Nach dem Berufsende in den PROBUS-Club

Nach dem Berufsende in den Probus-Club

VON ANJA SETTNIK

GOCH Nein, es geht nicht um einen Lobbyverband des öffentlichen Personennahverkehrs. „PROBUS“ ist gewissermaßen die Ruheständler-Abteilung der Rotarier. Während „Rotary“ jeder kennt, sind die „Retired Professionals and Businessmen“ eher unbekannt. Michael Urban, pensionierter Soldat aus Goch, ist der Präsident des PROBUS-Clubs Kleve, der ein Forum sein will für Menschen, die sich auch nach dem aktiven Berufsleben weiterhin für die Gesellschaft interessieren und beteiligt bleiben wollen.  „Wir verstehen unsere Gemeinschaft als einen Freundschaftsbund im dritten Lebensabschnitt, in dem wir einen regen und fruchtbaren Gedankenaustausch betreiben“, erklärt Urban.

Nach einem aktiven Berufsleben, das in Wirtschaft, Wissenschaft, in der Verwaltung oder einer Behörde stattgefunden haben kann, sind die altersgemäß Ausgeschiedenen oft noch lange nicht „fertig“ mit dem, was sie Jahrzehnte lang beschäftigt hat. Und sie haben eine Menge Sachverstand, der nicht ungenutzt brach liegen sollte, finden die PROBUS-Mitglieder.

Einmal im Jahr spendet der Verein eine Geldsumme an einen regionalen sozialen Zweck, aber das ist eher eine gemeinnützige Begleiterscheinung. „Uns geht es vorrangig darum, geistig rege zu bleiben und an dem, was in der Gesellschaft geschieht, auch im Ruhestand weiter Anteil zu haben“, sagt Urban. Nur „Bierthekengespräche“ zu führen sei ihnen zu wenig.

Sein Vorstandskollege Dietmar Viertel aus Emmerich hat vor einiger Zeit seine Zahn-Arztpraxis aufgegeben und engagiert sich nun im PROBUS-Club. Gerne lässt er sich als „Kümmerer“ bezeichnen, der sich insbesondere der Senioren der Gemeinschaft annimmt. „Ich organisiere Mitfahrgelegenheiten für die Älteren, sehe zu, dass auch Rollstuhlfahrer dabei sein können und mache möglich, was zunächst schwierig erscheint“, erzählt Viertel. Nicht wenige der Club-Mitglieder sind hoch in Jahren und auf die Unterstützung ihrer Freunde angewiesen. Ehrensache, dass diese Verbindung auch nach Todesfällen bestehen bleibt. „Verwitwete Menschen gehören automatisch weiterhin zu uns und werden zu allen Veranstaltungen eingeladen“, sagt Urban.

Weltanschaulich und politisch ist „PROBUS“ neutral. Dabei aber selbstbewusst auch mit dem Blick nach Düsseldorf oder Berlin: „Wir Älteren sind eine wichtige Wählergruppe und wahrlich keine Minderheit“, so Viertel. Politiker seien entsprechend gut beraten, PROBUS-Mitgliedern sowie Rentnern und Pensionären gut zuzuhören. Umgekehrt sei der Club auch interessiert an vielem, was andere Gruppen betreffe – junge Leute zum Beispiel. Auch über Migration, Psychologie, Philosophie und diverse internationale Themen denkt „PROBUS“ gerne nach und lädt sich dazu kenntnisreiche Referenten ein.

Während es in Deutschland „nur“ 13 Clubs, davon zwölf in NRW, gibt, sind in den Niederlanden 400 PROBUS-Clubs verzeichnet, in England gar 1000. So einfach anschlie- ßen kann man sich einer der Gruppen allerdings nicht – die Satzung regelt, dass man eingeladen werden muss.

(Rheinische Post v. 21.02.2018)