Vortrag

 

Vortrag am 05.04.2016: „Aluminium Halbzeug-Herstellung“

Der Referent des heutigen Abends, Clubfreund Wilfried Schnitzler. erklärte einleitend, dass sein Vortrag die Aluminium Halbzeug-Herstellung im Werk Norf bei Neuss zum Gegenstand haben werde.

Die „Alu-Norf“ wurde 1965 gegründet. Das ursprüngliche Werk 1 wurde 1995 um ein Werk 2 mit noch leitungsfähigeren Anlagen erweitert. Das Werk ist heute das größte Aluminium-Umschmelzwerk der Welt. Es werden ca. 2.200 Mitarbeiter beschäftigt.

Das Werk war von Anfang an ein Gemeinschaftswerk, und zwar der „Vereinigten Aluminium Werke“, Deutschland und der „Alcan“, Kanada. Beide existieren nicht mehr. Das Werk befindet sich heute im Verhältnis 50 : 50 in norwegischer und indischer Hand.

Alu-Norf stellt selbst kein Aluminium her, sondern bezieht Roh-Aluminium und Aluminiumschrott von Dritten. Dieses Ausgangsmaterial wird in mehreren Arbeitsschrit-ten zu Folien und Blechen verarbeitet. Im Jahre 2015 wurden ca. 1,5 Mio. Tonnen Alumi-nium-Halbzeug hergestellt. Davon wurden ca. 46% zu Getränkedosen verarbeitet, ca. 15% im Bereich Lithographie, ca. 12% für den Automobilbau, ca. 10% für Haushaltsfolien und der Rest für diverse andere Anwendungsfälle. Aluminium ist vielseitig verwendbar, weil es leicht, beständig, elastisch, gut verformbar, dekorativ ist und Elektrizität und Wärme gut leitet. – Das von Alu-Norf kommende Aluminium hat als „Reinaluminium“ einen Rein-heitsgrad von ca. 99,0%; das restliche ca. 1% besteht aus unterschiedlichen anderen Metallen. – Die in Norf hergestellten Halbzeuge werden ausschließlich an die beiden Anteilseigner geliefert, die sie dann ihrerseits weiter vermarkten.

Die Fertigung in Norf lässt sich etwa in folgende Abschnitte gliedern:

a) Schmelzen                                                                                                                                        Das Roh-Aluminium und der Aluminium-Schrott werden bei ca. 730 Grad in großen Schmelzöfen geschmolzen.

b) Gießen                                                                                                                                               Das flüssige Aluminium wird entgast, gefiltert, mit Titan „gekornfeint“ und dann in sogenannte Kokillen gegossen. In den Kokillen erstarrt das Aluminium nach dem Erkalten zu länglichen Barren, die – je nach Kokillen-Form- ca. 60 cm hoch, ca. 1 m breit und ca. 6 – 8 m lang sind und bis zu 24 to. wiegen können. Jeder dieser Barren erhält eine individuelle Herstellungsnummer.

c) Bearbeiten                                                                                                                                          Die Barren werden an beiden Enden auf die richtige Länge gesägt. Anschließend wird die Gusshaut durch Fräsen entfernt.

d) Warmwalzen                                                                                                                       Anschließend werden die Barren in Tieföfen oder Stoßöfen auf etwa 550 Grad bis etwa 630 Grad erwärmt und danach auf einer sogenannten „Vorstraße“ von 600 mm auf eine Stärke von nur noch 20 mm gewalzt. In einem weiteren Arbeitsgang auf der sogenannten „Fertigstraße“ wird das Material auf eine Stärke von nur noch 10 bis 2 mm gewalzt.

e) Kaltwalzen                                                                                                                             Nachdem das Material ca. 2 Tage abgekühlt ist, wird es schließlich auf der Kaltwalzstraße (je nach Kundenauftrag) bis auf eine Stärke von maximal nur noch 0,18 mm gewalzt. (Derart geringe Stärken lassen sich aus technischen Gründen nicht warm, sondern nur kalt walzen). – Nach diesem letzten Walzvorgang wird das Produkt auf Festigkeit, Oberflächenqualität und Einhaltung der geforderten Toleranz überprüft.

f) Adjustage                                                                                                                                           Die fertigen Folien/Bleche werden teilweise noch befettet, dann konfektioniert (teilweise geschnitten) auf große Rollen (Coills) aufgerollt, verpackt und etikettiert.

g) Versand                                                                                                                                             Der Versand erfolgt per LKW, Bahn oder Schiff.

Im Anschluss an den Vortrag zeigte Wilfried noch einen Film über das Werk in Norf, der die zuvor geschilderten Arbeitsgänge mit eindrucksvollen Bildern aus der Produktion verdeutlichte.

Lebhafter Beifall dankte CF Wilfried für diesen interessanten Vortrag.