlegt, 50 km Straßen und 600 km Rohrleitungen verbaut. In den Rohrleitungen werden rd. 2.000 Vorprodukte für Chemikalien hin- und hertransportiert. Die Anlieferung der Rohstoffe erfolgt über Schiffe, Eisenbahn und LKW. Wir fuhren mit dem Bus an vielen bekannten Firmen vorbei, an einer Kläranlage, Silos, Abfüllanlagen, einer Sondermüllverbrennungsanlage, am Gas- und Dampfkraftwerk (GuD): betrieben vom RWE. Auf dem Gelände sind rd. 6.800 Beschäftigte, plus 506 Lehrlinge, plus rd. 3.500 Personen von Fremdfirmen auf Baustellen. CF Jochen bedankte sich bei Frau Gräfe für die charmante Führung.
Nach einem schmackhaften Mittagessen im Kulturzentrum Dormagen-Sinsteden machte Jochen einige Ausführungen über den Künstler Ulrich Rückriem. Geboren 1938 in Düsseldorf, 1948 Klosterschule Knechtsteden, 1955 Gymnasium Düren bis 1957. U.a. bedingt durch einen Sportunfall hat er die Schule abgebrochen und von 1957 -1959 eine Steinmetzlehre in Düren absolviert. Von 1959 -1961 ist er Geselle an der Dombauhütte in Köln und studiert gleichzeitig Steinbildhauerei. 1963 macht er sich selbstständig in Nörvenich bei Düren. Unternimmt mehrere Auslandsreisen, wird von 1974 – 84 Professor an der Kunstakademie Hamburg, 1984 – 88 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und vieles andere.
Wir besuchten 2 Hallen und den kleinen Park, in denen Kunstwerke von Rückriem ausgestellt sind. Das Charakteristische der Rückriem Kunstwerke sind große Steinblöcke aus verschiedenen Materialien, meist Granit, die rechteckig oder quadratisch aufgestellt sind. Die Blöcke sind gespalten, geschnitten, geschliffen, teilweise poliert, in Stücken aufeinander gesetzt oder im Verband verlegt. Die Bruchstellen der Bearbeitung (z.B. Spaltung, Bohrlöcher) sind bewusst sichtbar gehalten. Der Betrachter soll sich mit den Formen auseinander setzen.
Als weitere Attraktion im Kulturzentrum besuchten wir den Wissenschaftlichen Geflügelhof. Frau Dr. Tiemann führte uns an einigen Gehegen vorbei mit verschiedenen Geflügelsorten, braunen, weißen, schwarzen, gesprenkelten Hühnern, am Haus der Rassetauben, Wassergeflügel und Puten. Lustige Namen einiger seltener Hühnerrassen ließen uns laut auflachen: z.B. Westfälischer Totschläger, Bergische Schlotterkämme, Rheinischer Ringschläger, Holländer Haubenhühner. Die Aufgabe des Instituts besteht darin, die gefährdeten Hühnerrassen zu erhalten und zu züchten. Eine Kryoreserve (Tiefgefrierung in flüssigem Stickstoff) von Hahnensperma soll einem möglichen Verlust durch eine dauerhafte Lagerung entgegenwirken. Bisher ist in Deutschland das Anlegen einer Spermakryoreserve beim Geflügel noch nicht erfolgt. Erforscht wird z.B. auch das Pickverhalten von Tauben und Hühnern.
Nur wenige, nicht ermüdete Teilnehmer besichtigten noch die Halle mit den landwirtschaftlichen Maschinen. Alte Traktoren von 1922, Saatmaschinen von 1977, Spritzgeräte, Kartoffelroder und Kartoffelsortierer von 1925 erfreuten unser Auge. Mitten in der Halle platziert war der “letzte Neusser“, ein Traktor der Firma Case.
Im „Café Stüffje“ stärkten wir uns noch einmal für die Rückfahrt mit Kaffee. Ankunft in Kaarst gegen 18.00 Uhr.
Exkursion
Rotterdam-Reise vom 22. – 24.04.2016
Freitag, 22.04.2016
Nach reibungsloser Busfahrt (mit einem kurzen Zwischenstopp) erreichten wir pünktlich um 11.00 Uhr die Porzellanmanufaktur „Royal Delft“ in Delft. Dort gab es eine einstündige Führung durch die Manufaktur.
Die Manufaktur stellt die berühmten Produkte „Delfter Blau“ her. Sie wurde 1653 gegründet; am heutigen Standort befindet sie sich seit 1900. Sie ist die letzte von früher einmal 32 Manufakturen in Delft.
Die Produkte (Teller, Vasen, Kacheln etc.) bestehen aus Keramik. Vorbild war das Porzellan aus der chinesischen Ming-Dynastie. Die Rohlinge werden von Hand mit einer Kobalt-Oxyd-Farbmischung bemalt, die zunächst schwarz aussieht, je dünnflüssiger die Farbe ist, umso heller erscheint später die Farbe – und umgekehrt. Erst nach dem Auftragen des Dekors werden die Stücke im Brennofen glasiert. Dadurch verfärbt sich die Farbe dann von schwarz in blau. In der Manufaktur arbeiten zurzeit dreizehn sogenannte „Meister“-Maler. Die Ausbildung, die nur in der Manufaktur durchgeführt wird, dauert ca. sechs bis acht Jahre. Die Maler tragen dann die diversen Dekors freihändig auf. Für einen mittelgroßen Teller braucht ein Meister-Maler ca. zwei Stunden.
Die Rohlinge werden aus flüssigem Ton hergestellt, der in eine Form gegossen wird. Nach dem Erstarren erfolgt die Bemalung. Anschließend werden die Teile bei ca. 1200° etwa 10 Stunden lang in einem Ofen gebrannt. Jedes Stück erhält auf der Rückseite eine individuelle Signatur. Grundsätzlich werden von jedem Dekor nicht mehr als 250 Stück gefertigt.
In diversen Schauräumen gab es zahlreiche Produkte zu sehen. Im „Königlichen Zimmer“ waren sogenannte Erinnerungsteller aus-gestellt, die Mitglieder der königlichen Familie zeigen; die Teller waren nicht nur blau, sondern auch zum Teil mit „Orange-Dekor“, in Anlehnung an den Namen der Königsfamilie, versehen. Ein besonderes Prunkstück war eine Tulpen-Pyramide. – Besonders eindrucksvoll war eine „Kopie“ der „Nachtwache“ von Rembrandt; sie wurde im Jahre 2000 in einjähriger Arbeit aus insgesamt 480 Einzelfliesen angefertigt und zeigt detailgetreu das berühmte Bild von Rembrandt. – Seit dem Jahre 1915 wird jedes Jahr auch ein „Weihnachts-Teller“ mit jeweils wechselnden Motiven gefertigt, auch immer nur 250 Stück.
Neben den von Hand bemalten Teilen werden heute auch Teller mit Folien-Bildern „bedruckt“. Sie sind auf den ersten Blick kaum von den handbemalten Teilen zu unterscheiden, ihre blaue Farbe ist allerdings nicht so kräftig und leuchtend; außerdem tragen sie auf der Rückseite nur die Kennzeichnung „Royal-Delft“ und keine individuelle Signatur. Insgesamt fertigt die Manufaktur heute ca. 60% „bedruckte“ Teile und ca. 40% handbemalte Teile.
In der Ausstellung (und im Treppenhaus des früheren Haupteingangs) waren außerdem sehr dekorative Bau-Keramik-Teile (Treppengeländer, Türbögen, Kaminverkleidungen etc.) in braun-grüner Farbe zu besichtigen. Diese Baukeramik, die in früheren Zeiten in großen Mengen gefertigt wurde, wird seit 1980 nicht mehr hergestellt, weil für die Farbgebung neben Eisen und Kupfer auch Uran verwendet wurde, was nicht mehr den heutigen Vorstellungen entspricht.
Von 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr folgte ein sehr schmackhaftes Lunch in der Manufaktur. Danach ging es per Bus zum Einchecken in unser Hotel „Hampshire Hotel Delft Center“ am Rande der Altstadt von Delft.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte ab 14.45 Uhr ein Stadt-rundgang durch Delft.
Besichtigt wurde zunächst die Neue Kirche. Mit deren Bau wurde ca. 1350 begonnen. In ihr sind nahezu sämtliche Mitglieder der königlichen Familie beigesetzt, und zwar in einer Gruft unterhalb des Altarraumes. Die Kirche ist Wilhelm von Oranien geweiht, dem „Vater des Vaterlandes“ der Niederlande. An ihn erinnert ein großes Monument mitten im Altarraum. –
Die Kirchenfenster stammen sämtlich aus dem Jahr 1923, aus Anlass eines damaligen Jubiläums der Königin Wilhelmina. – Der Turm der Kirche ist mit einer Höhe von 108 m der zweithöchste Kirchturm Hollands.
Vor der Kirche auf dem Marktplatz steht ein Denkmal für Hugo de Groot (ca. 1630). Sein Buch „Das Recht von Frieden und Krieg“ gilt als eine der ersten Abhandlungen zum modernen europäischen Völkerrecht.
Auf der der Kirche gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes befindet sich das alte Rathaus. Es stammt ebenfalls aus der Zeit Wilhelms von Oranien und ist gekennzeichnet durch einen in der Mitte stehenden, hohen Turm, um den sich der Rest des Gebäudes gruppiert.
Nicht weit entfernt von Marktplatz steht die Alte Kirche, die in der Zeit von 1380 bis 1605 erbaut wurde. Ihr Turm neigt sich zu einer Gracht hin um ca. 2 m. In dem Turm befindet sich die größte Glocke der Niederlande mit einem Gewicht von ca. 9.000 Kilo.
Die Stadt Delft entstand ab etwa dem Jahre 1000. Im Jahre 1246 erhielt sie Stadtrechte. Sie hat zurzeit ca. 96.000 Einwohner und außerdem noch mehr als ca. 15.000 Studenten. Nach Amsterdam ist sie die zweitgrößte Touristenstadt. Die Grachten innerhalb des Stadtgebiets haben eine Länge von ca. 16 km mit ca. 170 Brücken. Im Jahre 1536 sind bei einem großen Brand ca. 2/3 der Häuser der Stadt abgebrannt, die damals überwiegend aus Holz gebaut waren. Nach dem Wiederaufbau wurden die neuen Häuser in Stein gebaut, wobei jeweils nach vier Häusern eine schmale „Feuergasse“ freigelassen werden musste.
Ab ca. 16.15 Uhr folgte eine Grachtenfahrt. – Außer den überwiegend alten Stadthäusern waren auch viele alte „Lagerhäuser“ zu sehen; die Kanäle wurden nämlich früher auch als Häfen genutzt, an deren Ufer Waren in diesen Häusern gelagert wurden. – An besonderen Gebäuden waren zu sehen: Das frühere „Irrenhaus“, an dem an Sonntagen die Bürger die dort lebenden Geisteskranken „besichtigen“ konnten; ein altes Stadttor; die Residenz der Deichgrafen, die für den gleichmäßigen Wasserstand in den Kanälen verantwortlich waren; ein früheres Mädchenwaisenhaus; gegenüber ein früheres Jungen-Waisenhaus; das alte Stadtgefängnis; ein altes Waffenarsenal von 1692; die älteste Kanalbrücke von 1573. – Jährlich werden aus den Stadtkanälen ca. 250 – 500 Fahrräder und ab und an auch ein Auto geholt. Die Fahrt endete gegen ca. 17.00 Uhr. Ab ca. 19.30 Uhr folgte ein schmackhaftes Abendessen im Hotelrestaurant.
Sonnabend 23.04.2016
Nach dem Frühstück ging es per Bus nach Rotterdam, wo ab 9.30 Uhr die Stadtführung durch einen – wie sich herausstellte – sehr guten Stadtführer begann.
Rotterdam ist etwa ab dem Jahre 1270 entstanden. Der Name stammt von dem kleinen Fluss Rotte, der hier in die Maas mündet. Die Stadt hat heute ca. 620.000 Einwohner (das gesamte Einzugsgebiet ca. 1,2 Mio. Menschen). Sie hat den größten Hafen Europas, den fünften weltweit. Im 14. Jahrhundert erhielt die Stadt Stadtrecht. Gewachsen ist die Stadt mit der Industrialisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1940 haben die Deutschen die Stadt bombardiert und dabei fast die gesamte, historische Altstadt zerstört. Der riesige Hafen erstreckt sich von der Stadtmitte bis zur Nordsee auf einer Länge von mehr als 40 km und umfasst das sogenannte Rhein-Maas-Delta.
Die Führung begann am Fuße der ca. 800 m langen „Erasmus“- Brücke, die 1986 eröffnet wurde. Wegen der ausgefallenen Form ihres 139 m hohen Pylons wird sie im Volksmund auch die „Schwan-Brücke“ genannt.
Nach einem kurzen Stop ging es zu Fuß durch den schon 1389 erwähnten „Delfts-Hafen“, einen alten Hafen von Delft, der später zu Rotterdam eingemeindet wurde. Von hier aus sind 1620 die ersten Pilger nach England und von dort mit der „Mayflower“ in die USA ausgewandert. An den Seiten der alten Hafenbecken stehen noch alte Häuser, u. a. die „Father Pilgrim Church“. Kennzeichen dieses alten Hafengebiets war der Heringsfang und das Brennen von Genever.
Die Fahrt führte dann durch die Innenstadt, gekennzeichnet durch moderne Hochhäuser und breite Boulevards. Im Jahre 2014 wurde ein moderner Hauptbahnhof eröffnet, den täglich mehr als 110.000 Menschen passieren.
Ein zweiter Stop folgte am Marktplatz, mitten im alten Zentrum der Stadt. Auf diesem Platz ist der Zugang zu einem neuen, unterirdischen Bahnhof.
An einer Seite des Marktplatzes befindet sich ein architektonisches Highlight: die 2014 eröffnete neue Markthalle. Das Gebäude hat die Gestalt einer überdimensionalen Biskuitrolle, von vorn betrachtet die Form eines großen Bogens. In diesem Bogen befinden sich rechts und links 228 Wohnungen und im oberen Teil 24 Penthäuser. Darunter liegt die eigentliche Markthalle mit modernen Marktständen, angelehnt an die Bauweise südeuropäischer Markthallen. Im ersten Untergeschoß gibt es einen Supermarkt und außerdem Lagerräume für die Markthändler. Darunter befindet sich in drei weiteren Etagen ein Parkhaus. An den Stirnseiten des „Bogens“ ist der Raum mit einer Glasfassade geschlossen; diese ist 35 m hoch und 40 m breit; die Glasscheiben werden durch senkrecht und waagerecht verspannte Stahlkabel gehalten. – Die Innenwände der Markthalle sind durchgehend mit 4.500 bunten, laminierten Platten belegt, die als ein einheitliches Bild das „Füllhorn“ symbolisieren sollen.
Auf der anderen Seite des Marktplatzes stehen 26 sogenannte „Würfelhäuser“ aus den 1980er Jahren. Jeder Würfel steht mit einer Spitze auf einem länglichen Sockel und soll so einen Baum symbo-lisieren; alle 26, aneinanderstoßende Würfel sollen so einen „Wald“ darstellen. Entsprechend der Würfelform sind die Außenwände aller Räume schräg, die Fußböden allerdings waagerecht. Eines dieser eigenartigen Häuser konnten wir von innen besichtigen.
Gegen 12.30 Uhr begann die Hafenrundfahrt auf der „Gemini 1“. – Während der nächsten zwei Stunden führte die Fahrt – während der es ein leichtes Lunch gab – durch den großen Rotterdamer Hafen. Das Wasser hat hier eine Tiefe von ca. 13,5 m; größere Schiffe mit größerem Tiefgang gelangen nicht in diesen Hafen, sondern bleiben weiter draußen im sogenannten „Europort“. – Neben zahlreichen Industrieanlagen waren diverse Frachtschiffe und Öltanker zu sehen; das große Passagierschiff „SS Rotterdam“ liegt heute permanent als Hotelschiff im Hafen; u. a. werden im Hafen auch Ölplattformen für die Ölbohrungen in der Nordsee gefertigt. – Die größte Raffinerie im Hafengelände ist die frühere Shell-Raffinerie (heute in japanischer Hand). In ihr werden 19 Mio. to Rohöl/Jahr verarbeitet; sämtliche Rohrleitungen innerhalb dieser Raffinerie haben eine Länge von insgesamt ca. 120.000 km.
Ab 14.50 Uhr folgte eine Bus-Rundfahrt durch weiteres Hafengelände. – Unter anderem waren zu sehen: der Produktionsbetrieb der „Aluchemie“, in dem Roh-Aluminium erschmolzen wird; die Esso-Raffinerie mit einem Durchsatz von ca. 10 Mio. to Rohöl/Jahr; diverse andere chemische Betriebe, z. B. PVC-Fertigung; Windräder; 40.000 Parkplätze zur Zwischenlagerung von neuen PKWs; Zulieferbetriebe für die Hafenindustrie; eine Durchleuchtungsanlage für Container-Züge.
Die Fahrt führte dann in die weiter draußen liegende „Maasvlakte 2“. Dies ist eine in den Jahren von 2008 bis 2013 mit Meersand aufge-schüttete neue Hafenfläche in einer Größe von ca. 200 ha, was einer Fläche von ca. 400 Fußballstadien entspricht. Die Herstellungskosten betrugen ca. 9 Milliarden Euro. Die Fläche entspricht etwa 20% des gesamten Rotterdamer Hafens. Das Gelände wird zur Nordsee hin durch einen Deich von vielen Kilometer Länge begrenzt und geschützt. Die letzten 2 km dieses Deiches bis zur Einfahrt von der Nordsee in den Hafen sind mit riesigen Steinwürfeln befestigt, die jeder ca. 40 to schwer sind. – Von der Hafeneinfahrt ist in die Nordsee hinaus in einer Länge von ca. 50 km zusätzlich noch eine Fahrrinne mit einer Tiefe von 53 m und einer Breite von 400 m ausgebaggert worden, um so auch den größten Containerschiffen die Ein- und Ausfahrt in den Hafen zu ermöglichen.
Die größten Containerschiffe können bis zu 18.400 Container tragen. Die Container werden am Kai automatisch (computergesteuert) von Portal-Kränen vom Schiff gehoben und auf ebenfalls computergesteuerte Fahrzeuge abgesetzt. Diese bringen jeden Container ferngesteuert in ein Zwischenlager, von wo sie ebenfalls automatisch auf LKWs (oder Züge oder kleinere Frachtschiffe) umgeladen werden. –LKWs, die z. B. zwei Container zum Hafen bringen, werden auf die gleiche Weise entladen und mit Containern für den Weitertransport ins Binnenland beladen. Beide Arbeitsgänge zusammen dauern nicht länger als 25 Minuten.
Zum Abschluss führte die Fahrt noch durch das ausgedehnte Arial der „Emo“; hier werden riesige Mengen von Kohle und Erzen durch große Krananlagen von ankommenden Schiffen entladen, zwischengelagert und dann zum Weitertransport auf Eisenbahnzüge etc. verladen. Insgesamt lagern hier ca. 7 Mio. to Kohle und/oder Erz; diese Menge wird ca. 5 mal im Jahr umgeschlagen. Neben der schieren Größe dieser Mengen waren besonders die Schaufelbagger und Förderbänder zum Umsetzen und zum Transport von Kohle und Erz beeindruckend.
Die Rundfahrt endete gegen 16.30 Uhr. – Nach der Rückfahrt ins Hotel in Delft und einer kurzen Zwischenpause endete der beeindruckende, erlebnisreiche Tag ab 19.00 Uhr mit dem gemeinsamen Abendessen im Restaurant „de Kurk“. Zur Freude aller übernahm Ottmar aus seiner Reisekasse auch noch die Kosten für alle Getränke.
Sonntag, 24.04.2016
Nach dem Frühstück ging es per Bus nach Rotterdam zum dortigen „Euromast“. – Dies ist ein im Jahre 1960 errichteter Betonmast. Er war ursprünglich 112 m hoch. In dieser Höhe befinden sich ein Restaurant und eine rundum laufende Aussichtsplattform. – Im Jahre 1970 wurde der Mast um eine weitere Betonspitze bis auf 185 m erhöht. Wie ein Ring liegt eine kreisrunde Aussichtskabine um diesen oberen Teil herum. Mit ihr fährt man wie in einem Fahrstuhl bis ganz oben hinauf; dabei dreht sich diese Plattform langsam mehrfach um 360°, so dass man einen fantastischen Rundblick auf ganz Rotterdam und weit hinein ins Land hat. –Da die Sonne schien, hatten wir dadurch einen großartigen Auftakt des Tages.
Nach weiterer Busfahrt folgte programmgemäß das Lunch im Restaurant „de Engel“ in Lisse, von wo es gegen 13.00 Uhr zum Keukenhof ging.
Bei kaltem Wind folgte dort ab ca. 14.00 Uhr eine Fahrt mit einem Elektro-Boot durch die Tulpenfelder. Hier wachsen in großen Feldern Tulpen, deren Zwiebeln später verkauft werden. – An den Rändern des Kanals gab es Rebhühner, Kiebitze, Austernfischer und andere Vögel zu sehen.
Anschließend war Zeit für einen individuellen Rundgang durch die eigentliche Tulpen-ausstellung im Keukenhof. Dieser wird von der „Holländischen Zwiebelzüchter-vereinigung“ geführt; zahlreiche Züchter zeigen hier ihre neuesten Züchtungen. Im großen Freigelände und in einigen Hallen waren unvorstellbar viele und wunderschöne Tulpen in verschiedensten Farben, Formen und gärtnerischer Gestaltung zu bewundern. Für jeden Blumenfreund ein grandioser Anblick!
Die bestens organisierte Reise, die eine Vielzahl interessanter, neuer Eindrücke brachte, endete programmgemäß pünktlich gegen 19.15 Uhr in Kaarst.
Vortrag
Vortrag am 05.04.2016: „Aluminium Halbzeug-Herstellung“
Der Referent des heutigen Abends, Clubfreund Wilfried Schnitzler. erklärte einleitend, dass sein Vortrag die Aluminium Halbzeug-Herstellung im Werk Norf bei Neuss zum Gegenstand haben werde.
Die „Alu-Norf“ wurde 1965 gegründet. Das ursprüngliche Werk 1 wurde 1995 um ein Werk 2 mit noch leitungsfähigeren Anlagen erweitert. Das Werk ist heute das größte Aluminium-Umschmelzwerk der Welt. Es werden ca. 2.200 Mitarbeiter beschäftigt.
Das Werk war von Anfang an ein Gemeinschaftswerk, und zwar der „Vereinigten Aluminium Werke“, Deutschland und der „Alcan“, Kanada. Beide existieren nicht mehr. Das Werk befindet sich heute im Verhältnis 50 : 50 in norwegischer und indischer Hand.
Alu-Norf stellt selbst kein Aluminium her, sondern bezieht Roh-Aluminium und Aluminiumschrott von Dritten. Dieses Ausgangsmaterial wird in mehreren Arbeitsschrit-ten zu Folien und Blechen verarbeitet. Im Jahre 2015 wurden ca. 1,5 Mio. Tonnen Alumi-nium-Halbzeug hergestellt. Davon wurden ca. 46% zu Getränkedosen verarbeitet, ca. 15% im Bereich Lithographie, ca. 12% für den Automobilbau, ca. 10% für Haushaltsfolien und der Rest für diverse andere Anwendungsfälle. Aluminium ist vielseitig verwendbar, weil es leicht, beständig, elastisch, gut verformbar, dekorativ ist und Elektrizität und Wärme gut leitet. – Das von Alu-Norf kommende Aluminium hat als „Reinaluminium“ einen Rein-heitsgrad von ca. 99,0%; das restliche ca. 1% besteht aus unterschiedlichen anderen Metallen. – Die in Norf hergestellten Halbzeuge werden ausschließlich an die beiden Anteilseigner geliefert, die sie dann ihrerseits weiter vermarkten.
Die Fertigung in Norf lässt sich etwa in folgende Abschnitte gliedern:
a) Schmelzen Das Roh-Aluminium und der Aluminium-Schrott werden bei ca. 730 Grad in großen Schmelzöfen geschmolzen.
b) Gießen Das flüssige Aluminium wird entgast, gefiltert, mit Titan „gekornfeint“ und dann in sogenannte Kokillen gegossen. In den Kokillen erstarrt das Aluminium nach dem Erkalten zu länglichen Barren, die – je nach Kokillen-Form- ca. 60 cm hoch, ca. 1 m breit und ca. 6 – 8 m lang sind und bis zu 24 to. wiegen können. Jeder dieser Barren erhält eine individuelle Herstellungsnummer.
c) Bearbeiten Die Barren werden an beiden Enden auf die richtige Länge gesägt. Anschließend wird die Gusshaut durch Fräsen entfernt.
d) Warmwalzen Anschließend werden die Barren in Tieföfen oder Stoßöfen auf etwa 550 Grad bis etwa 630 Grad erwärmt und danach auf einer sogenannten „Vorstraße“ von 600 mm auf eine Stärke von nur noch 20 mm gewalzt. In einem weiteren Arbeitsgang auf der sogenannten „Fertigstraße“ wird das Material auf eine Stärke von nur noch 10 bis 2 mm gewalzt.
e) Kaltwalzen Nachdem das Material ca. 2 Tage abgekühlt ist, wird es schließlich auf der Kaltwalzstraße (je nach Kundenauftrag) bis auf eine Stärke von maximal nur noch 0,18 mm gewalzt. (Derart geringe Stärken lassen sich aus technischen Gründen nicht warm, sondern nur kalt walzen). – Nach diesem letzten Walzvorgang wird das Produkt auf Festigkeit, Oberflächenqualität und Einhaltung der geforderten Toleranz überprüft.
f) Adjustage Die fertigen Folien/Bleche werden teilweise noch befettet, dann konfektioniert (teilweise geschnitten) auf große Rollen (Coills) aufgerollt, verpackt und etikettiert.
g) Versand Der Versand erfolgt per LKW, Bahn oder Schiff.
Im Anschluss an den Vortrag zeigte Wilfried noch einen Film über das Werk in Norf, der die zuvor geschilderten Arbeitsgänge mit eindrucksvollen Bildern aus der Produktion verdeutlichte.
Lebhafter Beifall dankte CF Wilfried für diesen interessanten Vortrag.
Exkursion
Exkursion am 16.02.2016: Straelen-Herongen und De-Witt See
CF Toni Kränzle, der die Exkursion organisiert hatte und auch den gesamten Tag hindurch führte, gab während der Bus-Anreise einige erste, kurze Informationen:
Die „Veiling Rhein-Maas“ in Straelen-Herongen ist die einzige Blumen- und Zierpflanzen-Versteigerung in Deutschland. Sie ist ein Joint Venture zwischen dem deutschen Genossenschafts-Unternehmen „Landgard“ und dem niederländischen Unternehmen „FloraHolland“. Hier werden Schnittblumen und Topfpflanzen versteigert.
Nach kurzer Begrüßung gegen 8.15 Uhr durch das Vorstandsmitglied, Herrn Karl Voges, wurden wir in die Versteigerungshalle geführt, in der uns Herr Riskes, Manager Schnitt-blumen, das Procedere erläuterte:
Tribünenartig ansteigend befinden sich in der Halle 620 Käufer-plätze, jeweils zwei Plätze nebeneinander, ähnlich gestaltet wie Pult und Sitzbank früher in der Schule. Jeder Käufer muss sich mit einer Chip-Karte an einem der Plätze einloggen. Er kann dann über eine in das Pult integrierte Tastatur elektronisch Blumen und Pflanzen ersteigern. – An der, der Tribüne gegenüberliegenden Kopfwand des Saales befinden sich acht große, kreisrunde Versteigerungsuhren. Hier wird kontinuierlich die zu versteigernde Ware angezeigt. Jeder Käufer kann über sein Pult zu jeder Ware sein Preisangebot abgeben, das dann auf der Uhr für alle sichtbar wird; so kann jeder Käufer die Angebote seiner Konkurrenten verfolgen und ggf. überbieten. An der rechten und linken Seitenwand des Saales sitzen separat die Versteigerer, die die Versteigerungsuhren im Blick haben und dem jeweils meistbietenden elektronisch den Zuschlag erteilen. – Die zu versteigernde Ware befindet sich in großen Hallen. Der Kunde kann sie täglich ab 5.00 Uhr morgens besichtigen. Die Versteigerungen beginnen montags bis freitags um 6.00 Uhr und enden je nach der Menge der zu verkaufenden Ware, zwischen 8.00 und 9.00 Uhr. Jeder Kunde kauft gegen eine von ihm im Voraus zu stellende Bürgschaft bargeldlos auf spätere Rechnung. Die Gebühren für die Versteigerung zahlen Verkäufer und Kunde je zur Hälfte. Die Ware kommt von über 2.000 Gartenbaubetrieben, die mehrheitlich Genossen der Genossenschaft Landgard sind. Gekauft wird von mehr als ca. 1.500 Händlern. – Der Vertrieb über eine Versteigerung wurde ab etwa 1890 in Holland entwickelt. Die erste Versteigerung in Straelen fand 1914 statt. Die heutige Anlage der Veiling Rhein-Maas stammt von 2010.
Ab ca. 9.30 Uhr folgte eine Führung durch die Gemüsehallen. – Hier finden keine Versteigerungen statt. Die Produzenten, mehrheitlich aus einem Umkreis von ca. 15 km, liefern ihre frisch auf dem Feld geernteten Produkte an. Diese werden in großen Kühlhallen kurz zwischengelagert und sofort an die Kunden, im Wesentlichen fünf Großkunden (darunter z. B. Aldi) verkauft. – Während der Winterzeit, in der naturbedingt in Deutschland wenig frisches Obst und Gemüse produziert wird, wird auch mit Obst und Gemüse aus China und Vietnam gehandelt. Landgard hat inzwischen bereits 120 Lieferanten aus China als Mitglieder. – Sämtliche Ware durchläuft eine Qualitätskontrolle. Der Transport zu den Kunden erfolgt zu ca. einem Drittel mit 24 eigenen LKWs, die anderen zwei Drittel durch fremde Spediteure.
Gegen 11.30 Uhr folgte als Abschluss des Besuchs in der Cafeteria des Unternehmens eine Kaffeepause. Bei belegten Brötchen und Kaffee beantwortete Herr Voges (Vorstands-mitglied) zahlreiche Fragen der Teilnehmer.
Nach kurzer Busfahrt folgte ab ca. 12.00 Uhr das Mittagessen im Restaurant „Secretis“ in Nettetal-Hinsbeck. Hier stieß Herr Dr. Reichmann, Chefbiologe der „Biol. Station Krickenbecker Seen“ zu uns. Diese Station besteht als „e. V“. seit 1988. Hier arbeiten fünf Biologen und eine wechselnde Zahl von Hilfskräften an der Betreuung der Naturschutzgebiete „Krickenbecker Seen“ und „Brachter Wald“. Ein wesentlicher Teil ihrer Tätigkeit ist die Kartierung von Pflanzen und Tieren sowie die Beratung von Landwirten im Hinblick auf den Naturschutz. – Der Verein wird zu ca. 60% von Bund und Land, zu ca. 40% aus den Erlösen für einzelne Projekte finanziert.
Herr Dr. Reichmann führte uns ab ca. 13.40 Uhr bei Sonnenschein und wolkenlosen Himmel (dieses „Probus-Wetter“ herrschte während des gesamten Tages) durch das Naturschutzgebiet De-Witt-See. In diesem Feuchtgebiet entlang der Nette und Renne leben, teils ganzjährig, teils nur zur Überwinterung, zahlreiche verschiedene Vogelarten sowie außerdem auch Nutrias und Biber. Auf dem mehr als einstündigem, wunderschönen Spaziergang waren u. a. zu sehen Graugänse (ursprünglich aus dem Donau-Delta stammend), Nilgänse, zahlreiche verschiedene Entensorten, Blässhühner, Teichhühner, Haubentaucher, Kormorane, Graureiher und Silberreiher sowie zum Schluss auch noch drei Nutrias.
Den Abschluss der Exkursion bildete ab ca. 15.30 Uhr die Kaffeetafel im Restaurant Secretis. Rückkehr wie geplant gegen 17.30 Uhr in Kaarst
Vortrag
Vortrag am 10.01.2016: „Jemen-Arabia Felix?“
Der Referent, Clubfreund Alexander von Wedelstädt, gab zu Beginn seines Vortrags einen Überblick über die Geschichte von Land und Leute des Jemen. – Das Land war schon im zweiten Jahrtausend vor Christus eine Drehscheibe des Handels zwischen dem Mittelmeerraum (Europa) einerseits sowie Indien und dem fernen Osten andererseits. Wesentliche Handelsprodukte waren u. a. Edelsteine, Weihrauch, Myrrhe und Gewürze. Der Sage nach soll die Königin von Saba von hier aus König Salomo in Jerusalem besucht haben (allerdings beruft sich auch Äthiopien darauf, dass die Königin von dort stamme). – Ab ca. 500 nach Christus wurde das Land von den Äthiopiern beherrscht, die auch den christlichen Glauben mitbrachten; später geriet das Land unter persischen Einfluss; im 7. Jahrhundert setzte sich von Damaskus aus der Islam als beherrschende Religion durch. Ungeachtet dessen lebten aber auch viele Juden bis in die Gegenwart in dem Land. Der Norden des heutigen Jemen wurde später Teil des osmanischen Reiches. Im Jahre 1839 eroberten Engländer die im südlichen Jemen gelegene Stadt Aden, die sie fortan als Stützpunkt für den Seeweg nach Indien benutzten. Ab 1918 existierte im Norden des Landes ein unabhängiges Königsreich. Diese Monarchie wurde 1962 durch einen Aufstand gestürzt. Bis 1970 folgte ein Bürgerkrieg mit bis zu ca. 200.000 Toten. Im Süden bildete sich ein sozialistischer Staat, der sich dem Ostblock anschloss. Im Mai 1994 vereinigten sich beide Teile zur „Republik Jemen“. Gleichwohl flammte immer wieder ein Bürgerkrieg auf, der praktisch bis heute anhält. Einer der Gründe für diesen Bürgerkrieg ist der religiöse Gegensatz zwischen den Schiiten im Norden und den Sunniten im Süden und Osten des Landes. Die Schiiten werden vom Iran, die Sunniten von Saudi-Arabien unterstützt, die auf diese Weise praktisch einen Stellvertreterkrieg führen. Aus diesem Grunde hat CF Alexander die Überschrift seines Vortrags auch mit einem „?“ versehen; in früheren Jahrhunderten galt der Jemen als „Felix = glücklich“; davon kann heute aber kaum mehr die Rede sein.
Das Land ist mit ca. 528.000 km² etwas größer als Frankreich und hat eine Bevöl-kerung von ca. 26 Millionen Menschen. Etwa 70% der Landfläche sind Wüste, nur ca. 5.500 km² werden bewässert und dadurch landwirtschaftlich genutzt. Haupt-erzeugnisse sind Hirse, Mais, Früchte, Gemüse, Kaffee und Qat (dessen Blätter als Rauschmittel gekaut werden). Auf ca. 50% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche wird Qat angebaut, weil der Erlös hierfür um ein Vielfaches höher liegt als für alle anderen Feldfürchte.
Nach dieser Einführung zeigte Alexander Fotos einer Rundreise, die seine Frau Margarethe und er im Jahre 2005 durch den Jemen gemacht hatten. In einer Gruppe von 20 Touristen waren sie mit fünf Land-Cruisern zwei Wochen durch das Land gefahren und hatten zahlreiche Städte und sonstige Sehenswürdigkeiten angesteuert. – Die Hauptstadt des Landes ist Sana‘a mit ca. 2,5 Mio Einwohnern. Die Stadt liegt etwa 2.000 m hoch. Die Altstadt ist Weltkulturerbe. Hier stehen mehrstöckige, 20 bis 50 m hohe Häuser, die sämtlich aus Lehm gefertigt sind. Zu sehen waren wunderschöne Hausfassaden mit Stuckverzierungen, schönen Fenstern und Türen. – In der heute weitgehend verlassenen Stadt Mar‘ib stehen noch diverse, etwa 2400 Jahre alte Tempel. Im Jahre 2005 war auch ein aus dem 8. Jahrhundert vor Christus stammender Staudamm noch erhalten, dessen Staumauer 600 m lang und 200 m hoch war; das gestaute Wasser diente zur Bewässerung weiter Landstriche; dieser Staudamm ist in den kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre allerdings zerstört worden. – Es folgten Fotos aus dem Hadramaut-Wadi. Dies ist ein tief eingeschnittenes, breites Flusstal, das relativ dicht besiedelt ist; in großen Plantagen gedeihen hier Dattelpalmen. – Zum Weltkulturerbe gehört auch die weitere Stadt Shibam. Hier stehen ebenfalls hohe Wohnhäuser aus Lehm, daneben aber auch Häuser aus Naturstein, deren Wände aber ohne jeden Mörtel gebaut sind.
Beeindruckend waren auch die über den gesamten Vortrag verteilten Fotos von Menschen des Landes, so z. B. Händler und Käufer im Suq, aus den Fenstern schauende Kinder oder stolz posierende Jungen/Männer mit dem im Lande obligaten Krummdolch im Gürtel.
Langanhaltender Beifall dankte Alexander und Margarethe für diesen informativen und beeindruckenden Vortrag zu einem uns allen weitgehend fremden Land.
Vortrag
Vortrag am 01.12.2015: „100 Jahre Schallplatte“von Herrn Manfred Buschkrei
Der Referent Manfred Buschkrei, amtierender Präsident des PROBUS Clubs Oberhausen, gab zunächst folgende erläuternde Einleitungen:
Er sei vor einiger Zeit auf eine Schallplatte mit dem Titel „100 Jahre Schallplatte“ gestoßen. Im Jahre 1877 hatte der Amerikaner Edison die Aufzeichnung von Tönen erfunden (Tonträger war eine Walze). Im Jahre 1887 erfand ein Deutscher namens Berliner die Schallplatte. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Erfindung von Edison war im Jahre 1977 die genannte Schallplatte produziert worden, die in kurzen Sequenzen verschiedenste Tonaufzeichnungen (Sprache, Musik) aus der Zeit von 1877 – 1977 enthält.
Zunächst habe er die Reden und die Musik dieser Schallplatte digitalisiert. Sodann habe er zu jeder einzelnen Tonaufzeichnung aus dem Internet und anderen Unterlagen Fotos und Filmsequenzen herausgesucht und diese mit den Tonaufzeichnungen zu einer DVD mit einer Spieldauer von 30 Minuten verbunden.
Nach dieser Einleitung spielte er diese DVD vor. – Zu hören und zu sehen waren in kurzen Redeausschnitten u. a.: Kaiser Wilhelm der II., Otto Reutter, Hindenburg, Lenin, Stresemann, Einstein, Hitler, Goebbels, Adenauer, Heuss, Kennedy. Gesang und Orchestermusik waren zu hören und zu sehen von u. a. Caruso, Kurt Edelhagen, Bert Brecht (Dreigroschenoper), Marlene Diedrich, Rudi Schuricke (wenn bei Capri…..), Caterina Valente, Freddy Quinn, Louis Armstrong, Bill Haley, die Beatles, James Last.
Diese ebenso interessante wie unterhaltsame DVD bereitete erkennbar allen Anwesenden großes Vergnügen. Lang anhaltender Beifall dankte Herrn Buschkrei.
Exkursion
Exkursion am 03.11.2015 ENERGETICON, Alsdorf und Kornelimünster, Aachen
Bei unserer Ankunft in Alsdorf wurden wir von einem Bergführer des ENERGETICONS begrüßt. Das ENERGETICON ist ein Lehrbergwerk und zeigt, wie man Steinkohle gewinnt und welche Techniken dafür in der Nachkriegszeit zur Verfügung standen. Der Herr erklärte, dass das Aachener Revier als das älteste Abbaugebiet für Steinkohle auf dem europäischen Kontinent gelte. Seit dem Hochmittelalter wurde hier bereits Kohle abgebaut und seit dem 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Gruben angelegt, die die Kohle im industriellen Maßstab förderten und so zum wirtschaftlichen Motor für die gesamte Region wurde. In der Zeche „Anna II“ wurde Steinkohle von 1854 bis 1992 gefördert, teilweise bis zu 1.450 m tief. Ab 1.000 m Tiefe herrschen Temperaturen von 30 – 400 C und mehr; daher musste immer viel kalte Luft in die Flöze geblasen werden. Die Grube hatte ein Streckennetz von 70 km und Alsdorf galt als der größte Kokerei- und Verschiebebahnhof in Deutschland.
Wir fuhren mit einem Korb unter Tage und sahen vor Ort, wie Bergleute (Puppen) vor den Flözen standen und mit schwerem Gerät (druckluftbetriebenen Schlag-bohrhämmern) Löcher in das Gestein trieben. Um den entstandenen Hohlraum abzusichern, stellten die Bergleute Gleitbögen auf. Mit einem Überkopflader wurden die Gesteinsbrocken in Förderwagen, diese zum Schacht und nach Übertage transportiert. Sowohl übertage als auch untertage sahen wir die verschiedensten Maschinen, die mächtigste war wohl die „Teilschnittmaschine“ mit einem riesigen Bohrkopf, die dem Vortrieb von Strecken diente und von 1978 – 1992 im Einsatz war.
Bis 1963 waren sogar Pferde untertage im Einsatz, die Förderwagen und Loren zogen.
Übertage sahen wir noch verschiedene Arbeitsgeräte der Bergleute, wie Gruben- und Kopflampen, typische Kücheneinrichtungen mit Waschwannen, Vorrichtungen für die Waschkaue und Bilder der Kumpels bei der Arbeit. In zwei großen Hallen sahen wir noch 2 Original-Fördermaschinen, in der Umformerhalle wurde Drehstrom in Gleichstrom umgewandelt; sie dient heute als Theater- und Konzerthalle.
Nach 30-minütiger Busfahrt kehrten wir im Aachener Ortsteil Kornelimünster in das Restaurant „Am Kapellchen“ ein und stärkten uns bei einem sehr guten Mittagessen.
Nach einem kurzen Fußweg zur Abtei Kornelimünster wurden wir dort von Frau Eßer empfangen, die uns eindrucksvoll die schöne Kirche erklärte.
Um 814 wurde diese Abtei von dem Sohn Karls des Großen, Ludwig dem Frommen, unter Beratung des Mönchs Benedikt von Aniane, gegründet. Die Kirche wurde reich ausgestattet. Kaiser Ludwig der Fromme hatte Benedikt von Aniane 3 Reliquien geschenkt, die ursprünglich aus dem Reliquienschatz der Aachener Pfalzkapelle stammten: 7 textile Heiligtücher, von denen noch 3 existieren und heute noch alle 7 Jahre der Bevölkerung gezeigt werden: das Schürztuch, das Grabtuch und das Schweißtuch.
Das Kloster erhielt Schädelreliquien des Heiligen Papstes Cornelius sowie die des Heiligen Cyprianus, die heute dort verehrt werden. Die Reliquienschätze führten dazu, dass Kornelimünster seit dem 14. Jahrhundert Wallfahrtskirche wurde.
Ab 1501 beherbergte Kornelimünster die Reliquie der hl. Anna, die in Mainz St. Stephan entwendet worden war und durch Entscheid des Papstes später nach Düren gelangte. Der berühmte Anna-Altar blieb in Kornelimünster. Im 17. Jhdt. wurden die Chordächer mit Galerien versehen, um die Heiligtümer der Menge zu zeigen. 1706 erhielt das Chorhaupt einen achteckigen Kapellenanbau zur Aufnahme der Korneliusreliquien.
Das Kloster erlebte in über 1.000 Jahren eine wechselvolle Geschichte. So wurde die Abteikirche 881 von Normannen zerstört, unter Kaiser Otto III. wieder aufgebaut und erweitert. Unter den Ottonen wurde der Abt des Klosters zum Reichsfürsten erhoben und die Abtei erhielt Immunität sowie die Reisunmittelbarkeit, das Markt- und Münzrecht.
Umfangreiche Restaurierungen (um 1895,1935, 1964, 1981) am vielgestaltigen fünfschiffigen Kirchenbau mit den spätgotischen Gewölbemalereien und barocken Altären halfen, das Baudenkmal zu erhalten.
Den Abschluss der Exkursion bildete ein Spaziergang zur ehemaligen Benediktiner Abtei, dem heutigen Kunsthaus NRW Kornelimünster. Kurz nach der Gründung des Landes NRW erwarb das Kultusministerium einige Aquarelle, um die Kunstwerke einzelnen Ministerien und Landesbehörden zur Verfügung zu stellen. Auch heute noch dient die Sammlung diesem Zweck. Das Land kauft Bilder und Skulpturen von jungen Künstlerinnen und Künstlern auf, die hier in besonderen Ausstellungen dem Publikum vorgestellt werden. Eine Führerin stellte uns einige Bilder und Skulp- turen von Künstlern vor, die zu namhaften Künstlern avancierten. So z.B. 2 Gemälde von Gerhard Richter, 2 Nagelbilder von Günther Uecker, eine liegende Kuh in Bronze von Mataré, Gemälde von Sigmar Polke, Emil Schumacher u.v.a.m.
Das Kunsthaus NRW gibt mit seinem Ausstellungsprogramm einen Einblick in die Gegenwart und Zukunft der Kunstszene in Nordrhein-Westfalen.