Exkursion am 01.04.2014: Romaneum Neuss und Stadtführung in Neuss
Nach individueller Anreise trafen sich die Teilnehmer um 10.30 Uhr in der Hymgasse vor dem Romaneum in Neuss. Clubpräsident Achim Clasen begrüßte Frau Stadtarchäologin Sauer und alle Anwesenden.
Frau Sauer erklärte, dass die Römer um 30 v. Chr. von Trier aus nach Neuss gekommen sind und ein Militärlager für ca. 8.000 Personen errichteten.
Auf dem Areal des jetzigen Vorplatzes dem früheren Busbahnhof fanden von 2001 bis 2006 archäologische Ausgrabungen statt. Diese brachten Fachwerkständerbauten (Gebäude mit Sockeln aus Stein = erste Heizkanäle) aus dem 2. und 3. Jh. zu Tage. Ende des 3. Jh. ist eine römische Mansio (Herberge) errichtet worden, deren Grundmauern bei den Ausgrabungen freigelegt wurden. Dieses Mansio ist im Grundriss heute zu sehen, da die Umrisse im Boden mit Kieselsteinen nachgebaut wurden. Küche und Bad sind gut zu erkennen. Ca. 7 m neben dem Mansio ist der dazugehörige Brunnen erhalten (oben vergittert), der ebenfalls frei gelegt wurde. Er ist mit Steinen ohne Mörtel aufgeschichtet; seine Tiefe betrug ca. 5 m. Das Steinmaterial stammt aus der Eifel.
Das Römerlager zog viele Händler an. Die Besiedlung ging im 5. Jh. zurück, da Wikinger vom Norden einfielen und das Lager zerstörten. Erst um 890 zogen sich die Wikinger zurück.
Wir verließen den Vorplatz und betraten das Erdgeschoss des neu gebauten Romaneums (heute Volkshochschule und Akademie). Bei den Ausgrabungsarbeiten wurden zahlreiche römische Siedlungsreste frei gelegt. Durch geschickte Planung und Bebauung sind die Mauerreste erhalten geblieben und die historischen Kellerräume vom Erdgeschoss aus einzusehen. Verschiedene Gesteinsarten und gemauerte Rundbögen (u.a. Tuffstein aus Liedberg) sind gut zu erkennen.
Da der Rhein sich ein neues Bett gesucht hatte (Richtung Hammfeld), verlor Neuss seine Zollrechte an Zons. Im 16. Jh. ist der Platz abgebrannt; danach entstanden hier mehrere Klöster und ein Hospital. In einem Film sahen wir die Bebauung von verschiedenen Jahrhunderten.
Im Erdgeschoss sind einige Vitrinen aufgestellt, die Fundstücke aus den Ausgrabungen enthalten; Öl- und Essgefäße, Vasen aus Keramik und eine kleine Göttinnenfigur. Frau Sauer erläuterte mit fachkundigem Wissen die Fundstücke. Sie sagte ferner, dass ca. 60.000 Einzelstücke (Scherben, Schmuck, Kriegsgerät u. a.) gefunden wurden.
Über eine kleine Brücke gingen wir aus dem Romaneum heraus Richtung Rhein auf den vorgelagerten Verladeturm bzw. Bastionturm, der als mittelalterliche Stadtbefestigung noch erhalten ist.
Nach dieser interessanten Besichtigung rundete ein rustikales Essen im Vogthaus den Vormittag ab.
Am Nachmittag, gegen 14.00 Uhr, begrüßte Präsident Achim Herrn Lüpertz und Frau Nowag von Neuss Marketing, die uns auf einem Rundgang berühmte Neusser Sohne und Töchter näher brachten.
Der Rundgang begann in der Münsterstraße vor dem Geburtshaus von Julius Busch (1838 1912). Er war ein bekannter Baumeister und Musiker in Neuss; schrieb u. a. das Quirinuslied, das uns Herr Lüpertz vorsang. Neben der Quirinus-Basilika machten wir einen Stopp am lebensgroßen Denkmal von Josef Kardinal Frings, der in Neuss geboren wurde. Er war von 1945 bis 1965 Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. Vom Dach der Basilika grüßte uns Quirinus, seinen Rücken gegen Düsseldorf gewandt.
Weiter ging es zur Krefelder Straße 18, wo wir am Haus des Physiologen Prof. Dr. Theodor Schwann (1818 1882) halt machten. Er war ein bekannter Arzt, betrieb Zellforschung, hat das Pepsin entdeckt und den ersten Lungenautomaten erfunden.
Dann ging es zum Freithof, wo wir einen herrlichen Blick auf die Qurinus-Basilika genossen. Gegenüber steht das Zeughaus, das früher als Kirche und Kloster der Franziskaner diente, ab 1803 als Lagerhaus genutzt, im Krieg zerstört wurde und seit 1950 als Konzerthaus fungiert. Am Fuße des Zeughauses befindet sich eine Tafel der Heimatfreunde Neuss mit dem bekannten Gedicht: Dort wo die Erft den Rhein begrüßt . . . „
Wir bummelten weiter durch die Gasse An der Münze, die an die Rechte zur Münzprägung durch Kaiser Friedrich III. erinnert, und kamen zur Oberstraße. Hier erinnern Gedenktafeln an die Neusser Mundartdichter Karl Greiner (auch Lehrer, 1896 1967) und Josef Derichs (1873 1954) sowie an die Büttenrednerin SophieTremblau (1920 2010). 150 m weiter, am Kreishaus, ist eine Gedenktafel für Ludwig Soumagne (1927 2003) angebracht, der das Mundartarchiv in Zons geschaffen hat. Ferner erinnert die Tafel von Josef Lange an den 1. Stadtarchivdirektor und Redakteur der Rhein. Post, der der Stadt Neuss ein bleiverglastes Fenster schenkte. Zu verschiedenen Gedenktafeln las Herr Lüpertz lustige Gedichte/ Lieder vor.
Von der Oberstraße warfen wir einen Blick auf das Obertor, das einzige noch erhaltene Stadttor von Neuss. Danach durchschritten wir die Rottelsgasse und kamen zum Blutturm. Er ist ein Relikt aus der Hexenverfolgung und erinnert an das Jahr 1635, in dem Hester Jonas gefangen genommen, im Blutturm festgehalten und später als Hexe enthauptet, verbrannt und die Asche verstreut wurde.
Im Blutturm lebte auch für zwei Jahre der bekannte Neusser Dichter Dr. Karl Schorn (1893 1971).
Diese Führung endete gegen 15.40 Uhr.