Exkursion

Exkursion am 04.03.2014: Fa. Siemens in Krefeld und Schifffahrtsmuseum in Düsseldorf

Bei herrlichstem „Probus-Wetter“ trafen wir Pünktlich um 10.00 Uhr im Werk der Siemens AG in Krefeld ein. Wie schon im Vorjahr begrüßte uns der für Werksführungen zuständige Herr Kasper und gab uns zunächst in einem Vortragsraum etliche Informationen:

Seit dem Jahre 1898 baute die damalige „Waggonfabrik AG“ Uerdingen am jetzigen Standort Schienenfahrzeuge. Eines der markantesten Produkte war der seit 1950 gefertigte „Uerdinger Schienenbus“, von dem über 3.000 Stück produziert wurden. Seit 1981 firmierte das Unternehmen unter „DUEWAG AG“, seit der Übernahme durch Siemens ab 2001 als „Siemens AG“.

Die Siemens AG ist heute in vier Sektionen gegliedert. Davon sind zwei am Standort Krefeld tätig, und zwar

–         Rail Systems (Bahn-, Schienensysteme; ca. 2.000 Beschäftigte)

–         Drive Technologie (Umspanntechnik, Bordstromversorgung; ca. 200 Beschäftigte)

Zur Sektion „Rail Systems“ gehören

–         Die Fertigung von Hochgeschwindigkeitszügen (Krefeld),

–         die Fertigung von Metro- und Reisezügen sowie Straßenbahnen (Wien),

–         die Fertigung von elektrischen Lokomotiven (München),

–         Service (Instandhaltung, Ersatzteile, Wartung)

In Krefeld werden zurzeit drei verschiedene Fahrzeugtypen hergestellt:

–         „Velaro“: Hochgeschwindigkeitszug, bis 350 km/h;

–         „ICx“: bis 250 km/h, ausgelegt auf Halt ca. alle 30 km; (Von diesem Typ baut die Firma Bombardier die Wagenkasten, Siemens nur die Elektrik)

–         „Desiro“: 100 – 160 km/h, ausgelegt auf Halt ca. alle 10 km.

Vom Typ „Velaro“ werden zurzeit und bis auf Weiteres gebaut:

–         160 Stück „Eurostar“ (für die Strecke unter dem Ärmelkanal nach England),

–         1216 Stück „ICx“ für die Deutsche Bahn (bis 2024),

–         80 Stück „RUS 2“ für die Russische Bahn (Moskau-St. Petersburg),

–         56 Stück „Türkiye“ für die Türkei.

 

Vom Typ „Desiro“ werden gebaut:

–         305 Stück (Drei-Teiler) für Brüssel,

–         54 Stück (Fünf-Teiler) RUS Sotschi,

–         20 Stück (Vier-Teiler) für London Midland,

–         55 Stück (Zwölf-Teiler) für ThamesLink,

–         20 Stück (Drei-Teiler) für die Österreichische Bundesbahn.

Ab ca. 11.00 Uhr folgte eine Besichtigung von Teilen des Rohbaus. Die Wagenkasten werden nur noch aus Großkomponenten aus Aluminium hergestellt, weil dieses Metall rostfrei und leichter als Stahl ist. In automatischen Schweißanlagen werden zunächst der Boden, das Dach und die beiden Seitenteile der Wagenkästen zusammengeschweißt. Eine lasergesteuerte Portalfräse fräst die Öffnungen für Türen und Fenster aus. Anschließend werden von Hand Einzelteile aufgeschweißt, die für die Montage von Elektro-Komponenten etc. benötigt werden. Sämtliche Schweißnähte werden anschließend auf Dichtigkeit überprüft. Jeder Wagenkasten wird zunächst so gebaut, dass der Boden nach oben leicht gebogen ist; der spätere gesamte Innenausbau wiegt ca. 27 to; durch dieses Gewicht ist der Wagenboden anschließend exakt waagerecht.

Zum Schluss konnten wir noch fertige „Eurostars“ und Velaros „RUS2“ von außen besichtigen. Die Velaros für Russland werden per LKW nach Rotterdam gefahren, von dort per Schiff bis Mukran (Insel Rügen) gebracht und dort auf Fährschiffe verladen, die in ihren Ladedecks die russischen Breitspurschienen haben; mit diesen Schiffen erfolgt dann der Transport nach Russland.

Nach der Besichtigung gab es noch eine schmackhafte Suppe, belegte Brötchen und Getränke. – Im Namen aller dankte Präsident Achim Clasen Herrn Kasper für seine überaus informative Führung.

 

Nach kurzer Busfahrt erreichten wir gegen 13.40 Uhr das Schifffahrtsmuseum im Schlossturm am Burgplatz in Düsseldorf. Dort führte uns eine Frau Bartsch durch das Museum.

Im Kellergeschoss sind alte Werkzeuge und Ausrüstungen der früheren Schiffer am Rhein ausgestellt. Der Fluss war jahrhundertelang der Lebensraum vieler Fischsorten. Im Jahre 1880 wurden noch ca. 100.000 Lachse gefangen. Durch die Industrialisierung war das Wasser nach 1945 aber fast „tot“. Inzwischen ist das Wasser wieder sauberer und etliche Fischarten sind zurückgekehrt. – Der Rhein hat ab Konstanz bis zur Mündung in der Nordsee eine Länge von ca. 1230 km. Auf seinem Lauf ist der erste große Hafen Basel. Von Bingen bis Bonn ist das Rheintal heute Weltkulturerbe. – Im Mittelalter hatten die Städte Straßburg, Mainz und Köln das sogenannte Stapel- und Umschlagsrecht, d. h., Waren, die auf dem Fluss transportiert wurden, mussten hier umgeladen und zunächst zum Verkauf angeboten werden. Auf der Strecke von Mainz bis zur Nordsee gab es allein 34 Zoll­stationen. Die Schiffe wurden flussaufwärts „getreidelt“, d.h. von Pferden am Ufer gezogen; flussabwärts konnten sie segeln und mit der Strömung fahren. Mit dem Aufkommen der Dampf­­schiffe steigerte sich das Verkehrsaufkommen enorm. Mit Abschluss der „Rhein­schiffahrtsakte“ im Jahre 1831 (ein Vertrag aller Anliegerstaaten) fielen sämtliche bisherigen Verkehrsbeschränkungen und der Rhein wurde zur internationalen Schifffahrtsstraße.

In der 2. Etage sind Schiffsmodelle ausgestellt, und zwar vom Einbaum über Platt­bodenschiffe, Niederrheinische Segelschiffe, Treidelschiffe, Dampfschiffe, Schleppdampfer, Motorschiffe und Schubboote. – An Modellen wird auch die Entwicklung der Düsseldorfer Häfen gezeigt. Ab ca. 1400 gab es ein erstes Hafenbecken (heute Becken in der Altstadt). Napoleon ließ etwa auf Höhe der Oberkasseler Brücke ein Hafenbecken für ca. 50 Schiffe anlegen (das später aber wieder zugeschüttet wurde). Ab 1986 wurde dann Stück für Stück der Hafen an der Lausward gebaut.

Frau Bartsch gab noch einige Erläuterungen zum Schlossturm. Er ist der Rest eines früheren Schlosses der Grafen von Berg aus dem 16./17. Jahrhundert. Dieses Schloss wurde 1794 von französischen Revolutionstruppen weitgehend zerstört. Verbleibende Gebäudeteile beherbergten zunächst die neu gegründete Düsseldorfer Kunstakademie. Nach einem Brand im Jahre 1872 wurden dann sämtliche Gebäude, mit Ausnahme des Schlossturms, abgerissen. Seit 1984 befindet sich im Schlossturm das heutige Schifffahrtsmuseum.

In der 3. Etage schließlich sind einige Modelle von Reise-Schiffen zu sehen, darunter das „Staats-Schiff“ von Jan-Wellem. Dieses Schiff diente nicht nur für Ausflugsfahrten sondern auch für die Veranstaltung großer Feste. – Außerdem gibt es dort noch einen Übersichtsplan über alle Düsseldorfer Rhein-Brücken.

Der Nachmittag klang aus bei Kaffee und Kuchen im Kaffee-Restaurant im 4. Stock des Schlossturms, von wo man einen weiten Blick auf Düsseldorf und den Rhein hat.

Die ebenso interessante sowie gelungene Exkursion endete planmäßig am späten Nachmittag mit der Ankunft unseres Busses am Ausgangsort.