Exkursion

Exkursion am 15. 07.2014 nach Haltern 

Das erste Ziel unserer heutigen Exkursion war das in einem Waldgelände liegende Wasserwerk Haltern der Gelsenwasser AG.

Bei einem kleinen Imbiss begrüßte und informierte uns Herr Meckelburg mit einem Bildervortrag über Geschichte, Aufgabe und Verfahren des Wasserwerks.

Das Unternehmen wurde 1887 gegründet, um die Industrie und die Menschen der Region mit Wasser zu versorgen. Das Wasserwerk Haltern wurde 1908 erbaut. Für den Standort Haltern waren die besonderen geologischen Bedingungen ausschlag­gebend. Die 200 Meter mächtigen Schichten der Halterner Sande bieten dabei beste Voraussetzungen für eine Trinkwassergewinnung. Heute ist das Wasserwerk Trink­wasserlieferant für rund eine Million Menschen sowie Gewerbe- und Industriebetriebe in mehr als 20 Kommunen des Ruhrgebietes und des Münsterlandes.

Zum Wasserwerk gehören die Talsperren Nord-und Südbecken, Brunnenpumpstationen, Dosierstationen für Aktivkohle sowie Korrosionsschutz (Flockungsmittel und Desinfektion bei Bedarf), Versickerungsbecken, Tieflagerbecken, Druckfilter und das Entnahmebau­werk.

Den Talsperren fließen jährlich ca. 240 Millionen Kubikmeter zu. Rund zwei Drittel fließen über die Wehranlage ab, ein Drittel dient zur Trinkwassergewinnung.

Das Südbecken dient zur Rohwasser-Vorreinigung. Am Einlauf in das Südbecken werden Aktivkohle und Flockungsmittel zugegeben, um unerwünschte Wasserinhaltsstoffe zu binden. Das vorbehandelte Rohwasser wird in 26 Versickerungsbecken geleitet und so dem natürlichen Grundwasser zugeführt. Die Haltener Sande dienen dabei als natürliche Langsamsandfilter, um Verunreinigungen auszufiltern. Nach ca. 6 Wochen Fließdauer  im Untergrund wird das Wasser über Vertikalfilterbrunnen gewonnen. Insgesamt 232 Vertikal­filterbrunnen (40 bis 165 m tief) fördern das durch Niederschlag gebildete Grundwasser und das durch Bodenfiltrat gewonnene Oberflächenwasser über Druck- und Heberleitungen ins Pumpwerk. Ein Drittel der Bodenfiltratmenge wird zur Enteisung und Entmanganung durch Druckfilterkessel mit Quarzkies geleitet. Mikroorganismen wandeln das im Wasser gelöste Eisen und Mangan in filtrierbare Verbindungen um.

In 2 Tiefbehältern (ca. 30 000 Kubikmeter Inhalt) werden beide Wässer zusammen-geführt. Zum Schutz der Rohrleitungen werden in der vorgelagerten Mischkammer geringe Mengen  Natronlauge und Monophosphat als Korrosionsschutz zugegeben. Eine Desin­fektion des Wassers ist in der Regel nicht erforderlich. Bei Bedarf wird Chlorbleich­lauge zudosiert.

Die Jahreskapazität des Wasserwerkes beträgt 129 Mio. Kubikmeter. Die Versickerungs­becken werden in gewissen Abschnitten entschlammt. Der Schlamm enthält keine giftigen Bestandteile und wird der Landwirtschaft zugeführt.

Die hervorragende Wasserqualität wird durch laufende Probeentnahmen sichergestellt.

Herr Schumacher zeigte uns anschließend bei einem Rundgang die gesamte Anlage.

Gegen 12,30 Uhr fuhren wir zum Mittagessen in die Halterner Seeterrassen.

Danach hatten wir bei einem kleinen Rundgang Gelegenheit, die wassersportlichen Aktivitäten im Nordbecken zu betrachten. Baden und Bootsfahrten sind unter bestimmten Voraus­setzungen erlaubt. Die Stauseetiefe beträgt 9 bis 15m.

Gegen 15 Uhr fuhren wir zum  Römermuseum in Haltern. In zwei Gruppen führten uns zwei kompetente Damen durch das Museum.

Roms langer Arm reichte bis in das heutige Haltern. Vor 2000 Jahren lag hier der bedeutendste Militärkomplex der Römer im rechtsrheinischen Germanien. Sein Name war „Aliso“. Von dieser Schaltzentrale aus wurde die Eroberung des gesamten Gebietes geplant und betrieben. Eine der berühmtesten Legionen der Geschichtsschreibung war hier stationiert: Die 19. Legion, die im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht unterging.

Heute befindet sich exakt an dieser Stelle das Römermuseum. Über 1200 Original-Exponate zeugen von der hochentwickelten Kultur und Technik der Römer, von ihrer enormen Bauleistung und Logistik ihrer handwerklichen Kunstfertigkeit und dem römischen Alltag fern der Heimat. Archäologische Funde aus der gesamten Region machen die Zeit um Christi Geburt – den Höhepunkt der römischen Macht in Germanien – erlebbar.

Das Hauptlager hatte eine Ausdehnung von 540 m Richtung West – Ost und ca. 375 m Richtung Nord – Süd. Mit seiner Umwehrung  aus zwei 5,5 m und 6 m breiten und bis zu 2,5 m tiefen Spitzgräben und einer ca. 3 m hohen Holz – Erde – Mauer mit Türmen bildete es eine mächtige, weithin sichtbare Festung.

Neben den vielen Exponaten sahen wir ein Lederzelt für die Legionäre, in dem 8 Legio­näre untergebracht waren. Bis zu 5000 Legionäre lebten im Hauptlager. Um eventuelle Versorgungsansprüche zu vermeiden, durften Legionäre nicht verheiratet sein. Marketenderinnen, die außerhalb des Lagers lebten, waren die einzigen weiblichen Personen, die die Legionäre zu sehen bekamen.

In einem Film über das Leben der Legionäre in dem rekonstruierten Lager wurden wir in diese Zeit versetzt.

Die Versorgung der Truppe erfolgte durch Waren aus der Heimat, die mit Schiffen über die Flüsse angeliefert wurden. Eine Entladestelle konnte am Ufer der Lippe nachgewiesen werden. In einer Töpferei (Fabrica) wurden Amphoren, die zum Transport von Flüssig­keiten (Wein, Öl etc.) dienten, und Kochtöpfe hergestellt.

Um 16.30 Uhr traten wir die Heimreise an und erreichten gegen 18.00 Uhr wieder die heimatlichen Gefilde.