Vortrag

Erlebnisreise durch Myan Mar

CF Hartmut Becker berichtete über seine zwölftägige Bus- und Flugreise, die er zusammen mit seiner Frau Elfie im Frühjahr 2017 unternommen hatte.                  Zunächst gab er uns einige allgemeine Informationen über das Land und seine Bewohner.

Myan Mar, früher Burma, ist etwa doppelt so groß wie Deutschland, hat ca. 60 Mio. Einwohner und gilt als das ärmste Land Südostasiens. Hier leben 152 Volksgruppen, von denen aber die drei größten mit etwa siebzig und zweimal zehn Prozent den Löwenanteil ausmachen.

Myan Mar war ein Königreich mit einer langen Geschichte, wurde aber im 19. Jahrhundert nach und nach von den Briten erobert und dem Kaiserreich Britisch-Indien zugeschlagen. Der letzte König musste1886 abdanken.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs und der Besetzung durch die Japaner errang das Land sehr schnell auf friedlichem Wege seine Unabhängigkeit. Ein besonderes Verdienst daran hatte General Aung San, der Vater der Friedensnobelpreisträgerin und heutigen De-fakto-Ministerpräsidentin Aung San Suu Kyi. Seit 1962 ist Myan Mar eine Militärdiktatur, seit einigen Jahren mit einer durch  freie Wahlen an die Macht gekommenen Regierung. Den größten Einfluss haben aus dem Hintergrund heraus immer noch die Generäle.

Vorherrschende Religion des Landes ist der Buddhismus.

Ausgangspunkt der Rundreise war Bangkok(Thailand). Mit dem Bus ging es nach Norden durch das goldene Dreieck, ein Hauptanbaugebiet für Schlafmohn, den Ausgangsstoff zur Herstellung von Opiaten, über Chieng-Mei (Thailand) nach Tachilek (Myan Mar), von dort weiter mit dem Flugzeug nach Herho am Inle-See.

Dieser See und die ihn umgebende Berglandschaft sind einer der touristischen Höhepunkte des Landes, was uns mit vielen sehr guten Fotos bewiesen wurde.

Im Wasser stehende Pfahlbauten dienen vielen Menschen zur Unterkunft. Sie sehen sehr malerisch aus, wie aber mögen die hygienischen Verhältnisse beschaffen sein? Auf dem See sah man sogenannte Einbeinruderer. Das sind Fischer, die am Heck ihres Bootes auf einem Bein stehen und mit dem anderen Bein ein Ruder betätigen; die Hände haben sie dann frei, um ein Angelgerät zu bedienen oder mit Fischernetzen zu hantieren.

Der See ist sehr stark mit Wasserkastanie verunkrautet. Zum Teil haben sich aus verrotteten Pflanzen schwimmende Humusschichten, die sogenannten schwimmenden Gärten, gebildet, die von den Einheimischen zum Anbau von Tomaten und anderen Gemüsen genutzt werden. Das ist sehr einträglich, denn das günstige Klima gestattet drei Ernten im Jahr.

Wie vielfach in Südostasien ist auch hier das Kauen von Betel üblich; wir sahen Bilder von einem Händler, der die Zutaten durch Einwickeln in ein Blatt zu mundgerechten Stücken formte und dem Publikum feilbot.

Eine besondere, hoffentlich bald aussterbende Kuriosität zeigten Fotos einiger „Langhals­frauen“. Das sind Damen, die mittels einer zunehmenden Zahl von um den Hals gelegten Metallringen nicht etwa diesen verlängern, sondern die Schultern herunterdrücken, was rein optisch einen besonders langen Hals vortäuscht.

Als eine weitere Besonderheit sahen wir die Herstellung von Lotosseide. Hier werden in mühsamer Handarbeit etwa einen Meter lange, sehr dünne Fasern aus Lotosstengeln herauspräpariert und zu einem Faden gesponnen. Die daraus dann gewebten Stoffe sind sehr selten und sehr teuer. Da die Fasern luftgefüllte Hohlräume enthalten, sind sie ein guter Wärmeisolator und eignen sich sehr gut zum Schutz sowohl vor Kälte als auch vor Hitze.

In einer prächtigen Pagode waren viele Standbilder zu sehen, die schon seit Jahrhunderten von den Gläubigen mit Blattgoldfolien beklebt werden, was sich sicher im Laufe der Zeit auf mehrere Kilo Gold pro Statue aufsummiert hat. Dieser verschwenderische Umgang mit Gold ist bei allen Pagoden des Landes und auch bei den Begräbnisstätten, den Stupas, zu finden. Fast die gesamte Goldproduktion von Myan Mar wird so verbraucht.

Weiter ging es mit dem Bus nach Mandalay. Die Beschaffenheit der Straßen  ist noch weit entfernt von der Qualität der thailändischen. Der Verkehr ist gering, man sieht viele exotische, nach Eigenbau aussehende Lastfahrzeuge, aber auch von einfachen Karren, die von Rindern gezogen werden. Abseits der Straße sah man gelegentlich Elefanten im Arbeitseinsatz.

Mandalay ist etwa 200 Jahre alt und wurde von den letzten Königen als Residenz- und Hauptstadt gebaut. Es gibt noch einen aus Teakholz gebauten Königspalast, der heute als Kloster dient. Sehr berühmt sind die ca. 700 Pagoden, die mit Marmortafeln ausgestattet sind, in die man buddhistische Texte eingemeißelt hat.

Bemerkenswert ist eine aus Teakholz gebaute 1200 m lange Fußgängerbrücke über den Irawaddy-Fluß, die im wesentlichen den Touristen zur Beobachtung des Sonnenuntergangs dient.

Auf diesem Fluss wurde die Reise per Schiff fortgesetzt. Das Ziel war Bagan, vor etwa 1000 Jahren Landeshauptstadt. Um 1300 wurde die Stadt von den Mongolen zerstört, heute leben hier etwa 3000 Einwohner. In der ehemaligen Innenstadt, heute unbewohnt, gibt es eine große Zahl von Pagoden und Stupas, die von einem Aussichtpunkt auf einem Tempeldach aus besonders bei Sonnenuntergang einen einmaligen Anblick bieten.

In Bagan konnte man viele Mönche in ihren charakteristischen orangefarbenen Gewändern sehen. Die Mönche leben ausschließlich von Spenden und Geschenken. Es ist eine besondere Ehre, wenn der Mönch das Geschenk annimmt. Meist sind sie hochgebildet und arbeiten als Lehrer.

Der letzte Abschnitt der Reise führte per Flugzeug von Bagan nach Rangun, die frühere Hauptstadt von Myan Mar, mit ca. 5 Mio. Einwohnern die mit Abstand größte Stadt des Landes. Auf den ersten Blick sieht Rangun aus wie jede andere Großstadt in Südostasien mit vielen modernen Hochhäusern. Es gibt aber auch noch viele Gebäude mit bis zu sechs Stockwerken, vermutlich aus der Kolonialzeit, die sich dadurch auszeichnen, dass die elektrischen Versorgungskabel in einem undurchschaubaren Gewirr außen an den Gebäuden hängen. Vermutlich wurden sie vor Einführung der Elektrizität gebaut,

Auffallend ist der für die Größe der Stadt verhältnismäßig geringe Straßenverkehr, denn Mopeds und Tuktuks sind hier verboten. Man sieht viele Fahrräder, die mit z. T. aben­teuerlichen Konstruktionen auch zum Transport größerer Lasten benutzt werden.

Mitten in der Stadt gibt es den in einem schönen Park gelegenen „Royal Lake“, in dessen Nähe man neben einem nicht ganz billigen Luxusrestaurant auch die berühmte überaus prächtige Shwedagon-Pagode findet, ein letzter Höhepunkt der Reise. Sie enthält für jeden Wochentag eine spezielle Gebetsecke, denn für den gläubigen Buddhisten ist es vorteilhaft, an der Stelle zu beten, die zu seinem Geburtswochentag passt. In dem Tempelbezirk gibt es wieder viele reich mit Gold überladene Stupas. Die prächtigste und größte Stupa soll viele Tonnen Gold enthalten, an ihrer Spitze befindet sich ein 76karätiger Diamant.

Dieser sehr interessante Vortrag wurde mit einem Foto einer A380 der Emirates Airline beendet, mit der man den Heimflug antrat.