Vortrag

         Vortrag am 06.05.2014:  Erfahrungen eines Militärdekans a.D.                              in Afghanistan

Bevor der Referent des heutigen Abends, Pfarrer Gregor Ottersbach, in die Pfarre St. Martinus Kaarst kam, war er zwölf Jahre lang als Militärseelsorger tätig. Er hatte Einsätze im Kosovo, in Mazedonien, Bosnien und zuletzt in Afghanistan. Von seinen Erfahrungen in diesem Land berichtet er in seinem Vortrag.

Zunächst erläuterte er, dass ein Militärpfarrer Mitglied der Bundeswehr ist und als solches Teil des soldatischen Alltags. Man ist untergebracht wie die Soldaten und isst zusam­men mit ihnen im großen Verpflegungszelt. Alarmübungen im Einsatzland gehören genauso zum Alltag wie der Kampf gegen Hitze, Staub, Dreck und Kälte. Er trägt die Felduniform mit Hoheitszeichen, das ihn als Pfarrer auszeichnet, aber keine Waffe. Dafür ist ihm ein Sicherheitssoldat zugeordnet.

Afghanistan gilt als Rückzugsland für Terroristen. Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York entschlossen sich die westlichen Länder für eine militärische Präsenz in diesem Land. Der politische Auftrag lautete, die Terroristen zu verfolgen und vor Ort für Ruhe und Sicherheit zu sorgen.

Die Probleme der Soldaten, die 4 bis 6 Monate in einem solchen Land im Einsatz sind, sind vielfältig. Sie sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, sind ständig Gefahren ausgesetzt, müssen sich mit fremden Kulturen auseinandersetzen und müssen sich auch mit dem Sterben befassen. Sie sind von ihren Familien getrennt. Familienfeiern, Krank­heiten, Todesfälle, Eheprobleme, finanzielle Probleme müssen in der Ferne bear­beitet werden. Im Falle des eigenen Todes ist ebenfalls durch Testament und Erban-gelegenheiten Vorsorge zu treffen. Für einen Militärpfarrer ist das ein riesiges Aufgaben-feld. Durch regelmäßige Gottesdienste, Gespräche, Mitgefühl, Versorgung von Verwundeten und bei Todesfällen ist der Militärpfarrer immer gefordert. Dies gilt für alle Soldaten, egal ob oder welcher Religion sie angehören.

Die ungewohnten Lebensumstände in Afghanistan demonstrierte  Pfr. Ottersbach am Beispiel der burkatragenden Frauen. Er bat einen weiblichen Gast, eine Burka über­zu­­ziehen und ihr Gefühl beim Tagen der Burka zu schildern. „Sehr warm, einge­schränktes Sehen und Hören und Probleme, sich verständlich zu machen“ war ihr Kommentar. Derartige Einschränkungen gefährden eine Frau besonders im Straßen­verkehr.

Dieses Beispiel  zeigte anschaulich,  wie unterschiedlich das Leben, besonders für die Frauen, hier in Deutsch­land und im Einsatzland ist.

Pfr. Ottersbach kommentierte auch einige Terroranschläge der Taliban, die er miterlebt hatte.

Sein Fazit: In einigen Landesteilen herrscht Krieg, was einige Politiker nicht wahrhaben wollen, in anderen Gegenden ist es ruhig. In diesem Land gibt es viele ethnische Gruppen mit vielen unterschiedlichen Interessen. Das erschwert die Bildung einer Zentral-regierung. Das Land  ist schön, aber es braucht Hilfe und eine gute  Schulbildung für die Kinder.

Er selbst hat diesen Einsatz nicht bereut, im Gegenteil, er möchte ihn nicht missen. Sein Glaube hat ihm bei der Ausführung seines Amtes sehr geholfen.

Mit einem lang anhaltenden Beifall wurde Herrn Pfarrer Ottersbach für diesen Vortrag, der viele nachdenklich stimmte, gedankt.