Exkursion

Exkursion am 21.07.2015: Schiffshebewerk Henrichenburg und Dortmund-Ems-Kanal

Nach störungsfreier Fahrt und bei bestem „Probus-Wetter“ begann gegen 10:45 Uhr im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg eine Führung durch die Anlage/das Museum. Herr Töpfer, ein außergewöhnlich guter Führer, erläuterte uns folgendes:

Der Dortmund-Ems-Kanal ist der erste deutsche Kanal der Neuzeit. Er wurde als Transportweg für die Produkte der Stahlindustrie im Ruhrgebiet an die deutsche Nordseeküste und umgekehrt für den Transport von Eisenerzen aus Skandinavien in das Ruhrgebiet gebaut. Er ist ca. 270 km lang und 4 m tief. Von Dortmund bis Emden ist ein Höhenunterschied von 70 m zu überwinden. Dies geschieht durch 19 Schleusen und ein Hebewerk, nämlich das in Henrichenburg.

Mit dem Bau des Kanals wurde 1892 begonnen, mit dem Bau des Hebewerkes 1894. Zeitweise waren bis zu 4.500 Arbeiter im Einsatz. Das Hebewerk ist von der Firma Haniel und Lueg für ca. 2,5 Mio. Reichsmark gebaut worden. Es war das erste Hebewerk dieser Art und Größe weltweit (später folgten weltweit noch 6 andere). Kanal und Hebewerk wurden am 11.08.1899 von Kaiser Wilhelm II mit einer großen Feier eröffnet.

Das Schiffshebewerk besteht aus einer großen, lang gestreckten Stahlgerüst-Konstruktion, in der ein 67 m langer und 8,20 m breiter Trog hängt. In diesem, mit Wasser gefüllten Trog können die Schiffe an beiden Längsenden ein- bzw. ausfahren, nachdem die Wand/das Tor geöffnet wird. In dem geschlossenen Trog wird das Schiff senkrecht über eine Höhe von 14 m herauf- bzw. heruntergelassen. Die Ein- und Ausfahrt eines Schiffes in den Trog dauern jeweils ca. 10 Minuten, der Hebevorgang nur 2,5 Minuten, so dass ein Schiff in ca. 22,5 Minuten durch das Hebewerk nach oben oder unten bewegt werden kann. Dies ist schneller als jede Schleuse.

Unter dem Trog befinden sich, über seine Länge gleichmäßig verteilt, 5 kreisrunde, 30 m tiefe Schächte, die mit Wasser gefüllt sind. In jedem dieser Schächte schwimmt ein stählerner, mit Luft gefüllter Schwimmkörper (13 m hoch, 8 m Durchmesser). Jeder dieser Schwimmer hat eine Auftriebskraft von ca. 620 to, alle 5 zusammen also eine Auftriebskraft von ca. 3.100 to. – Der mit Wasser gefüllte Trog wiegt ebenfalls ca. 3.100 to. – Lässt man nun aus dem Trog etwas Wasser ab (wodurch er leichter wird), so bewirkt die Auftriebskraft der 5 Schwimmer, dass der Trog (mit Schiff) hochgehoben wird; lässt man umgekehrt etwas mehr Wasser in den Trog, sinkt er nach unten. Durch dieses einfache physikalische Prinzip erfolgt das Heben und Absenken des Schiffes.

Das Schiffshebewerk hat den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden. Sein Betrieb wurde 1970 eingestellt, weil es für die inzwischen deutlich größeren Frachtschiffe zu klein war. Bis dahin musste als einzige größere Reparatur im Jahre 1939 nur ein neuer Trogboden eingebaut werden.

1914 wurde durch den Rhein-Herne-Kanal eine Verbindung von Dortmund bis Duisburg und damit bis zum Rhein hergestellt. – Im selben Jahr wurde neben dem Schiffshebewerk eine Schleuse für größere und breitere Schiffe in Betrieb genommen, die 1989 stillgelegt wurde. – Daneben wurde 1962 ein neues Schiffshebewerk in Betrieb genommen, das 2005 wieder stillgelegt wurde. 1989 schließlich wurde daneben eine neue Großschleuse in Betrieb genommen, durch die jetzt der gesamte Schiffsverkehr nach Dortmund läuft.

Das 1970 stillgelegte alte Schiffshebewerk wurde von 1982 – 1992 restauriert, ebenso die frühere Maschinenhalle. Durch die darin befindlichen Pumpen wurden früher täglich ca. 14 Mio. Liter Wasser in den oberen Kanal (15 km bis Dortmund) gepumpt, weil dieser keine natürlichen Wasserzuflüsse hat. – Teil des Museums ist außerdem ein stillgelegter Frachtkahn „Franz Christian“, der besichtigt werden kann.

Nach kurzer Busfahrt folgte ab ca. 12:45 Uhr das Mittagessen im Restaurant „Kortmann“ in Waltrop. Nach dem Essen hatte man genügend Zeit, im Garten des Restaurants zu entspannen oder im nebenan gelegenen „Schleusenpark Waltrop“ einen historischen Spaziergang durch „Hundert Jahre Schleusen- und Hebewerks-geschichte“ zu unternehmen.

Ab 15:30 Uhr folgte eine ca. 1-stündige Kanalfahrt auf dem Fahrgast-Schiff „Henrichenburg“ mit Kaffee und Kuchen, u.a. vorbei an dem im Bau befindlichen Steinkohle-Kraftwerk Datteln der Eon mit einer geplanten Leistung von 1.100 Megawatt.

Gegen 18:00 endete diese informative und abwechslungsreiche Exkursion wieder in Kaarst.